
Bewerbung um SPD-Vorsitz:
Böhmermann hat vier von fünf nötigen Unterbezirken hinter sich
"Realsatire ist keine Einbahnstraße", verkündet Böhmermann in seiner "Bürgersprechstunde". Der Satiriker meint es scheinbar ernst mit seiner Bewerbung als SPD-Chef. Vier Unterbezirke unterstützen ihn bereits.

Foto: Jan Böhmermann/Facebook
Nach einer guten halben Stunde Online-"Bürgersprechstunde" steht fest: Jan Böhmermann ist entweder ein exzellenter Schauspieler, oder er meint es mit der Kandidatur für den SPD-Vorsitz tatsächlich ernst. Viel fehlt jedenfalls nicht mehr. Der Satiriker hat für seine Bewerbung nach eigener Darstellung schon vier der fünf nötigen Unterbezirke hinter sich. Sie alle hätten ihm dafür ihre Unterstützung zugesichert, sagte der TV-Moderator am Freitagnachmittag. Böhmermann nannte keine Namen. Es gibt deutschlandweit 393 Unterbezirke der Partei.
Sollte der Komiker tatsächlich genug Unterstützer haben, wäre damit aber noch nicht sein Problem gelöst, erst SPD-Mitglied werden zu müssen. Kritiker werfen ihm vor, die Bewerbung nicht ernst zu meinen.
Förmliche Voraussetzung einer Kandidatur ist die Unterstützung von mindestens fünf Unterbezirken, einem Bezirk oder einem Landesverband. Die Abgabefrist läuft am Sonntag um 18 Uhr ab. Böhmermann sagte, er habe den Unterbezirken, die auf seiner Seite seien, einen Antrag auf Aufnahme als SPD-Mitglied zukommen lassen. Aus der Partei heißt es allerdings, dass er nur an seinem Wohnort aufgenommen werden kann. Vom sozialdemokratischen Bezirksbürgermeister seines Heimatortes Köln-Ehrenfeld, Josef Wirges, kamen bereits ablehnende Signale.
Hier geht es zu Böhmermanns Live-Video des Bürgerdialogs.
Darüber äußerte sich der 38-Jährige enttäuscht. Er stellte die Frage: "Wenn Olaf Scholz in der SPD ist - warum ich nicht?" Zu seinem politischen Erfahrungsschatz sagte er: "Ich bringe nicht diesen Stallgeruch mit. Ich müffle aber auch nicht nach SPD."
Auf die Frage, wie ernst es ihm mit der Kandidatur sei, sagte Böhmermann: "Ob das Satire ist oder nicht, entscheidet sich am Sonntag um 18 Uhr." Wenn es nicht funktioniere, sei es ein großer Spaß gewesen, aber wenn er antreten dürfe, dann werde es halt ernst. Vielsagend fügte er an: "Realsatire ist keine Einbahnstraße. Dieses Phänomen, dass man was in der Wirklichkeit sieht und denkt, das ist ein Witz, das gibt's halt auch andersrum."
Zu seinen Zielen sagte er: "Die GroKo wird es mit mir nicht geben." Er fühle sich der "außerparlamentarischen sozialdemokratischen Opposition" zugehörig, den "Asos". Er komme aus einfachsten Verhältnissen, betonte Böhmermann, ein Salamibrötchen kauend: "Bei uns gab es Sesambrötchen nur am Sonntag." (red/dpa)