CDU-Agentur unter Kohl:
Coordt von Mannstein: Der Kanzler-Kommunikator geht von Bord
In den 80er und 90er Jahren galt er als mächtigster Agenturchef der Republik. Jetzt macht Coordt von Mannstein mit dem Agenturgeschäft Schluss.
Seine Kampagnen halfen Helmut Kohl ins Kanzleramt und brachten CDU-Ministerpräsidenten wie Christian Wulff und Roland Koch an die Macht. Seit 50 Jahren gibt es seine Agentur. Aber jetzt will Coordt von Mannstein aufhören. "Ich habe entschieden, mich aus dem Agentur-Business zurückzuziehen, nachdem ich als CEO für meine Mitarbeiter und betreuten Kunden-Etats jahrelang Verantwortung getragen habe", teilte Mannstein mit. Einen Verkauf lehnt er ab: "Wo von Mannstein draufsteht, soll auch von Mannstein dahinter stehen."
Der 80-Jährige will die Agentur "geordnet" abwickeln und sich danach nur noch um Design-Themen kümmern - Mannstein eigentliche Leidenschaft. In den 50er Jahren war er Schüler der Corporate-Design-Legende Anton Stankowski, später studiert er Visuelle Kommunikation, arbeitete am Markenauftritt des Chemiekonzerns Bayer und entwickelte das Logo der Olympischen Spiele 1972 in München. Seit 1974 lehrte er als Professor für Visuelle Kommunikation an der Folkwangschule in Essen.
Über die Branche hinaus bekannt wurde Mannstein aber als Wahlkampfwaffe von Helmut Kohl. Seit 1975 verantwortete seine Agentur zahlreiche Kampagnen der CDU und zog über 20 Jahre lang mit dem Parteichef und späteren Kanzler in den Bundestagswahlkampf:
1976 ("Sicher, sozial und frei"),
1980 ("Kanzler für Frieden und Freiheit"),
1983 ("Arbeit. Frieden. Zukunft. Dieser Kanzler schafft Vertrauen"),
1987 ("Unser Kanzler"),
1990 ("Kanzler für Deutschland"),
1994 ("Politik ohne Bart") und schließlich
1998 ("Weltklasse für Deutschland").
Auf das Konto der Agentur von Mannstein ging auch die berühmt-berüchtigte "Rote-Socken-Kampagne" gegen die damalige PDS.
Nach Kohls Abwahl 1998 wurde es um Mannstein ruhiger. Er arbeitete zwar noch längere Zeit erfolgreich für Roland Koch in Hessen und Christian Wulff in Niedersachsen, aber die Bundespartei unter Angela Merkel bevorzugte andere Dienstleister mit mehr Abstand zu Helmut Kohl. 2005 bestritt von Mannstein noch einmal eine Bundestagswahl - für Guido Westerwelles FDP. Zuletzt betreute die Agentur mit Sitz in Solingen vor allem Healthcare- und regioinale Kunden.