#MachenWirDasBesteDraus:
Wie wir uns und unser Team in der Krise motivieren
Corona und die Folgen können für uns alle frustrierend sein. Sich in schwierigen Zeiten wie diesen immer wieder zu motivieren, ist nicht einfach. Doch es geht. Wie, das weiß Fokussierungsexperte René Esteban.
Unsere Arbeitswelt steht seit Beginn der Corona-Krise vor einigen Wochen auf dem Kopf. In Windeseile wurden Konzepte für mobiles Arbeiten entwickelt und die IT-Infrastruktur ausgebaut, damit weiterhin alle Mitarbeiter gleichzeitig von außen auf sie zugreifen können. Zurzeit befinden sich so viele Menschen wie nie im Homeoffice. Was vorher unmöglich schien, ist zum Standard geworden.
Wie lange das so sein wird? Nach aktuellem Stand mindestens bis zum 3. Mai, realistisch betrachtet deutlich länger. Umso wichtiger ist die Fragestellung: Wie motiviere ich mich und andere? Denn gerade zurzeit ist das sicherlich nicht für jeden einfach. Viele Menschen dürfen nun noch mehr verschiedene Bälle – Gesundheit, Familie, Beruf und Finanzen – gleichzeitig balancieren. Da kann schnell das Gleichgewicht der Bedürfnisse verloren gehen.
Die fünfstufige Bedürfnispyramide des US-amerikanischen Psychologen Abraham Maslow beschreibt Motivationen und Bedürfnisse des Menschen. Das Fundament der hierarchischen Pyramide bilden Grundbedürfnisse wie Essen, Trinken, Schlafen und körperliches Wohlbefinden. Sobald sich der Mensch keine Gedanken mehr darüber machen braucht, erklimmt er eine neue Stufe – die Sicherheitsbedürfnisse wie Sicherheit, Stabilität, Ordnung und Freiheit von Angst und Chaos. Erst drei weitere Stufen entfernt liegt die Spitze der Pyramide: die Selbstverwirklichung.
Wir müssen nicht jeden Tag zu 100 Prozent motiviert sein
Noch im Januar dieses Jahres konnten es sich vermutlich viele Menschen in Deutschland leisten, sich im Bereich der Selbstverwirklichung oder Wertschätzung (Stufe 4) weiterzuentwickeln. Nur wenige standen auf der Stufe der sozialen Bedürfnisse (Stufe 3). Dazu zählen etwa Liebe, Freundschaft und Gruppenzugehörigkeit. Wer hätte damals gedacht, dass nur zwei Monate später das ganze Land wenigstens eine, wenn nicht sogar drei Stufen nach unten fällt.
Was soll uns diese Darstellung nun sagen? Wir müssen nicht jeden Tag zu 100 Prozent motiviert sein. Wir wollen zunächst einmal unsere Freunde und Familie – wenn auch nur virtuell – sehen und uns sicher fühlen. Wenn diese Gedanken in unserem Kopf kreisen, ihn vielleicht sogar blockieren, dann können wir uns nur schwer motivieren. Doch es kann gelingen. Es liegt an Ihnen, denn es kommt darauf an, wie bereit Sie dafür sind.
Mein dringender Appell: Lassen Sie uns das Beste aus der momentanen Situation machen. Wenn wir uns auf die Sorgen fokussieren, werden wir die Probleme nicht lösen. Gerade jetzt ist Lösungsorientierung wichtig. Wir brauchen Menschen, die motiviert auf Lösungen hinarbeiten.
Wie motiviere ich mich und andere?
Durch Fokus. Eine Krise bietet immer auch eine gute Gelegenheit, sich auf eigentliche Ziele zurückzubesinnen. Je mehr Sie sich fokussieren, desto mehr motiviert sind Sie. Fokus auf ein wichtiges Ziel bedeutet Klarheit, Konzentration und Beharrlichkeit.
Der Fokus erfordert von allen Beteiligten Durchhaltevermögen. Ohne ihn geht es nicht – nicht in der Krise, und auch nicht außerhalb schwieriger Situationen. Wer in einem Unternehmen etwas Großes erreichen möchte, der sollte sich für ein einziges, großes Ziel entscheiden und an diesem konsequent dranbleiben. Sobald die Mitarbeiter wissen, warum sie hier sind, warum es sich lohnt, an einem Ziel zu arbeiten, sind sie motivierter und leistungsfähiger.
