TechTäglich:
Werbung für Casino-Apps: Apples neue Cashcow?
Immer am Vormittag die wichtigsten Meldungen des Tages – das ist TechTäglich, die Technik-Kolumne von W&V. Heute mit Glücksspiel-Apps als Apples neuer Cashcow und dem Aus für die letzten Telefonhäuschen.
"Genau mein Humor: Wasser predigen und Wein saufen...", schreibt der User mypointofview im Apple-Newsblog iTopnews. Leserin mea sententia ergänzt: "Die bekommen doch den Hals nicht voll! Eine Pest, diese Werbeplage!" Nur zwei von vielen Beschwerden.
Was ist los bei Apple? Versehen oder Absicht: Der Konzern erlaubte im App Store Werbung für Casino-Apps. Dabei kassieren die Kalifornier die komplette Buchungs-Provison (30 Prozent) und halten auch die Hand bei In-App-Käufen der betreffenden Apps auf.
Werbung für Glücksspiele? Ernsthaft? Hat "Rich"-Apple das nötig?
Die auffälligen Ads tauchten auf, seitdem Apple seine Werbe-Optionen im App Store in dieser Woche ausgeweitert hatte (W&V berichtete). Sieht so aus, als wolle der Konzern seine Service-Sparte noch mehr zur Cashcow machen.
Sowohl im Abschnitt "Suche" vor dem Eingeben von Suchbegriffen wie auch unter einzelnen Apps können daher jetzt in "Empfehlungen" Anzeigen für solche dubiosen Glückspiel-Angebote gebucht werden.
Nicht nur App-Store-User und Blog-Leser, sondern auch Entwickler und prominente Blogger waren fassungslos. Auf Twitter wurde schnell massive Kritik an diesem "Casino-Royale"-System laut. Offenbar filtert Apple kaum, welche Anzeigen wo dargestellt werden. Viele User sehen sogar unter "normalen" Apps Werbung für Glücksspiel-Apps.
Der bekannte Entwickler Marco Arment äußerte sich erbost: Der Macher der Podcast-App Overcast hat auf seiner App-Seite ebenfalls Glücksspiel-Werbung angezeigt bekommen und will nicht, dass seine App mit derartigen Angeboten assoziiert wird.
Twitter-User Cabel aus der bekannten Entwicklerschmiede Panic Software findet klare Worte: "Ich finde es wirklich traurig, dass Apple damit beginnen muss, Geld für Casino-Spiele-Werbung anzunehmen, um die Gewinne der Aktionäre zu steigern. Als Steve iAds einführte, lautete die Aussage: "Diese Anzeigen sind kein Müll, Sie werden diese Anzeigen mögen."
Auch der international bekannte Blogger Federico Viticci vom macstories-Blog regt sich mächtig über Apples neue Werbeaktivitäten auf: "Stellen Sie sich vor, Sie haben 48,2 Milliarden Dollar Bargeld zur Verfügung und denken immer noch: "Ach ja, diese House of Fun Casino-Werbung wird unseren Gewinn steigern, machen wir es!"
Es bleibt abzuwarten, inwieweit Apple auf die (berechtigte) Kritik reagieren wird. Nach einigen Stunden massiver Kritik im Netz ruderte Apple in der vergangenen Nacht erst einmal zurück. Allerdings halbherzig: Man werde die Werbung für Glücksspiel-Apps "pausieren", erklärte das Unternehmen gegenüber dem Blog macrumors.
Wohl um die aufgeheizte Stimmung kurzfristig zu beruhigen. Eine klare Absage an solch dubiose Werbeplatzierungen ist "Pausieren" noch nicht. In der Apple-Zentrale will man Zeit gewinnen. Während sich die Apple-Community weiter fragt: Hat es Apple wirklich nötig, seine Werbeeinnahmen mit solchen Crap-Apps zu steigern?
Das sind die Themen in TechTäglich am 27.10.2022:
Werbung für Casino-Apps: Apples neue Cashcow?
Die letzten Telefonhäuschen verschwinden
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