Serviceplan wiederum könnte mit Brüll die Nachfolge von Thomas Bathelt lösen, der ja als Geschäftsführer zu Mediaplus Regio nach Köln ins Team von Esther Busch gewechselt war. Serviceplan schweigt zu alldem. Auch Brüll und Blomenkamp waren für eine aktuelle Stellungnahme nicht zu erreichen.

Der Wechsel Brülls reiht sich ein in eine größere Zahl von Personalien innerhalb der GroupM. Im Sommer wurden unter anderem die Chefposten bei den Töchtern MEC, Mindshare und Xaxis intern neu besetzt. Daneben wechselte die Mediacom-Digitalchefin Daniela Tollert zu GroupM. Sie kümmert sich seither als Chief Integration Officer um die Zusammenarbeit der Mediatöchter. Ein zentrales Thema in der gesamten WPP-Gruppe.

Blomenkamp spricht bei der GroupM sehr deutlich vom "Aufbrechen von Silos". Die Agentur steht wie der gesamte Werbemarkt vor drastischen Veränderungen. Die Agentur wolle sich künftig deutlich individueller auf Kunden einstellen, wie Blomenkamp erklärte. 

GroupM, das Dickschiff im deutschen Mediageschäft

Die GroupM dominiert den deutschen Werbemarkt: Die Gruppe hat das Image einer hocheffizienten Einkaufsmaschine, die über die lukrativsten Budgettöpfe verfügt. Sie gilt auch als treibende Kraft hinter dem Trading-Modell, das längst von der Digitaltochter Xaxis auf die anderen Medien ausgeweitet wurde. Diese geballte Marktmacht hatte in den letzten Jahren für deutliches Wachstum gesorgt.

Laut den Zahlen von Recma stiegen die Billings der GroupM-Agenturen für 2015 um 5,6 Prozent auf 7,8 Milliarden Euro. Ein deutlicher Vorsprung gegenüber der Network-Konkurrenz: Dentsu kam auf 2,9 Milliarden, Omnicom auf 2,6 Milliarden und Publicis auf 2,2 Milliarden Euro. Dahinter folgen Interpublic mit 1,3 Milliarden und Havas mit 1,1 Milliarden.

In diesem Jahr musste die GroupM allerdings eine herbe Schlappe einstecken: Mit Volkswagen geht einer der größten internationalen Etats verloren – global etwa 2,2 Milliarden Euro. Der Rückschlag ist zwar nicht Brüll anzulasten. Aber er hätte die Lücken stopfen müssen, die in den kommenden Jahren aufgehen.

Für WPP ist Deutschland der drittgrößte Markt nach Großbritannien und den USA. Allerdings verzeichnete Deutschland in den letzten Quartalen das zweithöchste Wachstum der wichtigsten zehn Märkte (nach Indien). Dafür sorgt vor allem die GroupM, die zudem laut ehemaligen Managern im internationalen Vergleich auch sehr hohe Margen einfährt. 

Mediaplus wächst derzeit kräftig

Matthias Brülls künftige Agentur, Mediaplus, ist ebenfalls kräftig gewachsen. Die Billings der Serviceplan-Tochter hatten 2015 um 4,2 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro zugelegt. Damit liegt das Unternehmen im Recma-Ranking auf Rang fünf - und ist mit Abstand die größte Network-unabhängige Mediaagentur in Deutschland. 

Matthias Brüll ist seit April 2015 Chef von GroupM Deutschland. Mit Jürgen Blomenkamp bildete er - bislang - ein kongeniales Team, international/national. Brüll gilt als Kundenversteher, der Mediaagenturen unbedingt in Richtung Beratung positionieren will. Das wird ihm nun bei Mediaplus zugute kommen.

lp/cob 


Conrad Breyer, W&V
Autor: Conrad Breyer

Er kam über Umwege zur W&V. Als Allrounder sollte er nach seinem Volontoriat bei Media & Marketing einst beim Kontakter als Reporter einfach nur aushelfen, blieb dann aber und machte seinen Weg im Verlag. Conrad interessiert sich für alles, was Werber- und Marketer:innen unter den Nägeln brennt. Seine Schwerpunktthemen sind UX, Kreation, Agenturstrategie. Privat engagiert er sich für LGBTQI*-Rechte, insbesondere in der Ukraine.