Kreation des Tages:
Ikea fischt im Trüben
Und zwar im trüben Wasser der Themse. Übergroße Spielzeugboote sammeln Müll aus dem Fluss. Die Idee kommt von Mother, London.
"Drei Teile, ein Boot", fasst Ikea im deutschen Onlineshop zusammen, was Smakryp ist: Das weiß-blaue Badespielzeug mit gelben und orangefarbenen Aufbauten unterhält schon die Allerjüngsten, wenn sie in der Wanne plantschen oder Bötchen zu Wasser lassen wollen. Weil Smakryp dreiteilig ist, gehören dazu zwei abnehmbare Plastikbecher, einer sogar mit Ausgießer.
Dieses Badespielzeug, designt von Francis Cayouette, ist im Original keine 15 Zentimeter lang. Und für treue Ikea-Kunden auf jeden Fall ein erkennbarer Markenartikel des schwedischen Möbelhauses.
Selbst wenn es plötzlich drei Meter lang ist und in doppelter Ausführung auf der Themse durch London gondelt. Während der Schulferien - damit viele Familien Zeit haben, hier zu staunen und mitzumachen. Denn: Wer mag, darf die Müllboote ein zeitlang fernsteuern.
Die aufmerksamkeitsstarke Aktion "The Good Ship Ikea" hat sich die Londoner Kreativagentur Mother für ihren Kunden Ikea ausgedacht, um für die Eröffnung des neuen Möbelhauses in Greenwich zu werben. Greenwich, geöffnet seit 7. Februar, ist nach Unternehmensangaben die bislang nachhaltigste Ikea-Filiale.
Das wäre schon für sich genommen eine wirklich kreative Kampagne. Doch Mother und Ikea setzen noch eins drauf und schwimmen auf der zeitgeistigen Welle der Gewässerverschmutzung durch - vor allem - Plastik. Die beiden ferngesteuerten Riesen-Smakryps sammelten nämlich in dieser Woche den ganzen Abfall, den sie auf der Themse erwischten. Pro Stunde konnten die Badeboote rund 20 Kilogramm Müll aufnehmen.
Das ermöglicht eine Erfindung aus China: Orca, gegründet 2017, betreibt unbemannte Umweltschutzboote, die mit Müllsammlern ausgerüstet sind.
Daraus soll nun nach Ende der Aktion eine Skulptur entstehen, die am Ikea Greenwich aufgestellt wird. Damit alle was davon haben - und zum Zeichen dafür, dass sich Ikea dem Recycling verschrieben hat.
Warum Ikea mit Müllsammeln für sich wirbt? Eine Unternehmenssprecherin erklärt auf Anfrage von W&V: "Bei allem, was Ikea tut, geht es um Nachhaltigkeit." Das Unternehmen habe sich dazu verpflichtet, einen positiven Einfluss auf den Planeten zu nehmen und mit jedem neuen Möbelhaus ein guter Nachbar für die Gemeinde zu sein.
Die Sammelboote spendet Ikea nach Ablauf der Aktionszeit an die Hilfsorganisation Hubbub, die sich der Aufklärung über Plastikmüll widmet. Hubbub zufolge werden pro Jahr allein aus der Themse 300 Tonnen Müll gefischt - darunter viele Plastikflaschen und Chipstüten.
Während der Sammelfahrten arbeitete Ikea mit dem Creekside Education Trust zusammen, der ebenfalls Aufklärungsarbeit macht.
Natürlich geht es hier um Image und am Ende um Profit. Hin und wieder ist es aber besser, ein Unternehmen tut sehr sichtbar Gutes, um seinen Ruf und seine Umsätze zu steigern, als gar kein bisschen beizutragen.