Ulrich Klenke und die Agentur haben offenbar schon länger über eine Trennung verhandelt. In der Pressemitteilung, in der sich Paul O'Donnell, Chairman und CEO EMEA von Ogilvy & Mather Worldwide von seinem deutschen CEO verabschiedet, findet sich kein gutes Wort für Klenkes Zukunft." Man hat sich entzweit.

Silofreies Arbeiten

Die Agentur gruppiert sich künftig um Kundenaufträge, um Projekte und Etats herum, weniger um Disziplinen. Vier Agentureinheiten gibt es demnächst: Ogilvy Delivery konzentriert sich demnach disziplinübergreifend auf die Umsetzung. Dann gibt es die Units Talent (Human Resources), Growth (CRM, Media) sowie Marketing, Communications and Change (Markenarbeit). Die USA machen den Anfang, Deutschland soll folgen.

Klenkes Problem? "Unterschiedliche Auffassungen über die strategische und organisatorische Ausrichtung", heißt es. Er sagt: nichts. Es geht wohl um Profil-, auch wirtschaftliche Fragen. Legt man alle Agenturen zusammen, geht die Positionierung der einzelnen Agenturmarken verloren. Einmal Ogilvy - schön und gut - aber wofür steht das? Außerdem sind bis heute auf Holdingebene sicher nicht alle organisatorischen und wirtschaftlichen Verflechtungen in dem neuen Konstrukt in allen Details geklärt. Und jedes Network hat seine Margenvorgaben zu erfüllen. Silofreies Arbeiten ist die Zukunft. Der Content Cube für L'Oréal lebt davon - aber kann die neue Ogilvy das leisten? Fragen über Fragen.

Die Bilanz

Ulrich Klenke hat in den drei Jahren, in denen er bei Ogilvy ist, einiges geleistet. Er hat den Berliner Agenturstandort ausgebaut, Media- und PR-Geschäft intensiviert, ein neues Management installiert. Er hat gleich zu Beginn seiner Amtszeit zumindest teilweise den Etat der Deutschen Bahn verteidigt (Frankfurt), Media-Markt war da schon weg. Neugeschäft kam von Siemens, Mercedes-Benz Vans, Hertha, Schaeffler, Bayer Crop Science, alle Frankfurt, aber auch Aldi, Ay Yildiz, KFC, alle Düsseldorf; für Ogilvy PR: Johnson & Johnson. Coca-Cola wird von Berlin aus im europäischen Lead betreut. Allianz allerdings kam international nie so recht in die Gänge, in Deutschland läuft der Etat. Und L'Oréal pitcht derzeit um Media und Content Marketing. Im Finale steht neben WPP auch Publicis.

Im GWA-Vorstand besetzt Klenke des Ressort "Agentur-Ecosystem". Er hat dort den ersten "Code of Conduct" für Werbeagenturen in Deutschland entwickelt, ein großer Schritt. Seinen Posten im Agenturverband wird er wohl aufgeben müssen, vertritt er keine Agentur mehr. Auch hier stellt sich die Frage nach einer Nachfolge.


Conrad Breyer, W&V
Autor: Conrad Breyer

Er kam über Umwege zur W&V. Als Allrounder sollte er nach seinem Volontoriat bei Media & Marketing einst beim Kontakter als Reporter einfach nur aushelfen, blieb dann aber und machte seinen Weg im Verlag. Conrad interessiert sich für alles, was Werber- und Marketer:innen unter den Nägeln brennt. Seine Schwerpunktthemen sind UX, Kreation, Agenturstrategie. Privat engagiert er sich für LGBTQI*-Rechte, insbesondere in der Ukraine.