Die drei Studierenden haben mit ihrem Case eine Bewegung erschaffen, die die Mode-Industrie mit ihren eigenen Waffen schlägt. Das Team nutzt Second-Hand-Kleidung und lädt sie mit ihrer Haltung und ihren Werten auf. Als Waschetikett werden Informationen zu Missständen, Menschenrechtsverletzungen und Kampagnen vernäht. Das "Anti-Fashion-Industry"-Logo zerstört die eigentliche Marke der Kleidung, die Träger:innen werden zu Botschafter:innen.
 
"Mit dem Konzept der 'Anti Fashion Industry' hat das Team nicht nur eine ganzheitlich gedachte Idee konsequent und exzellent exekutiert. Sie haben außerdem gleichzeitig den Second-Hand-Markt neu erfunden. Mit einer Idee, die Kampagne, Marke und Business-Modell zugleich ist", begründet die ADC-Jury ihre Wahl.

Abschlussarbeit des Jahres

wird der Case "Würmlas Wände" von Katharina C. Herzog und David Leitner, die an der Universität für angewandte Kunst Wien studieren. Sie initiierten ein Kunstprojekt in der Gemeinde Würmla, einem kleinen Ort 60 Kilometer entfernt von Wien: Würmlas Wände – urbane Kunst auf ländlichen Fassaden. Insgesamt haben sie 13 alte Stadel, Keller und Silos in zehn Ortschaften der Gemeinde gestaltet. Die Motive entstanden in Zusammenarbeit mit den Besitzer:innen der Wände und erzählen persönliche Geschichten der Dorfbewohner:innen von Würmla, von ihren Wünschen und Sorgen, vom Leben auf dem Land. An der Schnittstelle zwischen urbaner Kunst und ruraler Architektur entstanden Begegnungsflächen, die durch einen Wanderweg miteinander verbunden wurden.

Ein Buch informiert ergänzend über die Geschichten hinter den Wänden. Der Grand Prix Case "Würmlas Wände" lässt Stadt- und Landbewohner*innen in den Dialog treten und macht Vorurteile und Stereotypen sichtbar. "Das war die Arbeit, auf die wir alle in der Jury gewartet haben. Sie lässt ein Erlebnis im öffentlichen Raum entstehen, wie man es sich schöner kaum wünschen kann. Unglaublich emotional, konzeptionell stark und wundervoll umgesetzt. Hier prallen Land und Stadt mit voller Wucht aufeinander und es werden ergreifende Geschichten sichtbar. Streetart im unmittelbaren menschlichen Kontext. Wir würden es am liebsten Social Media nennen", heißt es aus der Begründung der ADC Jury.
 
Und schließlich verlieh die ADC-Jury erstmals seit 2017 wieder den Titel der

Praxisarbeit des Jahres

Ausgezeichnet werden Sandra Lizeth Valencia, Kai West Schlosser und Thao Vu Phuong von Serviceplan. Sandra Lizeth Valencia zeichnet für den Text des Cases "Meltdown Flags" verantwortlich, Kai West Schlosser und Thao Vu Phuong wirkten an der Gestaltung mit. 

Mit der Arbeit will Serviceplan in Zusammenarbeit mit dem Umwelttechnologieunternehmen Meter ein Zeichen gegen den weltweiten Gletscherrückgang setzen. Daten und Design wurden kombiniert, um das Schmelzen der Gletscher plakativ zu visualisieren. Schritt für Schritt haben die Kreativen in Nationalflaggen von Ländern mit Gletschern den Anteil der Farbe Weiß reduziert.

Die ADC-Jury begründet die Auszeichnung wie folgt: "Die Kampagne verdichtet eine komplexe, globale Thematik in einem einfachen, zwingenden und sogar beklemmenden Visual! Sie emotionalisiert auf geschickte Art und Weise ein in der vermeintlichen Ferne liegendes Thema und bringt es in das jeweilige Land. In dein Land! Vor deine Haustür! Dazu bedient sich die Kampagne zusätzlich auf innovative Art zahlreicher Daten."

Die Grands Prix und sämtliche anderen Preise wurden am Donnerstagabend live auf YouTube verliehen. Einblick in die Jury-Sitzungen gaben die Vorsitzenden Katrin Oeding, Sabine Cole und Cedric Ebener ebenfalls auf YouTube im Jury-Talk. Alle Informationen zum ADC-Festival gibt's im Überblick hier.


Conrad Breyer, W&V
Autor: Conrad Breyer

Er kam über Umwege zur W&V. Als Allrounder sollte er nach seinem Volontoriat bei Media & Marketing einst beim Kontakter als Reporter einfach nur aushelfen, blieb dann aber und machte seinen Weg im Verlag. Conrad interessiert sich für alles, was Werber- und Marketer:innen unter den Nägeln brennt. Seine Schwerpunktthemen sind UX, Kreation, Agenturstrategie. Privat engagiert er sich für LGBTQI*-Rechte, insbesondere in der Ukraine.