Anders als bei den Schwesterportalen Thueringen24 oder News38 setzt Funke in NRW aber nicht auf einen neuen Namen, sondern reanimiert mit dem Westen eine alte Marke. Die hatte der Konzern eigentlich bereits stillgelegt. 2007 startete die damalige WAZ-Mediengruppe unter diesem Titel ein großes News-Portal und ersetzte damit die Online-Ableger seiner NRW-Zeitungen. Als erstes Verlagshaus experimentierte der Verlag dort auch mit Social-Media-Elementen.

2011 folgte die Rolle rückwärts und die einst abgeschafften Zeitungsportale von WAZ.de bis NRZ.de traten wieder in den Vordergrund. Der Westen blieb lediglich als technische Webadresse bestehen, verschwand als Marke aber komplett. "Die Marke der Westen verfügt über einen hohen Marken- und SEO-Wert", begründet Co-Geschäftsführerin Constanze van Overdam den Schritt. "So etwas wirft man nicht einfach weg."

Über den Westen sollen junge Leser Funke-Zeitungen entdecken

Wie schon in Braunschweig und Berlin ist ein gewisser Wettbewerb zwischen Zeitungsableger und jungem Boulevardportal durchaus erwünscht. "Wir wollen den sportlichen Wettbewerb, aber wir sehen die Portale trotzdem nicht als Konkurrenten", sagt van Overdam. "Beides sind Bausteine einer Zwei-Säulen-Strategie, die sich ergänzen. Am Ende werden alle voneinander lernen und besser."

Die jungen Westen-Leser hofft man, mit Teasern und Angeboten auch für die Angebote der Funke-Regionalzeitungen begeistern zu können. "In dem Lebenszyklus, in dem man sich settled, wird auch das Thema Tageszeitung wieder relevant", so van Overdam. "Deshalb wollen wir den Westen auch als Marketingplattform für unsere Markenangebote der Tageszeitungen nutzen."

Die andere Seite der Strategie sieht vor, WAZ.de, NRZ.de und Co. noch stärker auf "Premium"-Content auszurichten, für den Leser auch bereit sind, zu bezahlen. Der soll vor allem aus der Lokalberichterstattung kommen, sagt Körner. "Wichtig ist die konsequente lokale Ausrichtung der Markenportale." Die neuen Bezahlmodelle sollen aber auch das Abogeschäft mit den gedruckten Zeitungen stützen. "Wir wollen unseren Lesern Aboangebote aus Print und Digital machen", kündigt Körner an. "Dieses kann nach Verbreitungsgebiet und Titel differenziert werden."

Die neuen Seiten bewirbt Funke übrigens mit einer großen Kampagne.


Autor: Thomas Nötting

ist Leitender Redakteur bei W&V. Er schreibt vor allem über die Themen Medienwirtschaft, Media und Digitalisierung.