Kommentar:
Social Media 2014: Mehr Haltung, bitte!
Nur ja keinen Fehler machen: Aus Angst vor Shitstorms lassen Marken im Social Web Kritik gerne weichspülen und wegmoderieren. Anders als im realen Leben bieten sie sich im Netz als Prügelknaben für den aggressiven Mob an. Warum eigentlich?
Der beste Satz, den ich seit dem Jahreswechsel gelesen habe, lautet: "Unternehmen machen Fehler, das liegt meistens an den Menschen, die dort arbeiten und Kommunikation ohne Missverständnisse hat es außer in meiner Ehe noch nirgends gegeben". Freunde des Shitstorms sollten ihn sich jeden Tag laut vorlesen - auch mit Rücksicht auf ihren Blutdruck. Nico Lumma hat diesen Satz auf seinem Blog Lummaland geschrieben. In seinem Artikel "Was ich 2014 im Netz nicht mehr lesen will" kritisiert der frühere Social-Media-Chef von Scholz & Friends Engstirnigkeit, Intoleranz und Wichtigtuerei im Netz.
An dieser Stelle wird man einwenden: Engstirnigkeit, Intoleranz und Wichtigtuerei gibt es nicht nur im Social Web. Stimmt. Genau das ist der Punkt. Hören wir endlich auf, das Social Web als die bessere Parallelwelt zu sehen. Fangen wir endlich an, notorische Stänkerer, Pöbel-Kommentatoren und destruktive Besserwisser genau so zu behandeln, wie wir es im analogen Leben auch machen würden: Zurechtweisen, ihnen das Wort entziehen und sinnlose Diskussionen mit ihnen abbrechen.
Meiner Meinung nach tun Marken und Medien das noch viel zu selten. In vielen Social-Media-Teams ("Praktikanten" in den Augen ihrer aggressiven Kritiker) sitzt die Angst vor dem Shitstorm zu tief. Sie ignorieren Pöbel-Posts in der Hoffnung, dass sie niemand bemerkt. Oder es greift ihr antrainierter Weichspüler-Reflex ("Vielen Dank, Entschuldigung, das tut uns leid, ganz wichtiger Hinweis für uns"). Einen Post oder eine aus dem Ruder gelaufene Diskussion zu löschen, gilt als Sakrileg.
Warum eigentlich? Warum fällt es so schwer, sinnlose Aufgeregtheiten genau so abzubrechen, wie wir es außerhalb des Netzes tun würden: "Tut mir leid, wir kommen an dieser Stelle nicht weiter, Sie haben Ihre Meinung und wir haben unsere, lassen wir es dabei".
Genau so sollten Marken kommunizieren: Offen für Kritik, dankbar für Anregungen, aber nicht servil gegenüber Leuten, die es mit
".....HOFFENTLICH BEKOMMT IHR JEDE MENGE KLAGEN AN DEN HALS; FÜR DIESEN DRECK 2,99 EURO. IHR SOLLTET EUCH IN GRUND UND BODEN SCHÄMEN !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!"