Marc Pech, GGH MullenLowe:
"Wer eine Frauenquote braucht, hat ein Problem"
GGH MullenLowe unterstützt die Forderungen der Ad Girls, findet aber eine Quote überflüssig, wenn nicht sogar schädlich. COO Marc Pech erklärt, was seine Agentur stattdessen unternimmt, um die Geschlechterungleichheit zu überwinden.
In unserer Branche wird zum Glück immer mehr über zu wenige Frauen in Führungspositionen gesprochen und über eine Ungleichbehandlung der Geschlechter, wenn es um Gehälter geht. Ein Diskurs, der wichtig ist, auf die Agenda gehört und Mitwirken verdient. Deswegen unterstützen wir auch das Ad Girls Manifest in der Sache, obwohl wir als Agentur bereits alle Punkte übererfüllen.
Aufeinander zugehen, miteinander reden, voneinander lernen und vor allem machen, hilft und ist ein guter Weg. Wer eine Quote braucht, um das Augenmerk darauf zu richten, dass es eben doch gute Frauen da draußen gibt, MUSS jetzt nachrüsten. Da führt kein Weg dran vorbei. Wer sich dadurch aber selbst einschränkt und nicht ausschließlich nach Eignung, Passung etc. einstellt, der schafft keine Lösung, sondern manifestiert Probleme und schafft sogar neue.
Wie bescheuert ist das, wenn ich einen perfekten Bewerber für eine Stelle habe, den aber nicht einstellen kann, weil es aufgrund einer Quote oder einer internen Vorgabe nicht möglich sein soll? Und wie mögen sich Bewerber fühlen, wenn sie das hören oder auch nur spüren? Wir bei
GGH MullenLowe gucken nicht nach Geschlecht, Elternschaft oder Herkunft. Wir haben und finden tolle Frauen und Männer, weil wir eben nicht unterscheiden, werten oder ausgrenzen.
Wir suchen Menschen, die sich mit Ihrer Persönlichkeit einbringen möchten, die Verantwortung übernehmen und mit uns etwas bewegen wollen. Und wir vertrauen diesen Menschen zu 100 Prozent. Wir sehen, dass dieses Vertrauen mit Vielfältigkeit, Kreativität und Engagement belohnt wird.
So gibt es bei uns auf C-Level eine weibliche Zweidrittelmehrheit (das andere Drittel bin ich) und auf Direktor:innen-Ebene ein 75 Prozent Frauenanteil, der organisch und selbstverständlich gewachsen ist. Seit Jahren werten wir Lohngleichheit bei uns aus und achten darauf, dass gleiche Arbeit gleich bezahlt wird. Wir haben flexible Arbeitsmodelle, die es Mitarbeiter:innen leichter macht, ihr Privat- mit dem Berufsleben in Einklang zu bringen: flexible Modelle für Mütter und Väter, sowie individuelle Teilzeit-Regelungen für Frauen wie Männer (wir haben auch Teilzeit-Väter) in allen Gewerken.
Und wir haben schon vor längerer Zeit bei uns in der Agentur Vertrauenspersonen zum Thema Sexismus definiert und kommuniziert: aus der Personalabteilung, aus unserem Diversity-Bewegerkreis und aus der Führungsebene. Sie können anonym oder offen angesprochen werden, sollte es zu sexistischen Situationen in der Agentur oder auch bei Kunden kommen. Und wisst ihr was? Es funktioniert, ohne Zwänge und Selbstbeschränkungen, dafür mit gesundem Menschenverstand. Vielleicht typisch GGH. Hoffentlich bald selbstverständlich.
Zum Autor: Gestartet ist Marc Pech 1999 als Junior-Berater bei Ammirati Puris Lintas in Hamburg. Seine weiteren Stationen führten über Grabarz & Partner, Springer & Jacoby und Red Rabbit zu GGH MullenLowe, wo er seit 2015 an Bord ist und vor einem Jahr zum COO berufen wurde.