Online-Rechte:
Football: Twitter sichert sich NFL-Streamingrechte
Kann American Football das stockende Nutzerwachstum bei Twitter beflügeln? Der Kurznachrichtendienst will jedenfalls donnerstags die Fans auf seine Plattform holen - und es soll so gar nicht so teuer geworden sein.
Twitter hat sich die Online-Rechte für Donnerstags-Spiele der American-Football-Liga NFL gesichert. NFL-Chef Roger Goodell gab den Deal am Dienstag standesgemäß per Tweet bekannt. Der Kurznachrichtendienst habe sich in einem Bieterwettstreit unter anderem gegen den Telekom- und Medienkonzern Verizon und den Online-Riesen Amazon durchgesetzt, schrieben der Finanzdienst Bloomberg und das Technologieblog "Recode".
Der Preis wurde zunächst nicht offiziell genannt. Nach Informationen des Technologieblogs "Recode" kam Twitter jedoch für NFL-Verhältnisse extrem günstig davon - mit insgesamt weniger als zehn Millionen für die zehn Donnerstags-Spiele. Im vergangenen Jahr soll Yahoo 20 Millionen Dollar für die testweise Online-Übertragung einer NFL-Begegnung bezahlt haben. Und die TV-Rechte für die Donnerstagsspiele kosteten die US-Sender CBS und NBC insgesamt 450 Millionen Dollar. Allerdings ist ein großer Unterschied, dass sie komplett die Anzeigen im Umfeld der Übertragungen vermarkten dürfen und Twitter nur einen Teil davon.
Sowohl Verizon als auch Amazon sind aber bekannt dafür, tief in die Tasche zu greifen, wenn sie etwas haben wollen. So soll Amazon für die Verpflichtung des ehemaligen Moderators der BBC-Autosendung "Top Gear", Jeremy Clarkson, 250 Millionen Dollar hingeblättert haben. "Recode" zufolge soll es für die Donnerstags-Spiele Angebote von mehr als 15 Millionen Dollar gegeben haben, es blieb unklar, weswegen genau Twitter mit einem niedrigeren Preis das Rennen gewann.
Die Top-Begegnungen der NFL finden allerdings nicht am Donnerstag statt, sondern am Wochenende. Deshalb liegen die TV-Reichweiten donnerstags auch unter den Werten am Samstag und Sonntag.
Die Übertragungen könnten für Twitter eine Gelegenheit sein, mehr Internet-Nutzer anzulocken und ihnen eine Plattform zum Kommentieren des Geschehens zu bieten. Der Zufluss neuer Mitglieder bei dem Dienst ebbte zuletzt ab, im vergangenen Quartal gab es erstmals einen Rückgang bei der Zahl aktiver Nutzer. Der Dienst will sich schon lange als Ort für Diskussion bei großen Events etablieren - jetzt wird das erstmals mit Übertragungen auf der selben Plattform verknüpft.
Auch Facebook soll sich zeitweise für die Spiele der NFL am Donnerstag interessiert haben - dann aber aus dem Bieterwettstreit ausgestiegen sein. Auch CBS und NBC werden die Begegnungen in den USA online zeigen können, Verizon hält zusätzlich die Rechte für Übertragungen auf Mobil-Geräte.
Twitter hat bereits eine Infrastruktur für Video-Übertragungen von seinem Livestreaming-Dienst Periscope. Die NFL-Spiele dürften aber weitere Investitionen in die technische Plattform erfordern. Twitter betonte, dass die Ausgaben für den Deal die Prognose für das laufende Quartal nicht verändern werden.