Morgan ist 48 Jahre alt und kommt wie ihr Vorgänger McDermott aus den USA, wo sie bisher auch lebt und hauptsächlich arbeitet. Sie ist seit 2004 bei SAP und seit 2017 im Vorstand, verantwortlich war sie zuletzt für die Cloud-Geschäftsbereiche. Klein, 39 Jahre alt und schon sein ganzes Berufsleben bei dem Softwarekonzern, ist seit 2018 Vorstandsmitglied und war als Chief Operating Officer (COO) bislang vom Stammsitz in Walldorf aus für das operative Geschäft insgesamt verantwortlich.

Christian Klein, SAP

Christian Klein, SAP

McDermott hatte den wertvollsten deutschen börsennotierten Konzern, der zuletzt weltweit knapp 100.000 Menschen beschäftigte, in den vergangenen Jahren stark umgebaut - vom klassischen Geschäft mit Softwarelizenzen hin zum Cloud-Geschäft, bei dem Anwendungen mit einer Art Abonnement über das Internet genutzt werden. Für die Konzerne hat dieses Modell den Vorteil, dass das Geschäft damit gleichmäßiger läuft und die Umsätze besser planbar sind. "Von dieser Weichenstellung wird das Wachstum von SAP noch viele Jahre profitieren", sagte Plattner.

McDermott gilt als begnadeter Verkäufer, bekannt dafür, selbst die drögesten Zahlen mit maximaler Begeisterung zu verkünden und nicht mit Superlativen zu sparen. Für das Wachstum in der Cloud steckte SAP in seiner Zeit viele Milliarden in teure Zukäufe.

Die neuen Chefs Morgan und Klein sind öffentlich bisher eher wenig in Erscheinung getreten. An McDermotts Seite tauchte in der Regel Finanzchef Luka Mucic auf. Klein hatte in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur im Juli mehr Mut und Tempo beim digitalen Wandel in Deutschland gefordert. Es werde viel diskutiert, aber zu wenig und vor allem zu langsam umgesetzt, hatte er kritisiert.

Morgans Aufstieg zur Co-Vorstandschefin ist ein Novum im Dax, das allerdings einem seit Jahren erkennbaren Trend folgt - wenn auch auf niedrigem Niveau: Nach Zahlen der Unternehmensberatung Ernst & Young (EY) vom Juli ist der Anteil von Frauen in Vorstandspositionen der in den großen deutschen Aktienindizes Dax, MDax oder SDax gelisteten Unternehmen in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen, zuletzt im ersten Halbjahr 2019 auf einen neuen Höchstwert von 8,7 Prozent. Bei den Dax-Konzernen allein waren es 14,1 Prozent.

Auf der anderen Seite sei in zwei von drei in den großen Indizes notierten Unternehmen der Vorstand ausschließlich mit Männern besetzt, hieß es. Laut EY-Studie wurden im Sommer nur zwei SDax-Konzerne und ein MDax-Unternehmen von einer Frau als CEO geführt, im Dax war es bisher gar kein Unternehmen. Die Anstrengungen, mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen, müssten verstärkt werden, sagte auch Wrohlich vom DIW. Der Aufholbedarf sei groß. "Die Signalwirkung der SAP-Personalie ist dennoch nicht zu unterschätzen", betonte sie.

Viel ändern will das neue SAP-Führungsduo erst einmal nicht. Morgan sagte, man dürfe erwarten, dass Klein und sie sich auf eine entscheidende Botschaft konzentrierten - und die laute: Kontinuität. Sie verwies auf die Verdienste Plattners und McDermotts für die Branche. "Es eine Ehre zu nennen, in ihre Fußstapfen zu treten, wäre eine Untertreibung", sagte die 48-Jährige. SAP stehe sehr gut da.

Die ebenfalls am Freitag veröffentlichten Zahlen zum dritten Quartal können sich in der Tat sehen lassen. Umsatz und Gewinn kletterten unerwartet kräftig, nachdem SAP im Vorquartal noch den Handelsstreit zwischen den USA und China zu spüren bekommen hatte. Den Erlös steigerte der Konzern im Jahresvergleich um 13 Prozent auf 6,8 Milliarden Euro, unter dem Strich blieben mit 1,26 Milliarden Euro 30 Prozent mehr Gewinn übrig.

Die operative Marge lag mit 30,6 Prozent überraschend hoch, was Finanzchef Mucic unter anderem auf Kostensenkungen und andere Effizienzmaßnahmen zurückführte. Der Wert gibt an, wie viel vom Umsatz als Gewinn im operativen Geschäft übrig bleibt, und ist damit das Maß für die Profitabilität. Investoren hatten in den vergangenen Jahren immer wieder eine zu geringe Profitabilität beklagt - eine Folge der hohen Kosten für den Cloud-Trend. Noch im Januar hatte McDermott einen weiteren großen Konzernumbau angestoßen. Das Unternehmen streicht in diesem Zuge bis zu 4400 Stellen in Bereichen, die laut dem Management keine große Zukunft haben.

Zu seinen eigenen Plänen wollte McDermott zunächst nichts verraten. Sein Vertrag läuft eigentlich noch bis 2021, Anfang des kommenden Jahres hätte er entscheiden müssen, ob er darüber hinaus bleiben will. Man könne sagen: Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen, sagte er - frei übersetzt - mit Blick auf den unerwarteten Rückzug. Bis Jahresende bleibt McDermott als einfaches Mitglied im SAP-Vorstand. Für ihn beginne ein neues Kapitel auf seiner Reise, sagte er, nannte aber keine Details. "Sie kennen mich inzwischen", betonte McDermott. "Ich bin nie fertig."

Nico Esch und Michael Brehme, dpa, und Marco Engemann, dpa-AFX


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Autor: W&V Redaktion

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