Geht so Diversity?:
Adidas will sensible Daten von Belegschaft erheben
Um die Diversität im Konzern zu stärken, will Adidas künftig Daten über sexuelle Orientierung, Ethnizität, geschlechtliche Identifikation und mehr abfragen. Ein heikles Thema, erst recht in Deutschland.
Nachdem im Sommer 2020 hunderte Mitarbeiter vor der US-Zentrale von Adidas in Oregon für mehr Diversität protestiert haben, entscheidet sich der Sportartikelhersteller nun für einen möglicherweise heiklen Weg und will in Zukunft die persönlichen Daten seiner Mitarbeiter abfragen. Dabei gehe es um Fragen zu Ethnizität, Nationalität, dem Geschlecht oder der sexuellen Orientierung, sagte Personalvorständin Amanda Rajkumar der Financial Times.
Die Datenabgabe sei freiwillig, denn gerade in Deutschland ist eine solche Erhebung aufgrund der historischen Vergangenheit des Dritten Reiches und der DDR nicht unproblematisch. "Wir sind in Deutschland, und ich weiß, dass die Datensammlung viele nervös macht", sagt Rajkumar.
Proteste um Ungleichbehandlung und Rassismus führten zum Rücktritt der damaligen Personalchefin
Im vergangenen Jahr führten Gerüchte um Rassismus und Ungleichbehandlung zu den Protesten in den USA. Die damalige Personalvorständin Karen Parkin nahm diese nicht besonders ernst und tat die Proteste als "Lärm" ab. Eine Äußerung, die kurz danach zu ihrem Rücktritt führte.
Mittlerweile scheint man bei Adidas einen Schritt weiter zu sein. Zunächst wurde ein Maßnahmenpaket beschlossen, demnach künftig mindestens 30 Prozent aller Stellen bei Adidas in den USA mit Schwarzen oder aus Lateinamerika stammenden Menschen besetzt werden.
Zudem investierte Adidas 120 Millionen Dollar (rund 107 Mio Euro) bis 2025 in den Kampf gegen Ungerechtigkeit und finanziert jährlich 50 Stipendien für junge People of Color und unterzeichnete darüber hinaus die Juneteenth Pledge, eine Verpflichtung, den 19. Juni in Gedenken an die Abschaffung der Sklaverei in den USA als bezahlten Feiertag anzusehen. Ein neu geschaffenes, unabhängiges Komitee soll die Einhaltung der Selbstverpflichtungen überwachen.
Mithilfe der Daten soll die Wirksamkeit der Maßnahmen gemessen werden
Nun sollen also äußerst sensible Daten der Mitarbeiter:innen erhoben werden. Diese sollen dazu dienen, den Fortschritt der Diversität im Unternehmen zu messen. Die Daten würden demnach auch mögliche Beförderungen und Karrieren im Unternehmen beeinflussen, sagte Rajkumar, die vorher Personalchefin bei der französischen Großbank BNP Paribas in den USA war. "In der Gesellschaft gibt es keine Gleichheit, Menschen werden mit unterschiedlichen Voraussetzungen geboren. Wir wollen unser Bestes tun, dass wir dies nicht in unserem Unternehmen reproduzieren."