Ein Beispiel für ein solches Format ist die regelmäßige Unterhaltung mit einer ausgewählten Gruppe von Mitarbeitenden zu bestimmten Meilensteinen ihrer Karriere, wie dem ersten Arbeitstag, dem Ende der Probezeit oder einer Beförderung. Diese "Progress-Stories" vermitteln langfristige Einblicke in das Unternehmen und zeigen verschiedene Karrierestufen auf. Qualität ist hier wichtiger als Quantität, da es darum geht, authentische und nachhaltige Einblicke in das Unternehmen zu geben.

Ein Unternehmen, das das Format des Employer Branding Podcasts erfolgreich nutzt, ist Gliess Lutz Rechtsanwälte mit "Bis jetzt – 150 Tage bei Gleiss Lutz". Zuhörerinnen und Zuhörer erhalten einen authentischen Einblick in den Arbeitsalltag des Unternehmens. Der Podcast widmet sich speziell den Erfahrungen einer Mitarbeitenden in den ersten 150 Tagen bei Gleiss Lutz. Durch die Darstellung von konkreten Erfahrungen und Herausforderungen, mit denen die Mitarbeitende in den ersten Monaten konfrontiert wurde, vermittelt die Episode ein realistisches Bild vom Einstieg in das Unternehmen und dessen Unternehmenskultur.

Ein weiteres Beispiel ist der Podcast von PWC "Versprochen – Was du schon immer von unseren Berufseinsteiger: innen wissen wolltest?". Hier bekommen potenzielle Bewerbende die Möglichkeit, direkte Einblicke von Berufseinsteigenden zu erhalten. Die Folge thematisiert Fragen, die oft von Bewerberinnen und Bewerbern gestellt werden. Berufseinsteigende teilen ihre persönlichen Erfahrungen, Herausforderungen und Wachstumsmöglichkeiten im Unternehmen. Dieser Einblick ermöglicht es Interessierten, sich ein realistisches Bild vom Arbeitsumfeld und der Kultur bei PWC zu machen.

Beide Unternehmen illustrieren, wie sich authentische Geschichten und Erfahrungen von Mitarbeitenden durch Podcasts vermitteln lassen. Durch diese praxisnahen Einblicke können potenzielle Bewerbende einen tieferen Eindruck von der Unternehmenskultur und den Karrieremöglichkeiten gewinnen.

Die Macht der Ehemaligen nutzen

Eine weitere effektive Methode des authentischen Storytellings im Employer Branding besteht darin, nicht nur aktuelle Mitarbeitende, sondern auch ehemalige Mitarbeitende einzubeziehen. Ehemalige Mitarbeitende können aus ihrer persönlichen Perspektive Einblicke geben und potenziellen Bewerbenden einen glaubhaften Vorgeschmack auf das Arbeitsleben und die Unternehmenskultur bieten.

Die Bosch Stiftung ist ein Beispiel für ein Unternehmen, das stolz auf ihre Alumni ist und ein Alumni-Netzwerk unterhält. Dieses Netzwerk ermöglicht ehemaligen Mitarbeitenden, ihre Erfahrungen und die Auswirkungen ihrer Karriereentwicklung zu teilen und vermittelt Bewerbenden den Eindruck, dass das Unternehmen Wert auf persönliches Wachstum und Entwicklung legt.

Ebenso der US-amerikanische Games-Gigant Activision, betreibt ein Alumni-Netzwerk für ehemalige Mitarbeitende. Durch die Einbindung von Alumni können Unternehmen eine authentische und vielfältige Perspektive auf das Unternehmen bieten.

Beide Cases veranschaulichen eindrucksvoll die Effektivität von Alumni-Netzwerken im Employer Branding. Durch die Einbindung ehemaliger Mitarbeitender ermöglichen sie einen authentischen Einblick und unterstreichen den Wert, den sie auf persönliches Wachstum und Entwicklung legen. Diese Praxis vermittelt potenziellen Bewerbenden Vertrauen und zeigt, dass das Unternehmen eine vielfältige Perspektive bietet.

Gamification: mit Spaß und Interaktion bei der Jobsuche

Ein weiteres Employer-Branding-Tool, das in den letzten Jahren an Beliebtheit gewonnen hat, ist Gamification. Die Idee dahinter ist es, den Bewerbungsprozess spielerischer zu gestalten, um das Interesse potenzieller Kandidat:innen zu wecken und sie aktiv einzubinden. Die Möglichkeiten dabei sind vielfältig – von interaktiven und unterhaltsamen Skill-Assessments, über virtuelle Challenges und Online-Recruiting-Spiele, die sich um das Unternehmen, die Branche oder die Kultur drehen bis hin zur interaktiven Präsenz auf virtuellen Karrieremessen.

So hat Deloitte in einigen Ländern gamifizierte Online-Assessments eingeführt. Dabei können Interessierte durch Simulationen und interaktive Aufgaben ihre Fähigkeiten und Kenntnisse unter Beweis stellen. Und die Hotelkette Marriott nutzt Gamification im Bewerbungsprozess, um potenzielle Mitarbeitende für die Arbeitskultur und das Unternehmen zu begeistern. Die Teilnehmenden können durch interaktive Videos und Quizfragen mehr über das Unternehmen erfahren und gleichzeitig ihre Eignung für bestimmte Rollen beweisen.

Ein gutes Beispiel für die Gewinnung für IT Talente aus dem Jahr 2021: Bei Adesso ging es für Bewerber:innen spielerisch zum Arbeitsplatz. Angelehnt an Kultspiele wie Maniac Manson und Monkey Island hatten potenzielle Job-Interessierte die Chance, eine außergewöhnliche Adesso-Reise nach Köln zu gewinnen. Im Browserspiel The Quest of Adrian B. warteten kniffelige Coder-Rätsel und mysteriöse Bugs darauf, von den Bewerbenden gelöst zu werden. Die Besten wurden ins Real-Life zum Finale nach Köln eingeladen, wo neben einem letzten und entscheidenden Level abgestimmtes Rahmenprogramm inklusive Dinner und Übernachtung wartete.

Gamification spricht insbesondere jüngere Generationen an, die Spaß und Interaktion bei der Jobsuche schätzen. Allerdings sollte darauf geachtet werden, dass die spielerischen Elemente den eigentlichen Rekrutierungsprozess nicht überdecken und die Ernsthaftigkeit der Bewerbung nicht beeinträchtigen. Auch hier spielt Authentizität eine entscheidende Rolle.

Fazit: Authentisches Storytelling - Der Schlüssel im Employer Branding

In einer Welt voller Werbung und oberflächlicher Botschaften sind Unternehmen, die es schaffen, echte und transparente Geschichten aus dem Arbeitsalltag zu erzählen, ein Fels in der Brandung für orientierungssuchende Arbeitnehmende. Authentisches Storytelling im Employer Branding ermöglicht es Unternehmen, eine starke Bindung zu potenziellen Bewerbenden aufzubauen und ihre Unternehmenskultur auf glaubwürdige Weise zu vermitteln. Indem sie neue Formate und Kanäle nutzen, können Unternehmen ihre Employer Brand stärken und sich als attraktive Arbeitgeber positionieren.

Über den Autor: Moritz Haenschen ist Gründer und Managing Director des Agenturnetzwerks Bold & Epic. Seine Vision ist es, die Arbeitswelt zeitgemäß neu zu definieren – mit innovativen Geschäfts- und Kollaborationsmodellen.

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Autor: W&V Gastautor:in

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