Ausstieg:
Ulrich Klenke kündigt - Ogilvy stellt sich neu auf
Ogilvy beschäftigt künftig ein neues Managementteam. Ulrich Klenke geht. Er war mit der strategischen Ausrichtung der Agentur unzufrieden.
Ulrich Klenke hat genug. Der Chef der Agentur Ogilvy & Mather in Frankfurt hat am Mittwoch sein Kündigungsschreiben eingereicht, wie Klenke inzwischen bestätigt hat. Der Ausstieg kommt nicht völlig überraschend; seit Längerem gab es Gerüchte über Klenkes Abgang. Sein Vertrag läuft offiziell noch bis Ende Januar kommenden Jahres. Ihn wird der scheidende CEO aber sicher nicht absitzen müssen.
Denn Ogilvy hat bereits ein neues Management präsentiert, vermutlich für den Übergang. Die Kommunikationsgruppe leitet künftig ein gleichberechtigtes Team, das aus Monika Saeger (Strategie/Sprecherin der Geschäftsführung), Chaichana Sinthuaree (Beratung/CEO), Michael Kutschinski und Stephan Vogel (beide Kreation) sowie Helmut Hechler (Finanzen) besteht. Die bisher bestehenden Submarken werden künftig unter der Agenturmarke Ogilvy vereint.
Es ist kein Geheimnis, dass Klenke genau damit so seine Probleme hatte, mit der neuen Struktur, die WPP der Agenturgruppe unter dem Motto "Horizontality" aufzuerlegen versucht. John Seifert, seit einem Jahr Worldwide Chairman & CEO von Ogilvy, hat schon in den USA alle Marken der Agenturgruppe zusammengelegt. Heißt: Eigenständig operierende Marken wie Ogilvy & Mather Advertising, Ogilvy One und Ogilvy PR verschwinden; übrig bleibt: Ogilvy. Pro Land soll es nur noch eine Gewinn- und Verlustrechnung geben.
Ulrich Klenke und die Agentur haben offenbar schon länger über eine Trennung verhandelt. In der Pressemitteilung, in der sich Paul O'Donnell, Chairman und CEO EMEA von Ogilvy & Mather Worldwide von seinem deutschen CEO verabschiedet, findet sich kein gutes Wort für Klenkes Zukunft." Man hat sich entzweit.
Silofreies Arbeiten
Die Agentur gruppiert sich künftig um Kundenaufträge, um Projekte und Etats herum, weniger um Disziplinen. Vier Agentureinheiten gibt es demnächst: Ogilvy Delivery konzentriert sich demnach disziplinübergreifend auf die Umsetzung. Dann gibt es die Units Talent (Human Resources), Growth (CRM, Media) sowie Marketing, Communications and Change (Markenarbeit). Die USA machen den Anfang, Deutschland soll folgen.
Klenkes Problem? "Unterschiedliche Auffassungen über die strategische und organisatorische Ausrichtung", heißt es. Er sagt: nichts. Es geht wohl um Profil-, auch wirtschaftliche Fragen. Legt man alle Agenturen zusammen, geht die Positionierung der einzelnen Agenturmarken verloren. Einmal Ogilvy - schön und gut - aber wofür steht das? Außerdem sind bis heute auf Holdingebene sicher nicht alle organisatorischen und wirtschaftlichen Verflechtungen in dem neuen Konstrukt in allen Details geklärt. Und jedes Network hat seine Margenvorgaben zu erfüllen. Silofreies Arbeiten ist die Zukunft. Der Content Cube für L'Oréal lebt davon - aber kann die neue Ogilvy das leisten? Fragen über Fragen.
Die Bilanz
Ulrich Klenke hat in den drei Jahren, in denen er bei Ogilvy ist, einiges geleistet. Er hat den Berliner Agenturstandort ausgebaut, Media- und PR-Geschäft intensiviert, ein neues Management installiert. Er hat gleich zu Beginn seiner Amtszeit zumindest teilweise den Etat der Deutschen Bahn verteidigt (Frankfurt), Media-Markt war da schon weg. Neugeschäft kam von Siemens, Mercedes-Benz Vans, Hertha, Schaeffler, Bayer Crop Science, alle Frankfurt, aber auch Aldi, Ay Yildiz, KFC, alle Düsseldorf; für Ogilvy PR: Johnson & Johnson. Coca-Cola wird von Berlin aus im europäischen Lead betreut. Allianz allerdings kam international nie so recht in die Gänge, in Deutschland läuft der Etat. Und L'Oréal pitcht derzeit um Media und Content Marketing. Im Finale steht neben WPP auch Publicis.
Im GWA-Vorstand besetzt Klenke des Ressort "Agentur-Ecosystem". Er hat dort den ersten "Code of Conduct" für Werbeagenturen in Deutschland entwickelt, ein großer Schritt. Seinen Posten im Agenturverband wird er wohl aufgeben müssen, vertritt er keine Agentur mehr. Auch hier stellt sich die Frage nach einer Nachfolge.