Bundestagswahl 2017:
So diskutiert die Twitter-Gemeinde die Wahlergebnisse
Das Social Web, vor allem aber Twitter lief heiß am Sonntagabend, nachdem die ersten Wahltrends erkennbar waren. Am meisten diskutiert wurde die AfD.
Die Bundestagswahl bewegte das Fernsehpublikum, der "Spiegel" bringt dazu eigens eine Sonderausgabe heraus (erscheint am 26. September mit 132 Seiten/4,90 Euro und digital heute um 15 Uhr).
Mehr als 90 Prozent der digitalen Konversationen über die Bundestagswahl 2017 wurde via Twitter geführt. Parallel zur "Berliner Runde" (ARD/ZDF) lief die Social-Media-Runde mit 246.000 Kurzmitteilungen auf Twitter (bis 21 Uhr). Knapp zwei Drittel der Tweets widmeten sich der AfD, die mit beinah 13 Prozent außergewöhnlich viele Stimmen bekommen hatte - ein diskussionswürdiges Abschneiden finden offenbar die Twitter-Nutzer. Das zeigt die Auswertung der Social-Media-Monitoring-Plattform Talkwalker.
Die größten Influencer waren dabei - wie oft bei politischen Themen - die Satireprogramme, allen voran die ZDF-"Heute Show" und "Extra 3" des WDR. Für hohes Engagement sorgten aber auch die Fußballprofis Julian Draxler (27.000 Likes auf Instagram) und Manuel Neuer.
Der FC-Bayern-Torhüter im Krankenstand hatte mit seinem Wahlaufruf für den größten Social Buzz am 24. September gesorgt - mit 24.000 Likes auf Facebook und mehr als 500 Kommentaren; der Beitrag wurde 250-mal geteilt.
Die drei Tweets mit den höchsten Interaktionsraten sind diese hier:
Der "Heute Show"-Tweet erreichte 2800 Retweets und 9400 (9600) Twitter-Likes, der Kommentar von Elmar Theveßen, ZDF, 3000 (3200) Retweets und 5900 (6200) Likes, der Tweet von "Halbfinne" kam auf 1600 Retweets und 4700 (4900) Likes bei Twitter bis 21 Uhr gestern Abend (Zahlen in Klammern: Stand heute, 13.30 Uhr).
Facepalm #BTW
Die Top-Hashtags drehen sich auf Twitter dabei um die Wahl selbst und die Wahlergebnisse der einzelnen Parteien, aber auch die Äußerungen der Parteivertreter im Anschluss. Die meistgenutzten Emojis haben teilweise die Enttäuschung einiger Wähler zum Ausdruck gebracht. Das "Facepalm"-Emoji kam extrem häufig vor. Während des Tages wurde das X-Symbol häufig genutzt, stellvertretend für den Aufruf, das Kreuzchen auf dem Wahlzettel zu machen.
Am heutigen Tag beschäftigt die Twitter-Gemeinde vor allem der Fraktionsausstrieg von Frauke Petry (AfD) und dem Hashtag #Petry sowie der Widerstand gegen die AfD: Unter #87Prozent formieren sich all jene, die als "Nicht-AfD-Wähler" Wünsche an die Politik formulieren. Ausgelöst hat die Aktion die Wochenzeitung "Die Zeit".
Wahlbudgets und Wahlkampfthemen
Noch kurz vor den Wahlen am 24. September legte Talkwalker einen Analyse der Themen vor, die auf Twitter im Zusammenhang mit den Parteien diskutiert worden waren - mögliche Hinweise darauf, warum das Ergebnis so ausgefallen ist, wie es sich nun darstellt.
So ging es im Netz im Zusammenhang mit der CDU/CSU vor allem um Außenpolitik (14,2%), EU (13,8%) sowie Wirtschaft (11,2%) und Immigration (10,6%); die SPD interessierte zu Außenpolitik (15%), Sicherheit (11,8%) sowie Wirtschaft (10,6%) und Soziales (10,1%). Bei den Grünen kam nach der Außenpolitik (12,9%) naturgemäß die Umwelt (12,7%) gefolgt von Wirtschaft (11,2%) und Immigration (10,4%), die FDP wird in Bezug zu Wirtschaft (12%) sowie Außenpolitik, Bildung und Immigration (je 11,2%) gesehen, Themen der Linken sind Sicherheit (17,5%), Außenpolitik und Soziales (je 11,4%) und Terrorismus (10,5%). Im Zusammenhang mit der AfD wurden Immigration (21,7%) und Sicherheit (14,4%) diskutiert, außerdem Außenpolitik (12,2%) und Terrorismus (12%).
Rund 69 Prozent der Nutzer, die sich via Twitter zur bevorstehenden Wahl geäußert hatten, waren zwischen 18 und 34 Jahre alt (Zeitraum: 21. Juni bis 21. September 2017).
Das Ergebnis der Bundestagswahlen 2017 (CDU/CSU 33 Prozent, SPD 20,5 Prozent, AfD 12,6 Prozent, FDP 10,7 Prozent, Linke 9,2 Prozent, Grüne 8,9 Prozent) steht in einem deutlichen Verhältnis zu den Wahlkampf-Etats der Parteien (die bisher schon mal im Bundestag saßen). So wendete die CDU/CSU zum Beispiel geschätzte 29 Mio. Euro für den Wahlkampf auf, die FDP 5 Mio. Das heißt auch: Pro Werbe-Euro sammelte die FDP mehr Stimmen als etwa CDU und SPD.
Die Etat-Grafik finden Sie in der aktuellen Ausgabe von W&V (EVT 25.9.17).