Eric Kubitz:
An diesen 10 Zeichen erkennen Sie eine miese SEO-Agentur
Suchmaschinen-Optimierer (SEOs) zählen für viele zu den "Schmuddelkindern" des Internets. Leider oft zu Recht, moniert LEAD digital-Blogger und Search-Experte Eric Kubitz. Lassen Sie sich nicht übers Ohr hauen.
Schlimm! Wenn ich abends gefragt werde, was ich beruflich so tue, vermeide ich manchmal, von Suchmaschinenoptimierung zu sprechen. Ich nenne mich dann Online-Marketer oder so. Warum? Weil SEOs in manchen Kreisen noch immer als Schmuddelkinder gesehen werden - was manche von uns leider tatsächlich sind.
Auch, wenn wir es selbst manchmal nicht wahrhaben wollen: Es gibt es eine Menge mieser SEO-Abzocker, die mit möglichst wenig Einsatz möglichst viel Umsatz machen wollen. Und das ist gar nicht so schwer, weil manche Kunden daran selbst schuld sind. Nämlich die Kunden, die Komplexität ignorieren, nur nach dem billigsten Preis suchen und die glauben, dass SEO gleich SEO ist.
Ich denke, da kann ein wenig Aufklärung nicht schaden. Hier also eine Liste von zehn Punkten, an denen man schnell eine miese SEO-Agentur erkennt. Diese Liste ist - befürchte ich - nicht vollständig aber sicherlich eine gute Hilfe bei eine bevorstehenden Auswahl:
1. Garantierte Rankings: Wer für bestimmte Keywords Top-Positionen verspricht, lügt. So einfach ist das. Denn niemand kennt jeden Wettbewerber und niemand kann wissen, was Google oder andere Suchmaschinen als nächstes planen. Misstrauisch sollten SEO-Kunden deshalb auch werden, wenn eine Agentur ein vom Ranking abhängiges Honorar akzeptiert. Denn irgendwo muss da ein Haken sein. Wer baut sein Geschäft schon auf so eine Wette auf?
2. Pauschale Preisgestaltung: "Umfassende SEO-Analyse für 699 Euro!" Wie kann es in einem so komplexen Markt zu pauschalen Preisen kommen? Webseiten und ihr Optimierungs-Potential sind so unterschiedlich wie deren Geschäftsmodelle und ihre Geschichte. Doch ein Standard-Preis kann bestenfalls für ein Standardprodukt gelten, bei dem automatisiert Kleinigkeiten analysiert werden. Was aber, wenn die Seite des Kunden nicht an Kleinigkeiten leidet? Dann wird - ganz pauschal - für nichts bezahlt.
3. "Ich kenne jemanden bei Google": Wie ich diesen Satz hasse. Natürlich kennen viele SEOs "jemanden" bei Google - doch damit ist fast immer die Sales-Mannschaft von AdWords gemeint. Und, klar, unter diesen Verkäufern gibt es viele kluge und hilfsbereite Leute - die aber ebenso viel Ahnung von dem organischen Index der Suchmaschine haben wie ein Kioskverkäufer vom Coca-Cola-Rezept. Und wer behauptet, er kenne jemanden aus der Technik von Google und dieser würde zu einem SEO-Thema dies oder jenes sagen, der phantasiert. Wieso sollte ein unbekannter Google-Mitarbeiter seinen Job riskieren, um Deine Seite zu analysieren? Also wirklich...
4. Billige Preise: Ja, das meine ich wirklich. SEO ist eine aufwändige Disziplin, in der es um Technik, Inhalte, Seitenstruktur, Backlinks und Social Media geht. Wer also eine Analyse für wenig Geld anbietet, nimmt sich dafür entweder keine Zeit oder ist mit einem Mindestlohn zufrieden. Das gleiche gilt dann auch für die Umsetzung, für die Inhalte, technischen Konzepte, für die Beratung beim Aufbau von Backlinks: billige Preise = billige Leistung. Merke: Gute Suchmaschinenoptimierer arbeiten nicht für den Mindestlohn. Wie lautet noch mal das Sprichwort? "Wer mit Peanuts bezahlt, wird von Affen bedient".
