Medientage:
Buhrow hofft auf Mediathek mit dem ZDF
Der ARD-Vorsitzende Tom Buhrow sprach auf den Medientagen München 2020 über die Rolle des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Die Corona-Krise habe auch bei der ARD Trends beschleunigt.
"Ich bin richtig stolz auf die Leistung der Öffentlich-Rechtlichen in der Corona-Krise", sagt Tom Buhrow im Gespräch mit Journalist Torsten Zarges, DWDL. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk habe sich als verlässliche Informationsquelle bewährt. Buhrow verweist in diesem Zusammenhang auch auf die Ergebnisse einer Glaubwürdigkeitsstudie von Infratest dimap im Auftrag des WDR. Demnach beurteilen 82 Prozent der Befragten die Corona-Berichterstattung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen als gut oder sehr gut, 74 Prozent die im öffentlich-rechtlichen Radio. Auch die Berichterstattung in den Internetangeboten der öffentlich-rechtlichen Sender (56 Prozent) schneidet hier gut ab.
Öffentlich-Rechtlichen als glaubwürdigste Medien
Auch jenseits der Corona-Krise haben die Öffentlich-Rechtlichen den besten Stand (81 Prozent) in punkto Glaubwürdigkeit in der deutschen Medienlandschaft. Die Informationen in öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern schätzen 79 Prozent als glaubwürdig ein, ebenso die Internetangebote der öffentlich-rechtlichen Sender (63 Prozent).
Zum Vergleich: Informationen in sozialen Netzwerken halten die Deutschen größtenteils für wenig glaubwürdig. Bei Youtube sind es immerhin 18 Prozent der Befragten, die den Kanal als glaubwürdig beurteilen, Twitter (7 Prozent), Facebook (7 Prozent) und Instagram (5 Prozent).
Daneben betont Buhrow auch den Bildungsauftrag des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks. Den habe die ARD mit ihrem Programm gerade während Homeschooling-Zeiten mit Sendungen wie beispielsweise der Maus sehr gut erfüllt.
Digitalisierungstrend auch in der ARD
Corona habe Trends beschleunigt, auch bei ARD und WDR, so Buhrow. So haben auch die öffentlich-rechtlichen Anstalten einen Digitalisierungsschub erlebt. Vor allem was die interne Arbeitsweise betrifft. Homeoffice und digitale Zugänge für Mitarbeiter habe es in der Form und dem Ausmaß vorher nicht gegeben.
An der ARD-Agenda habe die Corona-Krise allerdings kaum etwas verändert. Hier stehen weiter Stärkung des Digitalen und der Mediathek im Fokus. Zudem stand das erste Halbjahr unter dem Auftrag den Staatsvertrag für Finanzierung von allen Ministerpräsidenten unterschrieben zu bekommen.
Bedarf an gemeinsamer Mediathek
Stichwort Mediathek: Auch Buhrow beobachtet, dass der Bedarf an nicht linearem Konsumieren stark zunimmt. Das erfordert neue Programmierung und Umstrukturierung. Die ARD hat deshalb einen Programmdirektor für die Mediathek, einen sogenannten Channelmanager, der in die Programmdirektion des Ersten Deutschen Fernsehens integriert ist, berufen. Programmentscheidungen seien inzwischen strategisch geprägt von der Überlegung was in der Mediathek gut läuft, wie zum Beispiel Miniserien.
Auf die Frage, ob nicht dringend eine sogenannte Übermediathek der öffentlich-rechtlichen Sender nötig sei um den Streamingdiensten aus Übersee etwas entgegen zusetzen, antwortete der ARD-Vorsitzende: "Ja, das ist gewünscht und der Zug der Zeit" - räumt aber ein, dass es sich hier um eine Kernfrage handelt, die medienpolitisch heikel ist.
Die öffentlich-rechtliche Schwester habe in Bezug auf die Mediathek anfangs Wettbewerbsvorteile gehabt, weil sie früher angefangen habe, jetzt seien aber beide Anstalten gleich auf. Eigentlich beste Voraussetzungen. "Die Konturen der beiden Systeme müssen weiter sichtbar bleiben", betont Buhrow. "Ich glaube aber wenn wir international wettbewerbsfähig bleiben wollen, ist das etwas, was man im Blick haben muss", so der ARD-Vorsitzende.