Neues Agentur- und Arbeitsmodell:
Ogilvy Germany stellt neues Agenturmodell Next Chapter vor
Next Chapter kommt nach Deutschland und Ogilvy setzt die Network-Vorgaben um. Eine GmbH, Fokus auf Delivery und Decoupling. Damit will Ogilvy schneller und besser werden.
Alles wird neu, alles eins. Ogilvy Germany ist künftig eine GmbH. Marken wie Ogilvy & Mather Advertising, OgilvyOne und H&O verschwinden vom Markt, werden integriert in die eine neue Agentur mit einer Gewinn- und Verlustrechnung. Das soll integriertes Arbeiten einfacher machen, die Silos verschwinden.
Die Büros in Frankfurt, Düsseldorf und Berlin verlieren ihre Autonomie.
Denken, dann machen!
Parallel stellt sich die Agentur intern neu auf. Um den kreativen Output zu steigern, effektiver und effizienter zu werden, legt Ogilvy den Fokus auf Delivery und Decoupling.
Heißt: Man trennt Konzeptphase und Produktion. Für jeden Neukunden bilden sie ein neues Team aus Beratung, Strategie und Kreation, das zur Aufgabe passt. Die Berater, jetzt Business-Leader genannt, sitzen an den Standorten Frankfurt (Chaichana Sinthuaree), Düsseldorf (Carsten Kinast, für PR Babette Kemper) und Berlin (Simon Usifo).
Alles dreht sich um den Kunden. Ogilvy hat dafür sogar einen eigenen Posten geschaffen. Carsten Kinast, bislang Geschäftsführer Beratung am Standort Düsseldorf, übernimmt standortübergreifend die Rolle des Client Service Leader; er entlastet CEO Sinthuaree. Die Kreation obliegt wie gehabt den CCOs Stephan Vogel und Michael Kutschinski.
Steht das Markenkonzept, geht es an die Umsetzung in die Studios mit ihren Disziplinen Moving Images, Art & Design, Digital & Physical Experiences, Newsroom, Campaign & Activation sowie Platforms & Marketing-Automation (Leitung: Knud Schlaudruff). Auch hier sitzen Berater und Kreative - nur mit anderen Aufgaben.
Ein Chief Delivery Officer, Simon Usifo, sorgt dafür, dass die Abläufe stimmen. Ihm unterstehen der PMO, der Program Management Officer Ian McLellan mitsamt Team, und die Studios. Er arbeitet eng mit Chief Technology Officer Marc Czesnik zusammen, der mit seinen technischen Lösungen das neue Arbeiten erst möglich macht. (Und nebenbei auch Kunden berät in Sachen digitaler Transformation sowie eigene Produkte entwickelt.)
Die WPP-Agentur mit ihren 450 Mitarbeitern (geschätzter Umsatz 2017: 45 bis 50 Millionen Euro) setzt mit Next Chapter eine Vorgabe aus dem Network fast eins zu eins um und schließt die größte Transformation ihrer Unternehmensgeschichte ab.
"Die Werbelandschaft hat sich dramatisch verändert", sagt Agenturchef Sinthuaree. Sie sei viel technologischer geworden, mit immer stärkerem Kosten- und Zeitdruck für Marketingentscheider. Auch die Agenturen müssten sich dem anpassen, um in Zukunft agil arbeiten zu können.
Kritik am neuen Agentur- und Arbeitsmodell
Ogilvy wolle weiterhin für Marke und Kreativität stehen. Gleichzeitig will man aber bessere Qualität liefern in der Umsetzung, günstiger produzieren und vor allem: in Echtzeit kommunizieren können. Next Chapter birgt Chancen.
Aber nicht bei allen kommt das neue Agentur- und Arbeitsmodell gut an. Die Geschäftsführer verlieren ihren Titel. Und insbesondere Kreative fürchten, das "Finanzgetriebene" des neuen Systems gefährde das Produkt Ogilvy als Ideenschmiede im Kern. Nicht umsonst sind Tim Stübane, Kreativchef in Berlin, und Ilan Schäfer, Geschäftsführer Beratung in Frankfurt, vor Kurzem gegangen.
Keine gute Ausgangslage für einen Neustart.