Mobility-Futures-Studie:
Kantar-Erhebung: Berlin ist die mobilste Stadt der Welt
Eine Kantar-Studie hat ergeben: Berlin und München machen ihren Bewohnern das Pendeln besonders leicht. Beim Thema nachhaltige Mobilität gibt es jedoch Nachholbedarf.
Kantar hat die ersten Ergebnisse seiner Mobility-Futures-Studie veröffentlicht. Bei der Befragung von Stadtbewohnern auf der ganzen Welt kam heraus: Berlin ist weltweit führend in der urbanen Mobilität, dicht gefolgt von Auckland in Neuseeland. Auch München schafft es unter die Top-Ten und belegt den fünften Platz des City Mobility Index. Umgekehrt stehen Johannesburg, São Paulo und Nairobi aufgrund der begrenzten öffentlichen Verkehrsinfrastruktur an letzter Stelle im Ranking.
Die Studie Mobility Futures basiert auf mehr als 20.000 Interviews mit Bewohnern in 31 Städten und Tiefeninterviews mit 53 weltweit führenden Mobilitätsexperten. Ihr Ziel ist es, als Informationsgrundlage für die Planung und Entwicklung des städtischen Verkehrs auf der ganzen Welt zu dienen und zur Entwicklung von Geschäftsstrategien für neue und bestehende Akteure im Verkehrs- und Mobilitätssektor beizutragen.
Der City Mobility Index bewertet Kostengünstigkeit und einfache Zugänglichkeit sowie Vielzahl an öffentlichen Verkehrsmitteln und Mitfahrgelegenheiten und wie einfach es für die Menschen ist, am Stadtleben teilzunehmen. Auch Faktoren wie Einkommensgleichheit, Transportkosten in Relation zu Einkommen, öffentliches Verkehrsnetz im Verhältnis zur Bevölkerungsgröße, Verfügbarkeit von öffentlichen Verkehrsmitteln oder Motorisierungsrate wurden in das Ranking miteinbezogen.
Das Auto ist immer noch König
Trotz wachsender Umweltbedenken lieben Pendler ihr Auto immer noch - sei es als Statussymbol, weil es bequem ist oder oft auch aus Not heraus aufgrund fehlender Alternativen. Die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs löst deutlich häufiger negative emotionale Reaktionen aus als die Nutzung der anderen Verkehrsmittel. So wünschen sich viele ÖPNV-Nutzer weltweit die Möglichkeit, auf ein anderes Verkehrsmittel umzusteigen – zum Beispiel auf das Fahrrad oder eBike.
Jedoch zeigt die Mobility Futures Studie von Kantar auch, dass viele Auto-Pendler nach alternativen Wegen suchen, um sich in der Stadt zu bewegen. Bei ihnen wächst der Wunsch zu Fuß, mit dem Fahrrad oder als Beifahrer im Auto unterwegs zu sein.
Deutschland hat Nachholbedarf beim grünen Pendeln
Die Studie bewertet zudem die größten Städte der Welt in dem Pendler Index Green Commuter Index nach ihrer Umweltbilanz. Der Analyse zufolge sind asiatische Städte führend beim klimaschonenden Pendeln: Tokio liegt auf Platz eins gefolgt von Peking und Singapur. Dies ist auf einen geringen Anteil an Einzelfahrern und einen hohen Anteil an Fußgängern, Radfahrern und Nutzern des ÖPNV zurückzuführen. In Europa gilt London aufgrund seines ausgedehnten Bahn- und U-Bahn-Netzes als umweltfreundlichste Pendlerstadt.
Die deutschen Städte fallen im Green Commuter Index zurück, da sowohl München als auch Berlin mit 30 Prozent beziehungsweise 26 Prozent einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Einzelfahrern hat.
Amsterdam und Kopenhagen sind die Fahrradhauptstädte
Amsterdam und Kopenhagen sind die Heimat der Super-Radfahrer der Welt und rangieren auf Platz eins beziehungsweise zwei im Kantar Cycle Index. Peking rundet die ersten drei Plätze ab.
Die Bewohner der Städte Südostasiens benutzen besonders viele unterschiedliche Reise- und Verkehrs-Apps, um in ihrer Stadt mobil zu sein. In China hingegen ist die durchschnittliche Anzahl der Apps niedriger als im Rest der Welt, da Auto- und Bike-Sharing-Anbieter bereits in andere weit verbreitete Apps wie Baidu, Alipay und WeChat integriert sind, um ihre Angebote noch besser zugänglich zu machen.
"Unsere Studie zeigt, dass eine der größten Herausforderungen in den Metropolen von heute darin besteht, die Pendler von der Bequemlichkeit und dem Komfort ihrer Autos abzubringen und zu nachhaltigeren Verkehrsmitteln zu bewegen. Das Verständnis der Mobilitätsbedürfnisse, der „neuralgischen“ Punkte und der emotionalen Reaktionen der Menschen wird der Schlüssel zu einer sinnvollen Verhaltensänderung sein. Die Menschen nutzen eher Verkehrsmittel, die Freude in ihren Alltag bringen. Die Auswahl des Verkehrsmittels ist eher eine Entscheidung für den Lebensstil als die bloße Art, sich zu fortzubewegen." sagte Guillaume Saint, Global Automotive and Mobility Lead bei Kantar.
Der aktuelle Summary Report ist unter diesem Link zu finden: www.kantar.com/mobility-futures
Die vollständige Studie wird ab November verfügbar sein.