Gratis lesen mit Prime Reading

Die Abo- und Einzelpreise variieren, wie bei den Printausgaben auch, je nach Titel. Für Prime-Mitglieder, verkündet Amazon, ist die Auswahl sogar kostenlos - E-Books und Comics eingeschlossen. Damit ergänzt "Prime Reading" nun die Amazon-Aboangebote "Prime Video" und "Prime Music". Das Streamingangebot inklusive Gratisversand Amazon Prime kostet 69 Euro im Jahr oder 8,99 Euro pro Monat.

Amazon hat die Kraft, damit anderen Online-Kiosken ordentlich einzuheizen. Viele Verlage verkaufen ihre Digitalversionen selbst per App, sind zudem auf Verbreitungswege verteilt, die von Blendle, Readly und Pocketstory über die Appstores von Google und Apple bis hin zu kleineren Anbietern reichen. Sie bieten teilweise einzelne Artikel, teilweise aber auch nur komplette Ausgaben, Abos oder Flatrates an.

Nicht ganz unproblematisch ist das auch für die Verlage: Zwar haben neue Verbreitungswege stets das Potenzial, neue Leser zu locken und bestehende zu halten - doch das hat seinen Preis. Von den digitalen Vertriebserlösen bleibt ein guter Teil beim Kioskbetreiber. In diesem Fall bei Amazon. Nach Angaben auf der Website des US-Konzerns landen im ersten Jahr 30 Prozent jeder Transaktion bei Amazon, danach nur noch 15 Prozent. Wettbewerber Apple behält bei jedem verkauften Produkt, ob App oder Digitalmagazin, 30 Prozent.

Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) und der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) haben sich bei DNV-Online positiv zum Digitalkiosk von Amazon geäußert. Für den BDZV seien "alle zusätzlichen Vertriebskanäle, die die Zeitungen dabei unterstützen, neue Zielgruppen anzusprechen und neue Erlösquellen zu finden" im Sinne der Branche. Auch Erwartungen sind aber daran geknüpft. So zitiert DNV den BDZV, er hoffe, "dass die Gespräche über die Konditionen fair und transparent verlaufen und offene Fragen – etwa zur Ausweisung durch die IVW – schnell geklärt werden können".

Der Umsatz mit E-Magazinen in Deutschland (ohne Zeitungsausgaben) soll über alle Vertriebswege 2017 etwa 70 Millionen Euro erreichen - und bis 2021 bereits bei 152 Millionen Euro liegen. Das prognostiziert der Statistikdienst Statista. Die Zahl der Nutzer wird voraussichtlich von 1,2 Millionen 2016 auf 3,2 Millionen im Jahr 2021 ansteigen. Vorreiter bei den Digitalausgaben sind einmal mehr die USA: Dort wird bereits für das laufende Jahr ein E-Paper-Umsatz von 718 Millionen Euro erwartet. Und E-Kioske sind einer der Treiber dieser Entwicklung.

Überblick: E-Kiosk-Anbieter in Deutschland

Harte Zahlen zum Digitalkiosk-Markt in Deutschland gibt es kaum. Die Anbieter veröffentlichen keine Nutzerzahlen - beziehungsweise keine vergleichbaren Daten.

Amazon Prime hatte vor einem Jahr laut Statista rund 17 Millionen deutsche Prime-Kunden. Das war vor der Preiserhöhung von 49 auf 69 Euro jährlich - die Zahl dürfte dennoch gestiegen sein. Das sind 17 Millionen potenzielle E-Paper-Leser für die Verlage.

Readly meldet für das erste Quartal 2017 rund 3,3 Millionen verkaufte Magazinausgaben. Nach eigenen Angaben sind rund 500 deutsche Titel im Portfolio.

Blendle meldet gut 1 Million Accounts derzeit (D, NL, USA). Und im Sommer 2016 rund 1,2 Millionen von den Nutzern im Quartal gelesene Ausgaben.

Pocketstory hat Verträge mit 80 Medienmarken. Vor einem Jahr meldete das Startup "niedrige fünfstellige Nutzerzahlen".

iKiosk von Axel Springer bietet 800 Titel von 150 Verlagen (nicht nur deutschsprachige Angebote). Genaue Zahlen zur Nutzung gibt es nicht.

Die E-Paper-Auflage von Zeitungen und Zeitschriften in Deutschland (inklusive der verlagseigenen Angebote) lag im ersten Quartal 2017 bei 1,1 Millionen (Zeitungen) beziehungsweise 890.000 (Publikumszeitschriften) und hat sich innerhalb von vier Jahren fast verdreifacht (Q1/13: 430.000 bzw. 330.000).


Autor: Susanne Herrmann

schreibt als freie Autorin für W&V. Die Lieblingsthemen von @DieRedakteurin reichen von abenteuerlustigen Gründern über Medien und Super Bowl bis Streaming. Marketinggeschichten und außergewöhnliche Werbekampagnen dürfen aber nicht zu kurz kommen.