Bezahlschranke :
Bildplus: Wie "Bild" künftig digital Geld verdienen will
Das "Bild"-Bezahlangebot "Bildplus" soll zeigen, ob sich mit journalistischen Inhalten im Internet in Zukunft mehr als Peanuts verdienen lassen.
Rote Teppiche, rotes Licht, emotionale Aufbruchbruchstimmung in den Videos von den Silicon Valley-Ausflügen des Springer-Managements, die den Geladenen vorgeführt wurden. Als Axel Springer gestern Abend das neue Bezahlangebot von "Bild" vorstellte, sollte das Gefühl entstehen: Hier geht es um was, mindestens um eine neue Zeitrechnung.
Sie soll am 11. Juni 2013 beginnen, wenn Deutschlands größte Medienmarke "Bild" sein Bezahlangebot "Bildplus" startet. Es soll zeigen, ob für journalistische Inhalte im Internet von einer größeren Menschenmenge Geld bezahlt werden wird, oder eher nicht. "Das Ganze erinnert ja an eine Gründung, so wie man früher eine Zeitung gegründet hat," sagte Konzernchef Mathias Döpfner. Und: "Wir haben überzeugende Inhalte, Einfachheit, ein gutes Marketing. Eigentlich müsste es klappen, aber ganz genau wissen wir es natürlich auch nicht."
Für die 12 Millionen Nutzer von Bild.de heißt das: Nachrichten bleiben zwar auch in Zukunft kostenfrei, das sind im Moment etwa 70 bis 80 Prozent der Inhalte. Doch für exklusive Storys dahinter, Videos, Interviews, Fotos und investigative Geschichten muss bezahlt werden. 4,99 Euro kostete das reine Digital-Abo "Bildplus" monatlich. Für 9,99 gibt es ein E-Paper der gedruckten Ausgabe dazu ("Bildplus Premium"). Für 14,99 kriegt man die Printausgabe noch obendrauf, die via Gutschein am Kiosk täglich abgeholt werden kann ("Bildplus komplett"). Das Angebot der "Bild am Sonntag" ist am siebten Tag eingeschlossen. Käufer der Printausgaben finden in ihrer Zeitung wiederum einen Code, mit dem die "Bildplus"-Inhalte online 24 Stunden lang für sich öffnen können. Die Bundesligaclips, die die besten Szenen eine Stunde nach Abpfiff zeigt, gibt es für 2,99 Euro jeweils obendrauf, allerdings nicht einzeln – das dürfte jedenfalls Zugpferdcharakter entfalten.
Seit Wochen übt die Bildredaktion mit Diekmanns Stellvertreterin Marion Horn, welche Inhalte täglich in welche Kanäle wandern sollen - ganz ohne ihren Chefredakteur Kai Diekmann, der erst am 1. Juni eintrifft. Den zahlenden Kunden verspricht Konzernchef Döpfner in Zukunft noch viel, viel mehr: "Wir stehen erst am Anfang. Onlinejournalismus kann viel kreativer werden, als das was man heute sieht. Das wird eine echte Gründerzeit, wenn man anfängt, diese kreativen Möglichkeiten zu nutzen."
Gleichzeitig könnten bei der Bildgruppe, deren Printgeschäft schrumpft, bis zu 200 Arbeitsplätze gestrichen werden, wie der "Spiegel" schrieb. Man müsse umbauen, sagte Döpfner dazu, an einer Stelle werde aufgebaut, an der anderen abgebaut. Insgesamt habe Springer 2012 5,6 Prozent mehr Arbeitsplätze geschaffen, auch die "Bild" habe 2013 deutlich mehr Redakteure als im Jahr 2000. Wieviele der 14.600 Springer-Mitarbeiter bei "Bild" arbeiten, gibt der Konzern aber nicht bekannt.