
Hauptversammlung:
ARD pusht On-Demand
Knapp eine halbe Millionen Hörer nutzen die ARD-Audiothek. Die Mediathek soll erfolgreichste Video-Plattform Deutschlands werden.

Foto: ARD
Von wegen Sommerzeit ist saure Gurkenzeit. 90.000 neue Downloads in der Audiothek brachte die Ferienzeit dem öffentlich-rechtlichen Sender. Die kostenlose On-Demand-App von ARD und Deutschlandradio kommt damit auf 470000 Abrufe. Insgesamt können die Nutzer über die App mehr als 60 öffentlich-rechtliche Hörfunkwellen abrufen. Vor allem die Zahl der Podcast-und Hörbuch-Abrufe hat zugenommen - nicht zuletzt dank einer Kampagne der Landesrundfunkanstalten. Besonders beliebt sind nach Angaben des Senders Hörspiele, Lesungen, Kindergeschichten, Krimis, Dokumentationen und Satire-Sendungen. Platz eins auf der Beliebtheitsskala der Hörspiel-Formate nimmt der Radiotatort "Ronsdorf" mit Uwe Ochsenknecht ein, gefolgt von den Klassikern "Ruf der Wildnis" von Jack London und "In 80 Tagen um die Welt" von Jules Verne.
Erfolgsquoten erhofft sich der Sender auch vom Start der neuen Hörspielserie "Der nasse Fisch" am 30.September. Die achtteilige Serie von Radio Bremen, WDR und rbb basiert auf dem gleichnamigen Buch von Volker Kutscher, das als Vorlage für die Tom Tykwer-Verfilmung "Babylon Berlin" diente. Die ARD veröffentlich alle acht Folgen zeitgleich zur TV-Ausstrahlung.
Mediathek soll zur besten Video-Plattform Deutschlands ausgebaut werden
Auch das Video-On-Demand-Angebot der ARD soll gepusht werden. Wie das aussehen könnte, präsentierte der Sender auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin in einer Beta-Version. Die Mediathek hat ein neues Design und klarere Strukturen verpasst bekommen. Das gesamte Streamingangebot der ARD, sprich knapp 100 000 Videos, sollen über diese eine Plattform abrufbar sein. Dabei hofft die ARD auf die Hilfe der Nutzer. Ein digitaler Fragebogen soll Optimierungswünsche möglich ermitteln.
"Die Nutzerinnen und Nutzer beeinflussen durch ihre Hinweise, wie sich die Mediathek Schritt für Schritt entwickelt.Es geht uns ganz gezielt um diesen offenen Prozess, in dem wir die Möglichkeiten der Plattform ständig erweitern.", sagt Online-Intendant Peter Boudgoust (SWR). Das Ziel der Mediathek sei nicht weniger, als in Deutschland die beste Plattform für alle Videos von Nachrichten bis Spielfilm zu sein.
Herbstprogramm mit zahlreichen Dokus
Das alles steht und fällt mit den Inhalten. Hier setzt die ARD auf ihr neues Herbstprogramm, das von zahlreichen Dokus geprägt ist. Fiktionales Highlight ist die aufwändige Gemeinschaftsproduktion von ARD und Sky "Babylon Berlin", die in 16 Folgen am 30. September startet.
Ähnlich historisch die Doku-Dramaserie "Krieg der Träume" (ab 17. September, 22:45 Uhr). Der Dreiteiler befasst sich mit der Zeit zwischen den Weltkriegen anhand von elf Biografien. Die Zeit der 80er Jahre nimmt sich die Gesellschaftssatire "Der große Rudolph" vor über den Münchner Modeschöpfer Rudolph Moshammer (19. September, 20:15 Uhr).
Weitere Dokudramen sind "Lehman. Gier frisst Herz" (23. September, 20:15 Uhr) über die Pleite der Lehmann Brothers, "Der Auf-Schneider" (15. Oktober) über den Baulöwen Jürgen Schneider und "Die Aldi-Brüder" (22.Oktober, 20:15 Uhr) über die Geschichte der Discounter-Familie. Weitere Dokus in der Reihe "Die Story im Ersten" befassen sich mit den Journalistenmorden auf Malta ("Schweig. Oder Stirb. Warum mussten zwei Journalisten sterben?", 8. Oktober) und "Das Facebook-Dilemma" (31. Oktober).
"Von der Gesellschaftssatire über die Literaturverfilmung bis zum investigativen Politthriller, von der gefeierten High-End-Serie über den internationalen historischen Mehrteiler bis zum brisanten Dokudrama - was könnte ein besserer Ausweis dafür sein, dass wir ein unverzichtbarer Bestandteil der Kultur in Deutschland sind.", sagt Volker Herres, Programmdirektor Erstes Deutsches Fernsehen.
Laut RBB-Intendantin Patricia Schlesinger sieht das auch der Zuschauer so. Auf der IFA, auf auf der sich die ARD mit einem Dialog-Angebot "Wir sind Deins" präsentierte, stand das Programm im Fokus des Nutzers. "Im Zentrum der Diskussionen und Gespräche stand nicht etwa der Rundfunkbeitrag, sondern das Programm." Die Mitarbeiter der Landesrundfunkanstalten hatten auf der Messe über 1000 Gespräche mit Zuschauern geführt, um sich Anregungen und Kritik zu stellen. Die Aktion "Wir sind Deins" soll mit Spots in Hörfunk und Fernsehen fortgesetzt werden und Einblicke in die Entstehung von ARD-Sendungen geben.
BR bleibt weiter ARD-Vorsitz
Gleichzeitig hat die ARD-Hauptversammlung beschlossen, dass der Bayerische Rundfunk ein weiteres Jahr die ARD-Geschäftsführung übernimmt. Damit bleibt BR-Intendant Ulrich Wilhelm weiter ARD-Vorsitzender. Stellvertrender Vorsitz bleibt beim MDR mit seiner Intendantin Karola Wille.