Wahlkampf:
CSU rüstet im Internet-Kleinkrieg ab
Der Online-Kleinkrieg im bayerischen Landtags-Wahlkampf schlägt hohe Wellen im Netz. Die CSU hat ihr Twitter-Sperrfeuer gegen die SPD aber eingestellt.
Der Online-Wahlkampf in Bayern beschäftigt weiter die Netz-Gemeinde. Auslöser war ein PR-Coup der Bayern-SPD. Sie sicherte sich die Rechte an der Webseite "Soeder-machts.de".
Die CSU hatte vergessen, sich die Domain zu ihrem zentralen Wahlkampfslogan selbst zu reservieren. So konnten die Sozialdemokraten den Spruch kapern und auf der entsprechenden Seite genüsslich kund tun, was Ministerpräsident Markus Söder aus ihrer Sicht so alles falsch macht.
Die Retourkutsche der CSU ließ nicht lang auf sich warten. Die Partei sicherte sich im Gegenzug mehrere SPD-nahe Domains, die allesamt zum Regierungsprogramm von Markus Söder führten. Darunter waren unter anderem Webseiten wie zukunftimkopfbayernimherzen.de, analog zur Überschrift des SPD-Wahlprogramm.
Weitere Links wie "Besserwohnenmitkohnen.de" oder "Kohnenplus.de" nahmen die SPD-Spitzenkandidatin Natascha Kohnen aufs Korn. Weitere Webseiten lauten: "Spdmachtnix.de" oder "Derechtesoedermachts.de".
Die bayerische Regierungspartei konterte überdies mit einem wahren Feuerwerk auf Twitter mit Dutzenden Slogans zum eigenen Wahlprogramm.
"Diese Form des Domain-Grabbings habe ich noch nie erlebt", sagt der bayerische SPD-Wahlkampfleiter Rainer Glaab. "Die haben die ganze Nacht durchgetwittert, um den Hashtag zurückzugewinnen. Das ist geradezu ein Lehrstück, wie man es nicht macht." Für Glaab ein Beleg, "wie hypernervös die CSU derzeit ist".
Der SPD-Mann rät zu mehr Souveränität. "Wir wissen auch, dass wir mit der Soedermachts-Aktion keine Wahl gewinnen", sagt er. "Wir haben einfach einen gravierenden handwerklichen Fehler der CSU genutzt, um unsere Positionen bekannt zu machen. Und wir haben gezeigt, dass die SPD noch da ist und kämpft."
CSU will wieder "auf positive Inhalte" setzen
Die Gemüter beruhigt haben sich offenbar inzwischen auch in der CSU-Wahlkampf-Zentrale. Nach einem Tag stellte man dort den Twitter- und Domain-Kleinkrieg wieder ein. Die Anti-SPD-Domains sind wieder abgeschaltet.
Ein Parteisprecher erklärt, nun "auf positive Inhalte und Fakten statt auf negative campaigning" setzen zu wollen. Die Domains habe man sich "vorsorglich gesichert", sie würden aber "aktuell aber nicht bespielt." Das Internet-Scharmützel mit der SPD verbucht man als Erfolg. "Dank der gescheiterten SPD-Kampagne ist der Hashtag #soedermachts in aller Munde. Mit dem Hashtag #soedermachts haben wir unsere konkreten politischen Maßnahmen für Bayern bekannt gemacht und hohe Reichweiten erzielt."
Agentur-Unterstützung hatte die Regierungspartei in Bayern bei der Aktion offenbar übrigens nicht. Die Agenturen Saint Elmo’s München und Serviceplan, die in der Vergangenheit bereits die Christsozialen in Wahlkämpfen unterstützt hatten, sind dieses Jahr nicht im Boot. Die bayerische SPD lässt sich in diesem Jahr von der Berliner Agentur Elephantlogic beraten, einer Firma des ehemaligen SPD-Bundesgeschäftsführers Kajo Wasserhövel.