Wie soll das Hinterlassen konkret aussehen?

Fakt ist - da bin ich mir mit meinen Co-Gründern einig: Wir möchten etwas zurückgeben und etwas Gutes bezwecken. Darunter verstehe ich einen Teil der Gewinne für karitative Zwecke abzuführen, an Menschen, die weniger privilegiert sind. Ganz konkret: Wir werden 14 Prozent des Gewinns an gemeinnützige Projekte spenden und uns darüber hinaus auch persönlich engagieren. Zudem will ich eine Umgebung schaffen, in der das Team die Möglichkeit hat, den New-Work-Gedanken zu leben. Dazu gehört beispielsweise ein Büro in einem Co-Working-Space, in dem sehr viel Inspiration entsteht und nicht jeder im stillen Kämmerlein vor sich hinarbeitet. Gleichzeitig brauchen wir ein Höchstmaß an Flexibilität, die für eine gesunde Work-Life-Balance essentiell ist.

Nur was spricht gegen Rahmenbedingungen, wie wir sie kennen?

Wenn Sie heute Millennials für einen Job gewinnen wollen, spielen weiche Faktoren eine wichtige Rolle, über die in der Welt der Personaler meist nur gesprochen wird. Dazu gehören Freiheitsgrade und eine Work-Life-Integration. Nur ein konkretes Beispiel: Ich arbeite seit Jahren mit vielen Müttern zusammen und weiß, dass eine flexible Zeiteinteilung enorm wichtig ist - für Väter im übrigen auch. Im anderen Fall entsteht für Eltern Stress, der sich auf die Arbeit auswirkt. Wir haben in Summe zehn Kinder. Es gibt jetzt also in unseren Arbeitsverträgen keinerlei Wochenarbeitszeit – auch wenn mein Rechtsanwalt das für keine gute Idee hielt. Ich halte es aber für einen zentralen Bestandteil von "New Work". Stattdessen fordern wir, dass jeder im Sinne des Unternehmens und des Kunden arbeiten muss. Ich glaube, solche Werte führen dazu, dass jeder seinen vollen Einsatz für das Unternehmen geben wird, das Korrektiv ist dann die Gruppe und nicht ein Chef. Dafür beteiligen wir auch alle Mitarbeiter am Gewinn.

Das mag nicht jedermanns Sache sein. Brauchen wir solch flexible Lösungen wirklich?

Sicher fühlt sich nicht jeder Mensch mit einer solchen Art von Verantwortung wohl. Aber wir gehen einen neuen Weg und ich glaube auch, dass dieses Korrektiv in der Gruppe funktioniert. Aber auch hier müssen wir flexibel sein, eine Partnerin ist beispielsweise ganz regulär mit einem Fixgehalt angestellt, weil sie Kinder hat und als Alleinerziehende ein Sicherheitsnetz braucht. Eine andere ist dagegen selbstständig, weil sie weiterhin an anderen Projekte arbeitet, die nicht zu unserem Kern passen.

Dem Beispiel können etablierte Unternehmen aber nicht ohne weiteres folgen. In der Realität sind viele Strukturen viel zu festgefahren und das beginnt ganz oben.

Nur wir brauchen keine Manager mehr. Wir brauchen Leader. So jemand muss ein extrem hohes Vertrauen zu seinen Mitarbeitern aufbauen, um die Gruppe zum Erfolg zu führen. Niemand möchte mehr nach einer Direktive von oben arbeiten wie: "Jetzt mach mal dies hier." Die junge Generation will das schlicht nicht mehr. Sie möchte eigenverantwortlich arbeiten und fordert Flexibilität. Das klappt nur, wenn auch der Rahmen stimmt, also Werkzeuge vorhanden sind, die ein solches Arbeiten ermöglichen. Das bedeutet beispielsweise die Speicherung aller Daten in der Cloud. Ist ein solcher Rahmen nicht gegeben, werden Mitarbeiter heute nicht mehr erfolgreich arbeiten. Oder das Unternehmen verliert schlicht die guten Mitarbeiter.

Für einen Personalberater geht es auch darum, solche Leute zu finden. Wenn es um Digitalisierungsthemen geht, um Prozesse und die Arbeitswelt der Zukunft, ist kaum jemand vorbereitet.

Das ist in der Tat die Herausforderung. Früher lautete die Aufgabe: "Finde einen Marketingchef, also jemanden, der das schon mal gemacht hat." Heute geht es in vielen Fällen um eine Veränderung, um Digitalisierung. Also dreht sich alles um Potenziale. Es geht nicht mehr darum, was ein Kandidat gemacht hat, sondern um das, was er in Zukunft leisten könnte. Er muss eine Auffassungsgabe mitbringen, die es ihm ermöglicht, schnell umzuschwenken und etwas Neues zu lernen und zu managen. Daneben achten wir auf Teamfähigkeit. Denn inzwischen lautet unsere Aufgabe immer häufiger: Baut ein komplett neues Team für einen neuen, meist digitalen, Geschäftsbereich auf.

Da stellt sich die Frage, honorieren ihre Kunden auch das neue Geschäftsmodell. Auf dem Papier ist five14 satte 14 Prozent teurer und muss bei aller Flexibilität und Work-Life-Balance vor allem Ergebnisse abliefern.

Falsch. Es wird nicht für den Kunden teurer - wir verzichten einfach nur auf 14 Prozent des Gewinns zugunsten anderer. Im Vorfeld habe ich einige meiner Kunden befragt: Zwei Drittel haben gesagt, sie unterstützen den Gedanken des Social Entrepreneurships. Aber die spannende Frage wird sicher, ob unser Ansatz gegenüber dem Controlling gerechtfertigt werden muss. Unter dem Strich zählt jedoch das Ergebnis. Ich denke, dass wir mit den veränderten Strukturen deutlich bessere Arbeit abliefern können. Alles andere wäre fatal. Sonst hätte ich gänzlich unrecht, mit dem was ich predige.


Autor: Leif Pellikan

ist Redakteur beim Kontakter und bei W&V. Er hat sich den Ruf des Lötkolbens erworben - wenn es technisch oder neudeutsch programmatisch wird, kennt er die Antworten. Wenn nicht, fragt er in Interviews bei Leuten wie Larry Page, Sergey Brin oder Yannick Bolloré nach.