Wer etwas Großes erreichen möchte, der darf an sich selbst glauben – doch auch an das Ziel. Sonst wird das nichts. Glauben Sie jedoch niemals, dass Sie schon alles sind, alles wissen und alles können. Wir alle dürfen ständig von anderen lernen und uns permanent weiterentwickeln.
Wir dürfen lernen, wie wir konzentriert und gleichzeitig entspannt große Ziele erreichen. Dazu gehört eine große Portion Mut und die Fähigkeit, auch mal „Nein“ zu sagen. Die freigewordene Energie wird auf das wichtige „Ja“ gelegt. Dafür setzen Sie diszipliniert einen Fuß vor den anderen, bis Sie am Ziel sind.
Höchste Konzentration und völlige Versunkenheit
Bereits in den 70er Jahren kam der ungarisch-amerikanische Psychologe Mihaly Csikszentmihalyi zu der Erkenntnis, dass der Fokus uns glücklich macht. Sobald Menschen sich stark fokussieren, kommen sie in einen Flow-Zustand, also einen Zustand höchster Konzentration und völliger Versunkenheit in eine Tätigkeit. Dieser Zustand befindet sich genau zwischen Langeweile und Stress. Er tritt also immer dann ein, wenn wir uns klare Ziele setzen und uns voll auf das Tun konzentrieren. Das gelingt uns natürlich nie stetig. Sie können es sich aber vorstellen wie eine Sinuskurve, die stetig zwischen Stress und Langeweile auf und ab geht.
Ihr Job ist es, Methoden zu finden, um die Spitzen der Sinuskurve flach zu halten. Also #flattenthecurve mal ganz für Sie persönlich. Mit dem Ziel, noch fokussierter zu sein – und somit noch motivierter.
So viel zur Theorie. Wie sieht das nun konkret in der Praxis aus? Dafür möchte ich Ihnen drei konkrete und pragmatische Tipps geben:
- Beginnen Sie Ihren Tag nicht direkt mit E-Mails. Das lenkt ab – und lässt Sie den Fokus verlieren. Setzen Sie sich stattdessen E-Mail-Zeiten, eine am Morgen und eine am Nachmittag, in denen Sie sich ausschließlich der Bearbeitung der Nachrichten widmen.
- Nehmen Sie sich ein weißes Blatt Papier und einen Stift und schreiben Sie die drei wichtigsten Ziele für den Tag auf. Studien haben herausgefunden, dass wir Ziele, die wir schriftlich festgehalten haben, mit einer höheren Wahrscheinlichkeit erfüllen.
- Setzen Sie sich Kopfhörer auf und seien Sie bewusst nicht erreichbar. Damit signalisieren Sie sich und Ihrer Umwelt, dass Sie sich in Ihrer Fokus-Zeit befinden und nicht gestört werden wollen.
Wir haben gesehen, dass wir seit Beginn der Corona-Krise in der Bedürfnispyramide stark gefallen sind. Hier gilt es, wieder nach oben zu kommen und vor allem soziale Bedürfnisse wieder verstärkt zu befriedigen. Das ist schon mit kleinen Kniffen eigentlich gar nicht so schwer:
- Telefonieren Sie beruflich wie privat mehr, statt Nachrichten zu schreiben und nutzen Sie dabei die Webcam, wann immer es möglich ist, um auch die Körpersprache des Gegenübers zu sehen.
- Entwickeln Sie Routinen für sich, Ihre Familie und vielleicht auch Ihre Mitarbeiter. Das schafft Struktur, und Struktur schafft Stabilität und Sicherheit für alle. Gönnen Sie sich und anderen auch Pausen. Das hilft der Konzentration und dem Fokus.
Und vergessen Sie niemals: Bleiben Sie immer fokussiert. Das wird Ihnen durch die Krise helfen, denn bis wieder Normalität in dieses Jahr 2020 einkehrt, wird es noch dauern.
Mehr Motivationsstrategien teilt Fokussierungs- und Transformationsexperte René Esteban auf der virtuellen W&V-Konferenz #MachenWirDasBesteDraus am 20. April 2020. Esteban ist Gründer und Geschäftsführer des Beratungsunternehmens FocusFirst und unterstützt DAX-30- Führungskräfte und deren Teams. Zu seinen Kunden zählen BASF, Eon Lanxess und Novartis. Er schrieb das Buch "Do Epic stuff", in dem er die Erfolgsgeheimnisse von 18 Top-Mangerinnen und Manager von Allianz über BMW bis Telekom bespricht.