
Online-Handel:
Wie Mobile.de-Chef Krüger das Neuwagen-Geschäft erobern will
Mobile.de-Chef Malte Krüger stürzt sich auf den Verkauf von neuen Flitzern und plant "eine Art IAA im Netz". Der Werbeauftritt der Marke wird im Herbst angepasst.
Der Fahrzeugmarkt Mobile.de forciert das Geschäft mit Neuwagen. Im Herbst will das Unternehmen eine eigene Plattform für den Verkauf von fabrikneuen Flitzern schaffen. "Dafür wird es allerdings keinen neue Marke geben", erklärt Malte Krüger, Geschäftsführer von Mobile.International, gegenüber "W&V Online".
Krüger will das Online-Angebot Mobile.de "zu einer Art IAA im Netz" machen, zu einer virtuellen Automobil-Ausstellung also. "Mittelfristig soll der Anteil der vermittelten Neuwagen bis zu 30 Prozent unseres Geschäfts ausmachen", hofft er. Von den Plänen der Marke bekommen die Plattform-Nutzer bisher noch nicht so viel mit. Aktuell ist nur eine Beta-Version der Neuwagenbörse online, bald soll es aber getrennte Bereiche für Gebraucht- und Neufahrzeuge geben. "Ende des dritten Quartals überarbeiten wir deshalb unseren Werbeauftritt", so Krüger. Die Berliner Agentur VCCP passt die Anfang 2012 gestartete Kampagne "Welcher ist Dein Nächster?" an.
Nach eigenen Angaben hat Mobile.de 2011 rund 200000 fabrikneue Fahrzeuge vermittelt. Tatsächlich gibt es hier einiges aufzuholen: Die Studie "Neuwagenverkauf im Internet - Chance oder Sackgasse für den Automobilhandel?" des Instituts für Automobilwirtschaft, Nürtingen/Geislingen, erstellt im Auftrag des Dienstleitungsunternehmen Dekra, geht davon aus, dass in den letzten Jahren hierzulande "kaum mehr als drei Prozent der Neuwagen" über diesen Vertriebskanal erworben wurden. Zudem haben die Automobil-Konzerne noch deutlichen Nachholbedarf bei ihren Online-Strategien. Daimler beispielsweise hat angekündigt, bald Online-Stores einzurichten. Ein Grund für die bisherigen Zurückhaltung: Manche stationäre Händler sind wenig begeistert von dem Vertriebsweg. Zudem müssen sich die Kunden an dieses Art des Shoppens erst noch gewöhnen.
"Die Hemmungen ein Auto über das Internet zu kaufen, ohne es vorher gesehen zu haben, sinken", sagt jedoch Mobile.de-Chef Krüger. Er beruft sich dabei auf die hauseigene Studie "Mobile Car Shopper", die TNS Infratest für das Unternehmen durchgeführt hat. Laut der Befragung können sich ein Fünftel der Befragten vorstellen ein Fahrzeug im Netz zu kaufen, ohne es vorher beäugt zu haben. Die Ebay-Tochter hat zudem die Konzernstrategie der US-Mutter verinnerlicht: die Nutzung von Smartphones und Tablets ernst zu nehmen. "45 Prozent unseres Gesamttraffics kommt heute bereits über mobile Geräte", erläutert Krüger. Die Untersuchung von TNS Infratest geht von einer "deutlichen Bedeutungszunahme des mobilen Internets für den Autokauf aus". Allerdings kommen die Forscher auch zum Schluss: Je weiter der Kaufprozess voranschreitet, umso weniger spielen Smartphone & Co. aktuell eine Rolle.