
Merger:
Werbeholding WPP fusioniert Grey mit AKQA
Seit 2018 führt die britische Werbeholding WPP verschiedene Töchter unter einem gemeinsamen Dach zusammen. Jetzt folgt mit Grey und AKQA der nächste Schritt. Beide Agenturen fusionieren zur AKQA Group.

Foto: Pentagram.com
Seit 1917 steht der Name Grey für Effektivität, ist auf der Agentur-Seite von Grey Global zu lesen. Doch schon bald könnte dieser Name Geschichte sein. Denn die britische Werbeholding WPP hat am vergangenen Mittwochnachmittag ihre Belegschaft darüber informiert, dass die Kreativtochter Grey mit der Digitalagentur AKQA unter dem Dach der AKQA Group fusioniert wird.
Mit der Entscheidung setzt WPP ihren Konsolidierungskurs fort, der im Jahr 2018 bereits VML und Y&R zu VWMLY&R sowie Wunderman und J. Walter Thompson zu Wunderman Thompson zusammenführte. Auffällig dabei ist, dass in beiden Fällen die Digitalagentur zum ersten Namensbestandteil wurde. Unter dem Dach der AKQA Group soll der Name Grey zunächst bestehen bleiben. "Nichts verschwindet am ersten Tag", erklärte WPP-CEO Mark Read. "Aber mit der Zeit werden wir die Unternehmen näher zusammenbringen."
AKQA-CEO Ajaz Ahmed übernimmt die Geschäftsführung
Als CEO der fusionierten Agenturtöchter wird AKQA-CEO Ajaz Ahmed im Sattel bleiben. Grey-CEO Michael Houston übernimmt die Rolle als Präsident und COO. "Wir wollen unsere Kunden besser bedienen, unsere Angebote integrieren und unser Unternehmen auf zukunftssichere Beine stellen", begründet Read den Schritt gegenüber Adweek.
Nach der Fusion wird die AKQA Group rund 6.000 Mitarbeiter in mehr als 50 Ländern beschäftigen und mehr als die Hälfte der Top 20 der Fortune-500-Unternehmen auf der Kundenliste stehen haben. Wie Read betont, hätten beide Agenturen eine ähnliche Größe und würden über komplementäre Kunden, Fähigkeiten und eine starke kreative Kultur verfügen.
Auf der Kundenliste von Grey Global stehen namhafte Brands wie Coca-Cola, Pfizer, HSBC, Bose, GSK, Hasbro, Marriott oder Nestlé. AKQA zählt Unternehmen wie Gap, Heineken, Nike, MTV, Fiat oder Volkswagen zu seinem Kundenportfolio.
Deutschland: Kooperationen auf dem Prüfstand
Überraschend kam der Schritt nicht. Dass Grey mit einer anderen WPP-Agentur zusammengehen soll, wurde seit Langem diskutiert. Dass es nun AKQA wird, ergibt Sinn. Die Agentur ist führend im Bereich Experience, Innovation, Tech und ergänzt das Portfolio von Grey, die sich gut auf Markenführung und Kreation verstehen.
Die deutschen Agenturchefs von Grey und AKQA haben allerdings auch erst sehr kurzfristig von der Entscheidungs aus dem WPP-Headquarter erfahren. Jan-Philipp Jahn, CEO von Grey Germany in Düsseldorf und Hamburg, wird am Freitag sein erstes Telefonat mit Ulrich Säuberlich, Managing Director von AKQA, führen. Es gehe jetzt darum, ein sauberes Konstrukt aufzusetzen. Wie das aussieht, könne er noch nicht sagen. Klar ist: Die Marken Grey und AKQA bleiben zunächst erhalten.
Grey hat trotz Corona ein gutes Jahr hinter sich. Neugeschäft im Wert von 7,5 Mio. Euro hat die Agentur eingefahren, darunter Kunden wie Idealo, die Stepstone ersetzten, und Livingguard. Die Agentur steht allerdings noch immer in Teilen in Kurzarbeit.
Jan-Philipp Jahn und Francsica Maas hatten die Führung von Grey vor einem Jahr und acht Monaten übernommen, und seitdem auch die Digitalisierung vorangetrieben. Auf europäische Initiative hin entstand Grey Content für Bewegtbild. Dann begründeten sie über die WPP-Agentur Wildfire die Abteilung Grey Social Media und für Grey Performance holten sie Datenexperten aus der Group M. Desweiteren kooperiert Grey mit JUK von Zitzewitz (UX). Das Consulting-Angebot von "Adventures" indes verschwand; man wollte sich aufs Kerngeschäft konzentrieren.
"Kooperationen sparen Zeit und Geld", sagte Jahn damals. Denn organisch zu wachsen, würde viel zu lange dauern. Deshalb ging auch Grey Shopper eine solche ein: Die Retail-Agentur Muse Content soll das analoge Know-how der Düsseldorfer auf der PoS-Fläche um innovative, digitale Anwendungen erweiterten. Und die Designer von KW 43 unterstützen ihre WPP-Schwester Zum goldenen Hirschen, nachdem die Grey C&A abgenommen und am Platz der Ideen ein Gebäude bezogen haben.
Mit AKQA geht das nun alles noch viel schneller, mutmaßt der CEO. Inwieweit die eingegangenen Kooperationen dann noch sinnvoll sind, gesteht er, müsse man aber erst noch sehen. (red/cob)