Quisma-Studie zu Smartphones:
Sprachassistenten machen Senioren froh
Zu sprechen statt zu tippen, das ist offenbar für ältere Smartphone-Nutzer eine Erleichterung. Über-60-Jährige nutzen Sprachassistenten mehr als die Digital Natives.
Erfahrungsgemäß ging für viele ältere Menschen der digitale Wandel ein bisschen zu schnell: Viele sind online unterwegs und nutzen ihre Handys nicht mehr ausschließlich zum Telefonieren, aber natürlich tun sie die Jungen mit der Technik leichter. Sie sind schließlich teilweise schon damit aufgewachsen.
Da überrascht es auf den ersten Blick, was eine Untersuchung der Agentur Quisma ermittelt hat. Dass nämlich Digital Natives für Sprachassistenten auf Smartphones weniger Anwendung als Senioren haben: Mit einem Anteil von nur 23,2 Prozent nutzen die Unter-20-Jährigen die digitalen Helfer am seltensten. Bei den Über-60-Jährigen liegt der Wert mit 25,2 Prozent höher.
Auf den zweiten Blick leuchtet zumindest ein, was die Sprachassistenten für die älteren Nutzer attraktiv macht: Die Tipperei ist für viele ab 60 lästig, die Buchstaben klein, die Autokorrektur gewöhnungsbedürftig - dass eine Maschine aufs Wort folgt, erscheint da zumindest einem Viertel der älteren Nutzer als Wohltat und kann helfen, Berührungsängste mit den Smartphones abzubauen. Schön auch, dass die Jugendlichen offenbar nicht so schreibfaul sind, wie ihnen der Volksmund so gern unterstellt. Sie tippen, steuern und texten also lieber lesend und schreibend auf ihren Galaxys und iPhones, als ihnen Sprachbefehle und Diktate zu erteilen.
"Wir sind erstaunt, dass ausgerechnet die Generation Smartphone Sprachassistenten so wenig nutzt. Hier gilt es für Entwickler, aber auch für Webseitenbetreiber, das enorme Potential von Siri, Cortana, Alexa und Co. besser einzubinden", sagt Christina Neuhofer, Managing Director Quisma . "Für die ältere Generation dagegen scheint die leichte Bedienbarkeit der Sprachsteuerung ein offensichtlicher Vorteil zu sein."
Siri, Cortana und Google Now sind mit Männern gut Freundin
Den relativ größten Anteil der Sprachassistenten-Nutzer stellen aber nicht die ganz Jungen und nicht die ganz Alten, sondern die technikaffinen Erwachsenen, die 30- bis 35-Jährigen (41,9 Prozent). Außerdem: Männer. Ein gutes Drittel von ihnen nutzt Sprachassistenten, im Gegensatz dazu nur knapp ein Viertel der weiblichen Befragten. Besonders niedrig ist der Anteil der Frauen unter 20 Jahren (16,9 Prozent), nur bei den über 60-Jährigen ziehen die weiblichen Nutzer mit den männlichen gleich (Frauen: 25,5 Prozent, Männer: 25,0 Prozent).
Was aber hält diejenigen, die nicht mit ihrem Smartphone sprechen, davon ab? 36 Prozent der Nutzer sehen einen Nachteil darin, dass die Assistenten häufig Verständnisprobleme haben. Jeder Dritte klagt zudem darüber, dass die Nutzung nicht öffentlichkeitstauglich sei: Wer draußen unterwegs ist, teilt ja gleich seiner ganzen Umgebung mit, was er gerade tut.
Brauch ich nicht!
Der Großteil der Nichtnutzer gab an, den Assistenten schlichtweg nicht zu benötigen (68 Prozent). 28,2 Prozent sehen keine Vorteile gegenüber der händischen Smartphone-Nutzung und 12,2 Prozent bemängeln die fehlende Kompetenz der Sprachassistenten, die Frage oder den Befehl des Nutzers zu verstehen, und jeder Sechste möchte sich nicht mit einer Maschine unterhalten.
Das Thema Datenschutz ist für die meisten jedoch kein Hindernis: Nur 7,7 Prozent der Nichtnutzer gaben an, dass sie die Datensammlung der Anbieter als Problem ansehen.
Gründe, die Sprachsteuerung zu nutzen, gibt es reichlich: 74,2 Prozent der Nutzer gaben an, diese wegen der schnelleren Bedienbarkeit zu aktivieren. Zweithäufigster Nutzungsgrund ist Neugierde beziehungsweise Interesse an neuen technischen Funktionen (35,7 Prozent). Jeder Zehnte nutzt den Assistenten nur aus Langeweile.
Als Vorteile gegenüber der händischen Bedienung des Smartphones wurden die leichte Bedienbarkeit (64 Prozent), die Zeitersparnis (39,1 Prozent) und die Bedienbarkeit ohne Hände (35,1 Prozent) am häufigsten genannt.
Skeptiker machen Verbesserungsvorschläge
Um die Nichtnutzer zu überzeugen, müssen die Entwickler sich etwas einfallen lassen. Schier unlösbar scheint beispielsweise die Anregung, die Assistenten dürften in der Öffentlichkeit nicht stören (28,7 Prozent). Hörbar sprechen muss der Anwender ja auf jeden Fall.
Ein knappes Viertel hat den Wunsch, die Sprachassistenten müssten bessere Antworten liefern (24,3 Prozent) und einen größeren Funktionsumfang mitbringen (23,4 Prozent). Das scheint machbar.
Auf die Erfolgsaussichten von digitalen Sprachassistenten zu Hause (Alexa/Amazon Echo, Home Pod oder Google Home) lässt die Studie indes kaum Rückschlüsse zu. Lediglich den, dass die smarten Lautsprecher sicherlich den Weg in den einen oder anderen Pensionistenhaushalt finden werden. Und dass hier zumindest das gewichtigste Gegenargument, die Öffentlichkeit, praktisch keine Rolle bei der Entscheidung für oder gegen einen smarten Helfer zu Hause spielt.
Die Studie wurde von Quisma in Zusammenarbeit mit der Dualen Hochschule Baden-Württemberg und Research Now Ltd durchgeführt und basiert auf einer Onlineumfrage unter 1008 repräsentativ ausgewählten Deutschen im Alter von 14 bis 70 Jahren.