Maxi-Programmumbau:
BR bläst zum Generalangriff auf die Jugend
Im Kreis der ARD-Sender stürmt nun der BR nach vorne: Das Jugendradio on3 wird ausgebaut, TV- und Web-Formate für Kids gelauncht.
Immer wieder erklärt die ARD – mal mit, mal ohne ZDF -,j unge Zuschauer durch neue Angebote wieder für sich gewinnen zu wollen. Der Bayerische Rundfunk in München macht jetzt Nägel mit Köpfen: Die ARD-Anstalt, die mit dem 51-jährigen Ex-Regierungssprecher Ulrich Wilhelm einen der jüngsten Intendanten ihr Eigen nennt, baut im großen Stil junge Programmangebote übergreifend in Radio, TV und im Internet aus und plant für 2013 diverse neue Formate für Kids. "So wird das junge Radioprogramm on3-radio zu einem Vollprogramm mit Nachrichten und moderierten Flächen bis in die Nacht ausgebaut. Für das Bayerische Fernsehen, BR-alpha und den Online-Auftritt pilotiert der BR mehrere junge Sendungen", kündigen die Münchner an. In Planung seien TV-Formate, die an das neue junge Radioprogramm (on3) und an die "auch im jungen Bereich erfolgreiche Welle Bayern 3" angedockt seien. Der Webauftritt werde für die neuen Programmangebote ausgebaut und noch stärker als bisher in den Online-Auftritt von BR.de integriert, heißt es.
Die Details: Die Jugendwelle on3-radio, bislang täglich vier Stunden live moderiert, soll ab Frühjahr 2013 rund um die Uhr "neben dem musikalischen Fokus auf Newcomer-Bands ein breites journalistisches Angebot liefern". Die multimediale Featuresendung "Die Frage" wird dann abgerundet durch eine eigene Morningshow und Nachrichten für junge Hörer.
Nach fünf Jahren, in denen "on3-südwild" im TV jede Woche aus einer anderen Stadt in Bayern über Themen berichtet hat, wird die Jugendsendung laut BR zum Jahresende auslaufen. Anstelle der täglichen Live-Sendung sollen "zahlreiche neue Sendungen" treten. Mit den aus "on3-südwild" bekannten "Woidboyz" (Anm.d.Red.: Neubairisch für "Jungs aus dem Bayerischen Wald") wurde demnach eine Pilotfolge zu einer neuen Sendung produziert. Jungen Filmemacher solen mehr gefördert werden, in zehn Kurzfilmsondersendungen bietet das Bayerische Fernsehen jungen Regisseuren, Autoren und Filmemachern eine Bühne. Die Berichterstattung von Konzerten und Festivals im TV wird erweitert. Die Produktion der musikalischen Newcomer-Sendung "on3-startrampe" wird von zwei auf drei Staffeln pro Jahr erhöht. Auch von "Die allerbeste Sebastian Winkler Show" produziert der BR zusammen mit Einsfestival wieder 18 neue Folgen. Einsfestival und BR entwickeln derzeit auch ein neues TV-Format rund um das Thema Umzüge, "die in einer dynamischen, bewegten Welt oft zu Momenten des Umbruchs im Leben werden". 2013 soll die Sendung sowohl im Bayerischen Fernsehen als auch auf Einsfestival einen Sendeplatz bekommen. Auch mit dem vom SWR verantworteten, verjüngten ARD-Digitalkanal EinsPlus seien Kooperationen angedacht, heißt. Und: Das Bayerische Fernsehen plant, das Programm in einigen Nächten jünger zu gestalten.
Auch personell hinterlässt die neue Ausrichtung in den Programmangeboten Spuren: Ab November wird Walter Schmich, Programmbereichsleiter Bayern 3 und Jugend, von einem neuen Abteilungsleiter im Bereich Jugend unterstützt. Thomas Müller kehrt nach mehreren Stationen in verantwortlichen Positionen bei anderen Unternehmen (Universal Records, Apple / iTunes) zum BR zurück. Er soll dem Programm neue Impulse geben. "So werden im Zuge der Trimedialität einzelne Radio-Sendungen und Sendeflächen ihre Verlängerung nicht nur ins Netz erfahren, sondern auch ins Fernsehen", heißt es vom BR, der seit Monaten an seinen Strukturen feilt. Musik-, Comedy- und Filmsendungen sollen das Angebot junger TV-Formate abrunden.
BR-Fernsehdirektorin Bettina Reitz hat konkrete Vorgaben: "Junge Fernsehzuschauer haben ein sehr hohes Qualitätsbewusstsein, sind weltoffen aber auch regional verwurzelt." Ihr Kollege, Hörfunkdirektor Johannes Grotzky, sieht in der noch engeren Verzahnung des Fernseh-, Hörfunk-, und Multimedia-Angebots, die der BR gerade unter dem Motto "Trimedialität" umsetzt, die große Chance, junge Zielgruppen zu erreichen: "Die vielbeschworene Konvergenz der Medien ist für junge Zuhörer und - schauer keine Zukunftsvision mehr, sondern schon selbstverständlicher Mediennutzungsalltag."