Studie von Bitkom und VdTÜV:
Digitalisierung: Zu wenig Zeit und Geld für Weiterbildung
Die Bedeutung von Weiterbildung in Sachen Digitalisierung haben Unternehmen in Deutschland erkannt. Doch nach Einschätzung von Verbänden bleibt das Angebot hinter dem Bedarf weiterhin zurück.
Knapp zwei Drittel der Unternehmen in Deutschland (63 Prozent) bieten ihren Mitarbeitern einer aktuellen Studie zufolge inzwischen Weiterbildungs-Möglichkeiten in Sachen Digitalisierung an. Vor zwei Jahren waren es erst 36 Prozent, wie der Digitalverband Bitkom am Montag berichtete. Die dafür zur Verfügung gestellten finanziellen Mittel sowie die eingeräumte Zeit seien in der Regel jedoch viel zu knapp bemessen, sagte Michael Fübi, Präsident des TÜV-Verbands (VdTÜV), nach eigenen Angaben einer der großen Weiterbildungsinstitutionen in Deutschland. Besonders problematisch sei es, dass jedes fünfte Unternehmen gar nicht weiterbilde. Bitkom und VdTÜV hatten die repräsentative Studie gemeinsam in Auftrag gegeben.
Demnach stehen den Beschäftigten im Schnitt jährlich 2,3 Arbeitstage und 709 Euro für Weiterbildung aller Art zur Verfügung. Bei einem externen Anbieter koste ein Seminartag jedoch zwischen 450 und 500 Euro. Zudem hätten 57 Prozent der Unternehmen überhaupt keine Strategie für die Vermittlung digitaler Kompetenzen. Dabei herrsche bei einer Zustimmung von 99 Prozent Einigkeit darüber, dass lebenslanges Lernen gerade in Bezug auf die Digitalisierung immer wichtiger werde.
Strategie für digitale Weiterbildung nötig
"Für die Weiterbildung zu Digitalthemen ist ein strategischer Ansatz sinnvoll und notwendig", sagte Fübi. Eine solche Strategie für die digitale Weiterbildung hätten laut der Umfrage jedoch 57 Prozent der Unternehmen überhaupt nicht. Dabei stufe die überwiegende Mehrheit der Befragten inzwischen die Bedeutung der Digitalkompetenz ihrer Mitarbeiter verglichen mit der Fach- oder sozialen Kompetenz als gleichwertig ein. "Wir haben kein Erkenntnisproblem, es geht um die Umsetzung", sagte Bitkom-Präsident Achim Berg. Die Verbände sprachen sich für eine strategische Verankerung und auch stärkere politische Förderung aus.
Nach Einschätzung der Verbände bieten sich für die Weiterbildung vor allem digitale Lernformate an. Doch nur 32 Prozent der Unternehmen nutzen digitale Lernangebote. Knapp 50 Prozent setzen dagegen auf Seminare im eigenen Haus mit externen Referenten oder Fachleuten aus dem eigenen Unternehmen. 24 Prozent greifen auf externe Offline-Seminarangebote zurück. Dabei könnten mit digitalen Lernformaten wie Online-Seminaren oder Lern-Apps die Inhalte individuell und flexibel gestaltet werden, sagte Berg. "Nie war es für Mitarbeiter einfacher, unabhängig von Zeit und Ort zu lernen - direkt am Arbeitsplatz, auf Bahnfahrten, im Wartezimmer oder in der Mittagspause."
Für die repräsentativen Studienergebnisse befragte Bitkom Research 504 Unternehmen ab 10 Mitarbeitern. (dpa)