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Zum Glück: Jugendkanal von ARD und ZDF vorerst gestoppt
Die Ministerpräsidenten haben die Pläne für einen Jugendkanal der Öffentlich-Rechtlichen vorerst kassiert. Eine bessere Entscheidung konnten sie gar nicht treffen.
Die Politik hat den Jugendkanal von ARD und ZDF vorerst gestoppt. Na und? Könnte man fragen. Interessiert das jemanden? Denn keiner hat auf diesen Jugendkanal gewartet. Schon gar nicht diese hippe junge Zielgruppe, die sich vor dem Fernseher versammeln sollte. Also: Zum Glück haben die Ministerpräsidenten heute Nein gesagt – und das Projekt damit vielleicht sogar endgültig beerdigt. So oder so: Der Jugendkanal, der Ende November 2012 angekündigt worden war, hätte nie eine Chance gehabt. Und entgegen aller Beteuerungen: Gebührengeld wäre mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch verbrannt worden.
Wenig ist so nervtötend wie das ewige Gerede der Oberen der Öffentlich-Rechtlichen, das Programm zu verjüngen, junge Zuschauer zu locken und zu binden. ARD und ZDF versuchen dies bereits seit Jahren über Digitalkanäle wie ZDFneo, ZDF Kultur oder Einsfestival. Dort wird teils sehr gutes Programm – das im Übrigen auch dem Muttersender gut gestanden hätte – einfach versendet. Siehe Serien wie „Mad Men“, siehe ambitionierte Talkshows wie „Roche & Böhmermann“. Die Marktanteile der Digitalsender sind allerdings meist kaum messbar. Die Verjüngungskur im herkömmlichen TV, sie will und wird nicht gelingen. ARD und ZDF sollten deshalb aufhören, es zu versuchen.
Denn in ihrem Überschwang vergessen sie, dass die 14- bis 29-Jährigen, also die Post-KiKa-Generation, völlig anders „fernsieht“ als das ein grau-melierter Intendant einer öffentlich-rechtlichen Anstalt tut. Linear-TV ist out. Vor 15 oder 20 Jahren wäre so ein Jugendkanal noch ein ambitioniertes Projekt mit Erfolgsaussicht gewesen. Aber jetzt? Ist es viel zu spät. Heute sieht kaum ein Digital Native noch zu einer festen Zeit auf einem bestimmten Kanal fern. Warum auch – wenn alles, was interessiert, zu jeder Zeit auf Online-Portalen abgerufen werden kann. Oder wenn man sich eine Staffel der Lieblingsserie auch komplett am Stück auf DVD reinziehen kann.
Hinzu kommt: Die guten Sendungen der öffentlichen-rechtlichen Privatsender, wie früher „neoParadise“ mit den zu ProSieben abgewanderten Joko und Klaas oder das Magazin „Bambule“ mit Sarah Kuttner, finden – das zeigen die Abrufzahlen – online in den Mediatheken manchmal mehr Zuschauer als im TV . Das sollte den öffentlich-rechtlichen Senderchefs zu denken geben. Sie sollten daraus lernen.
Vielleicht käme ihnen dann der Gedanke, dass es sinnlos ist, einen neuen TV-Sender etablieren zu wollen. In Betracht ziehen ließe sich dagegen, eine zielgruppengerechte Online-Plattform zu gestalten – die vielleicht gar nicht die Namen ARD oder ZDF tragen müsste, um Abschreckungseffekte zu vermeiden. Mit einer VoD-Jugendmarke im Netz würde man den Nutzungsgewohnheiten der jungen Generation Rechnung tragen. Natürlich: Die gemeinsame, öffentlich-rechtliche Plattform „Germany’s Gold“ hat das Bundeskartellamt gerade kassiert. Dies hatte jedoch Gründe, die mit einer neuen Jugend-Plattform nichts zu tun haben müssen. Solange man keine Inhalte vermarkten möchte, oder das Angebot kostenpflichtig sein soll. Und: Rechtliche Hürden ließen sich medienpolitisch vielleicht ja auch mal ausräumen. Diese Hoffnung sollte auch nie begraben werden.