User-Daten verlassen nicht den PC:
DSGVO-konform: Das neue Werbemodell von Cliqz
Die Cliqz-Offerte MyOffrz soll in der Vermarktung die Targeting-Logik von der Server-Seite auf das Endgerät des Kunden verlagern.
Cliqz betreiben das Medienhaus Burda und der Browseranbieter Mozilla, hinter dem eine US-Stiftung steht. Vor rund zwei Jahren mit dem Versprechen gestartet, keine persönlichen oder personenbezogenen Informationen zu speichern, will Cliqz jetzt nach Inkrafttreten der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) auch in Sachen Werbung für eine Alternative stehen: Der Web-Browser launcht ein neues Werbemodell namens MyOffrz.
Das Konzept: Mit MyOffrz sollen Konsumenten künftig individuell mit konkreten Kaufinteressen angesprochen werden, ohne dass sensible Daten und individuelle Profile über sie gespeichert werden. "Die Speicherung und Verarbeitung der Daten wird hierfür von der Server-Seite auf die Client-Seite verlagert. Persönliche Daten des Users verlassen so nie den Rechner des Nutzers, wie es bei Ad-Tech Anbietern wie Criteo, Google oder Facebook üblich ist, die so viele Daten wie möglich über ihre User sammeln und abspeichern", verspricht das Team um Jean-Paul Schmetz, Gründer und Geschäftsführer von Cliqz.
Die MyOffrz-Software soll demnach Kaufabsichten auf dem Endgerät selbst erkennen. Den Nutzern würden auf Basis dessen "attraktive Rabatte und Sonderangebote unterbreitet". "Die Daten bleiben im Besitz und unter der vollständigen Kontrolle der Nutzer", heißt es. Schmetz spricht von einer "Verlagerung der Targeting-Logik von der Server-Seite auf das Endgerät des Kunden". Dies sei ein echter Paradigmenwechsel. "Die Daten bleiben im Besitz und unter der Kontrolle der Nutzer, trotzdem sind Targeting-basierte Geschäftsmodelle möglich", so der Manager.
So ist MyOffrz aufgestellt
Das Geschäft bündelt Cliqz in der vor einem Jahr gegründeten Cliqz MyOffrz GmbH, die von Geschäftsführer Lukas Jakobs geleitet wird. Der Medienmanager mit jahrelanger Erfahrung aus Führungspositionen beim Performance-Marketing-Spezialisten Quisma (GroupM) sowie dem Mobile Marketing Startup Permodo (Ströer) formte ein Team aus Datenspezialisten, Kampagnenmanagern sowie Kundenbetreuern und ist maßgeblich am Aufbau der MyOffrz-Technologieplattform beteiligt.
Die Pilotphase mit namhaften Marken sei erfolgreich abgeschlossen, so der Anbieter. Zu den Pilotkunden zählten Marken wie MyToys, Toyota, Cyberport, HUK24, Flaconi und Telekom, sowie zahlreiche Agenturen und Agenturgruppen, darunter GroupM, Mediacom, Wavemaker, OMD, Omnicom, PHD, DentsuAegis, Performics, Tradeers, Metapeople oder Sunnysales.
Schmetz will mit dem neuem Werbeansatz die Diskussion über weitere Verordnungen befeuern: "MyOffrz als Proof-of-Concept ist ein deutliches Signal an die Politik, sich bei der Ausgestaltung von ePrivacy nicht von jenen täuschen zu lassen, die behaupten, ohne den Besitz von Daten über Nutzer würde das Geschäft im Internet nicht funktionieren." Google könnte ihm zufolge Browser-based Perfomance Marketing mit Chrome ohne weiteres anbieten oder auf die Speicherung von Sucheingaben verzichten, "wenn sie denn nur wollten".
Der gesamten Branche falle es schwer, die Daten zurück in den Besitz und unter die Kontrolle der Nutzer zu geben. "Dabei ist es genau das, was den Kern einer datenschutzorientieren Herangehensweise ausmacht, die dem Geist des europäischen Projekts DSGVO entspricht. Lassen wir uns nicht länger vom Silicon Valley diktieren, wie Geschäfte im Internet gemacht werden! Gehen wir unseren eigenen, europäischen Weg!", so Schmetz.
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