Coronakrise:
WPP verordnet radikalen Sparkurs
Die britische Werbeholding kürzt Kosten. Das trifft nicht nur die Aktionäre, sondern vor allem die Agenturen. Sie sollen 2020 zum Beispiel an keinen Awards teilnehmen. Und sie wollen das auch so.
Die Entscheidung wird Signalwirkung haben. Die britische WPP-Gruppe kündigt einen radikalen Sparkurs an, die ohnehin bescheidende Wachstumsprognose für 2020 - nämlich kein Wachstum - zieht CEO Mark Read zurück. Das meldet die britische Werbeholding in einem Update zu Covid-19.
"Wir wissen, dass dies beunruhigende Tage für unsere Mitarbeiter sind und wir ermutigen alle unsere Manager, in engem Kontakt mit ihren Teams zu bleiben, um die notwendige Unterstützung zu leisten. Wir kümmern uns um das geistige und körperliche Wohlbefinden unserer Kollegen", lässt CEO Read die Öffentlichkeit wissen.
Keine Award-Shows
Das Aktienrückkaufprogramm aus der Kantar-Transaktion wird gestoppt, die Dividende für Aktionäre gestrichen. So will WPP 1,1 Milliarden Pfund reinholen. Aber damit nicht genug: 700 bis 800 Millionen Pfund sollen zusätzlich reinkommen. Read plant:
- einen Einstellungsstopp
- einen Kosten-Cut für Freelancer
- Reisekosten werden gestrichen
- es gibt keine Gehaltserhöhungen mehr
- selbst das Management verzichtet auf 20 Prozent des Gehalts
- und Ausgaben für Award Shows werden ebenfalls eingespart
Für die Kreativen der WPP-Agenturen dürfte das ein Schlag in die Magengrube sein: Die Agenturen der WPP-Gruppe - dazu gehören unter anderem Ogilvy, Grey, Scholz & Friends, Thjnk - werden also in diesem Jahr nicht an Kreativwettbewerben teilnehmen, wenn diese denn - sollten andere Holdings wie etwa Publicis nachziehen - überhaupt stattfinden. Cannes wurde auf Oktober verschoben, die LIA fallen ganz aus. Der deutsche ADC muss virtuell stattfinden.
Thjnk und Ogilvy hatten schon abgesagt
Auf der anderen Seite haben die Agenturen selbst bereits vorgesorgt. Thjnk zum Beispiel hat schon früh für sich erklärt, 2020 keine Awards zu beschicken - außer den Effie, der dieses Jahr keine Gebühren erhebt. "In Zeiten der größten Krise gibt es klare Prioritäten: die Sicherung unseres Geschäfts und der Erhalt von Arbeitsplätzen", sagt Armin Jochen, Kreativorstand von Thjnk.
Auch Björn Bremer, Kreativchef von Ogilvy sagt: In einem Jahr, in dem die deutsche Wirtschaft ums Überleben kämpfen, sind Kosten für Awards schlichtweg verantwortungslos. Klar, ist es ein großer Einschnitt. Aber ein sehr vernünftiger."
Minus wegen Corona
Die Corona-Krise hat bereits Folgen für WPP. Das Geschäft im März sei eingebrochen, meldet die Holding, ohne detaillierte Zahlen zu nennen. In China (-16,1 Prozent) habe sich die Situation wieder etwas gebessert, dort arbeiten die Angestellten wieder in den Büros. In den USA (-0,9 Prozent) stehe das Schlimmste aber noch bevor.
Insgesamt spricht WPP von einem Umsatzrückgang von 0,6 Prozent in den ersten beiden Monaten des Jahres; dabei war das Jahr eigentlich gut angegangen mit Etatgewinnen von Intel, Hasbro and Discover. Weltweit arbeiten derzeit 95 Prozent aller 107.000 Angestellten im Homeoffice.
WPP hatte an der Londoner Börse zuletzt an Wert verloren, der Kurs fiel zwischenzeitlich unter 500 Pence. Ende 2019 war er noch fast doppelt so hoch.