Kreation des Tages:
Wish macht Wünsche wahr - nur nicht die von Buffon, Bale und van Persie
Die Fußballweltmeisterschaft schauen ein paar der besten Spieler der Welt vom Sofa aus. Und finden Trost bei Wish Shopping.
Wer zu viel Zeit hat, kommt auf lustige Ideen. Vor allem, wenn er im Netz Inspiration findet.
Gareth Bale zum Beispiel. Der walisische Nationalspieler, als Stürmer bei Real Madrid 90 Millionen Euro wert, braucht nicht nach Russland zu fahren, sein Team hat die Quali nicht geschafft. Dafür hat er nun jede Menge Zeit. Und sich, twitterte er fröhlich zwei Tage vor dem Eröffnungsspiel in Moskau, ein neues Hobby gesucht.
Dass der Fußballprofi nun Frisurenkünstler ist, verdankt er der Shopping-App Wish.
Die E-Commerce-Plattform nutzen nach Firmenangaben weltweit mehr als 300 Millionen Menschen (und in Deutschland 867.000 zumindest mal gratis heruntergeladen haben). Sie heizt gerade Amazon ein, weil sie Kunden und Händler weltweit verbindet - allerdings wird sie hierzulande scharf kritisiert, berichtet u.a. die FR: Zwar findet man hier viele Schnäppchen und Skurriles, aber vieles in schlechter Qualität, Lieferungen kommen zu einem großen Teil aus China, dauern sehr lange und passen oft nicht. Das digitale Äquivalent zum Ein-Euro-Shop haben ehemalige Google- und Yahoo-Manager 2011 in San Francisco gegründet, Danny Zhang und Peter Szulczewski. Mittlerweile sei es, schreibt das Handelsblatt, eine Gefahr für den deutschen Handel.
Aber von der Produktqualität mal abgesehen: Die Qualität ihrer Influencerkampagne ist gut - und der Zeitpunkt perfekt. Fußball-Giganten wie Gianluigi Buffon (Italien, nicht bei der WM 2018 dabei) und Robin van Persie (Niederlande, nicht dabei) posten Filmchen davon, wie sie Kuchen backen (Buffon) und die Hecken trimmen (van Persie).
Vielleicht tröstet sie das ein bisschen darüber hinweg, dass sie nicht spielen. Wobei: Dass die Fußballstars lieber bei der WM wären als daheim, das sieht man ihnen in den Clips nicht an.
Besonders clever an der Kampagne: Sie spielt den Ball immer weiter. So trimmt van Persie seinen Buchs zu einem Kopfballungeheuer, Bale rasiert seinem Kollegen einen Neymar ins Haar und schickt das unter anderem an Buffon, Buffon verziert seinen Kuchen mit einem Howard - der Torwartkollege des US-Nationalteams Tim Howard wird die Weltmeisterschaft ebenfalls im Fernsehen verfolgen (und wenn sein Land gemeinsam mit Mexiko und Kanada Gastgeber 2026 ist, vermutlich zu alt sein, um für die USA zwischen den Pfosten zu stehen).
Das lässt ihm Zeit für eine fette Poolparty. Die er gleich online mit seinem chilenischen Kumpel Claudio Bravo teilt.
Den hätte er gleich einladen können: Auch dieser Torhüter und sein Team spielen in Russland nicht (Bravo wollte eh nicht mit). Und hat darum reichlich Freizeit alias #TimeOnYourHands (so der Kampagnen-Hashtag).
Andere Influencer der Kampagne aber haben eigentlich im Sommer erst mal keine Zeit für Wish: Der Brasilianer Neymar ist offenbar doch noch rechtzeitig fit geworden, der französische Nationalspieler Paul Pogba ist ebenfalls im Kader seines Teams.
Neymar postet gleich einen Zusammenschnitt der Influencervideos, Pogba lässt sich von den Kollegen ablenken - und vor der Reise nach Russland zum Koma-Shoppen verleiten.
Die Kombi aus Daheimgebliebenen und WM-Stars aus verschiedenen Nationen, die hier sympathisch und nahbar inszeniert werden und ihr volles Influencerpotenzial einbringen, dazu die Social-Media-Kettenbrief-Struktur: All das macht die Wish-Shopping-Kampagne zu einer sehr schlauen Werbeaktion. Tolle Bilder, überraschend talentierte Darsteller, unterhaltsame, auf die Marke abgestimmte Geschichte - eine vollkommen runde Sache.
Beim Einsatz all dieser Fußballmillionäre war die Kampagne sicher nicht ganz billig. Das Mediabudget dürfte das ein bisschen ausgleichen. (Nach eigenen Angaben gibt Wish rund 500 Mio. Dollar im Jahr für Werbung auf Facebook aus.)
Die Aktion läuft auf Twitter und Instagram, die Videos sind auch bei Youtube zu sehen, wo es sie in regionalisierten Fassungen für zehn Länder gibt. Der deutsche Hashtag lautet zum Beispiel: #zuvielZeit. Kurzfassungen der Videos werden im deutschen Fernsehen im WM-Umfeld geschaltet.