VR, Drohnen und Roboter:
Wie digital sind die Olympischen Spiele?
Südkorea will sich zu den Olympischen Spielen als Technologie-Nation präsentieren. Die IOC-Sponsoren helfen mit - und setzen auf VR, Drohnen oder Wearables.
Alle Olympischen Spiele gehen als die "digitalsten" der Geschichte durch. Das ist nicht schwer. Denn zu einen entwickeln sich innerhalb von zwei Jahren Technologien stark weiter. Zum anderen lernen die Veranstalter, Rechteinhaber und Sponsoren bei jedem Event hinzu. Die Olympia-Macher verlassen sich in Sachen Digitalisierung meistens auf den Input der Partner.
Das Samsung-Heimspiel
Im Falle von Südkorea kommt noch hinzu, dass sich das asiatische Land der Welt als Technologie-Vorreiter präsentieren will. Die Themen dieser Imageoffensive: der schnelle Mobilfunkstandard 5G, das Videoformat UHD, VR, AR und das Internet der Dinge. Die Besucher, Journalisten und Athleten sollen schon ab dem Flughafen eine Olympia-App nutzen und mit Hilfe von AR-Infos durch die unbekannten Orte geleitet werden. Roboter Furo - platziert an verschiedenen Sportstätten - übersetzt insgesamt acht Sprachen und kann Fragen beantworten. Die Sport-Fans bekommen VR-Brillen gereicht, um die verschiedene Olympia-Disziplinen nacherleben zu können. Die Stadien werden mit unzähligen Kameras ausgestattet, um VR-gerechte Bilder zu liefern.
Und Südkorea ist vor allem die Heimat des treuen Olympia-Sponsors Samsung, der die Spiele unbedingt ins eigene Land holen wollte. Das Unternehmen stattet (fast alle) Sportler und Funktionäre mit rund 4.000 Galaxy Note 8 Smartphones aus, natürlich in einer Olympia-Edition. Die Ausnahme aktuell: vier Sportler aus dem Iran und 22 aus Nordkorea, ihre Länder unterliegen UN-Sanktionen. Ganz ohne Zugangsbeschränkung kommen die diversen Stände und Pavillons aus, die Samsung quer im Land verteilt. Dort erhalten Besucher das passende Equipment und sollen ihre Leidenschaft für die Olympischen Spielen per VR entdecken. Für Sportmuffel wartet Samsung immerhin noch mit einem Mond-VR-Erlebnis auf.
Intel, der VR-Beauftragte
Das US-Unternehmen Intel ist der eigentliche, ganz offizielle VR-Beauftragte der Spiele. Der Konzern liefert Live-VR-Aufnahmen von insgesamt 30 Wettkämpfen. Das Versprechen: Die Zuhausegebliebenen sollen die Veranstaltung "so eindrucksvoll wie nie zuvor erleben". Intel hat auch den Einsatz von Drohnen zu Unterhaltungszwecken angekündigt - beispielsweise für eine Lichtshow. An diesen Anblick müssen sich die Südkoreaner in diesen Wochen sowieso gewöhnen - Flugzeuge mit Gesichtserkennung und Drohnen schweben zur Terrorabwehr und Verhinderung von unauthorisierten Fotos über ihnen.
NFC-Gadgets von Visa
Der Zahlungstechnologie-Partner Visa hat drei Wearables vorgestellt: In Südkorea können Besucher und Athleten mit nur einer Handbewegung an NFC-Terminals bezahlen, verspricht das Unternehmen. Als Kooperationspartner ist der asiatische Mischkonzern und Händler Lotte mit dabei. Der kontaktlosfähige NFC-Bezahl-Handschuh bietet den Kunden die Möglichkeit, zu bezahlen ohne kalte Hände zu bekommen. Die Alternativen: vier Anstecknadel-Varianten im Pyeongchang-2018-Design. Die Sportler können auch zu dünnen NFC-Aufklebern greifen, eine Variante ist mit dem Maskottchen Soohorang verziert. Die Produkte gibt es nicht nur bei Händler Lotte zu erstehen, auch die Visa-Automaten in den Olympischen Stores führen die NFC-Gadgets. Das Unternehmen betreibt vor Ort mehr als 1.000 kontaktlose Point-of-Sale-Terminals.
Dauerstreaming und ein hochmodernes Studio bei Eurosport und Discovery
Hiesige Sportfans, die nichts verpassen und die freie Auswahl haben wollen, kommen wohl am Eurosport-Player nicht vorbei - und müssen dafür aber bezahlen. Das kostenpflichtige Internet-Angebot bietet nach Discovery-Angaben bis zu 18 parallel laufende Streams. Die Inhalte entstehen unter anderem im "The Cube"-Studio, das Augmented Reality, erweiterte Daten und 360-Grad-Grafiken kombinieren soll.
Ex-Skispringer Sven Hannawald demonstriert in einem ersten Video, wie die Berichterstattung aussieht. Zusätzlich betreibt Eurosport erstmalig vor Ort ein mobiles Studio für Digitalinhalte. Laut Eurosport bekommen die Zuschauer auf diese Weise Behind-the-Scenes-Einblicke von Athleten, Influencern und Fans.
Cloud und Shopping mit Alibaba
Der chinesische Konzern Alibaba soll dem IOC in Sachen Cloud- und E-Commerce-Strategie beistehen. Für das Unternehmen ist Südkorea ein großer Test - um zu sehen, wo die Schwachstellen liegen. Peking ist 2022 der nächste Gastgeber. Auf der Cloud-Agenda stehen unter anderem Services für Fans, inklusive Gesichtserkennung. Der Sponsor kündigt zudem einen Online-Sports-Hub an.
Auch den Verkauf von Merchandising-Artikeln wollen die E-Commerce-Spezialisten auf Vordermann bringen. Alibaba übt das bereits jetzt in einem chinesischen Skigebiet. In der Nähe von Peking kombiniert Alibaba ein Event mit einer Online-Shopping-Aktion: Im Mittelpunkt stehen Olympia-Produkte und andere Waren der Sponsoren P&G, Coca-Cola und Panasonic. So wollen die Unternehmen den Chinesen den Wintersport näher bringen – und das geht eben auch über ein VR-Ski-Erlebnis. Denn am 25. Februar 2018 ist in Südkorea schon wieder alles vorbei - und die IOC-Verbündeten bereiten sich auf die nächsten Olympischen Spiele vor.
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