5. Überholte SEO-Methoden: Google ändert einige hundert mal im Jahr seinen Algorithmus. Logischerweise sind viele SEO-Maßnahmen von vergangenem Jahr also bestenfalls unwirksam. Aber was sind "alte SEO-Methoden"? Hier sind einige, die man echt nicht mehr einsetzen oder bezahlen sollte: vor Usern versteckte "SEO-Texte", reine SEO-Landingpages, Doorway-Pages und fast alle Werkzeuge aus dem Linkbuilding (dazu unten mehr). Vorsicht: Solche Maßnahmen sind nicht nur unwirksam, sondern führen häufig zu bösen Penalties von Google. Einfache Faustregel: Meide jede Agentur, die SEO-Tricks empfiehlt, mit denen Google etwas vorgegaukelt werden soll und/oder die das Erlebnis für den Seitenbesucher verschlechtern.
6. Mühselige SEO-Maßnahmen als Beschäftigungs-Therapie für den Kunden: Wenn dir deine Agentur empfiehlt, alle Title-Tags und Descriptions auf die korrekte Länge zu bringen, auf jeder Shop-Seite einen 500 Wörter langen, uniquen Text einzubauen oder andere mühselige, umfassende Fleißarbeiten zu leisten - dann will sie dich vermutlich von der wahren Optimierung ablenken. Entweder, weil dein SEO-Berater einfach nicht mehr weiß oder weil er sich nicht traut, dir wirklich wirksame Methoden vorzuschlagen.
7. Linkbuilding: Kann man pauschal sagen, dass Linkbuilding nicht mehr funktioniert? Ich denke, dass alle Maßnahmen wirkungslos bis gefährlich sind, die darauf zielen, Links zu bekommen, die inhaltlich nicht gerechtfertigt sind. Grundsätzlich fallen darunter Linkkauf, Linkmiete, Linktausch, gekaufte Gastartikel, Eintrag in Webverzeichnisse und andere Techniken. Wieder eine Faustregel: Jeder Link, über den auch Besucher zu erwarten sind, ist gut für dein Google-Ranking. Alle anderen Links, die deine Agentur "besorgen" will, sind eher gefährlich und werden irgendwann von Google entdeckt. Dann ist zumindest das Budget pulverisiert. Wenn dagegen Linkbuilding als PR-Arbeit oder Content Marketing mit dem Fokus auf Backlinks daher kommt, kann es Sinn machen. Billiges und müheloses Linkbuilding ist aber IMMER gefährlich.
8. SEO ohne Veränderung: Immer dann, wenn eine SEO-Agentur behauptet, ihre Arbeit machen zu können, OHNE dass auf der bestehenden Webseite Änderungen eingeführt werden, ist Misstrauen angezeigt. Denn entweder geht es dann um (meist billiges) Linkbuilding, oder es werden zum Beispiel Landinpages gebaut, die nach Kündigung des Vertrags wieder gelöscht werden.
9. Unverständliche Geheim-Maßnahmen: Eine Agentur sollte immer erklären können, warum sie etwas tut und empfiehlt. Und die Begründung "weil Google das so will" ist dabei nicht zulässig. Schließlich geht es bei SEO immer darum, der Suchmaschine das beste Suchergebnis für eine Suchanfrage zu präsentieren. Es muss also ein guter Inhalt technisch so präsentiert werden, dass der Crawler UND die User diesen auch verstehen. Jede Maßnahme, die damit nicht erklärbar ist, ist vermutlich nicht wirkungsvoll.
10. Fokussierung auf eine Maßnahme: "Wenn dein einziges Werkzeug ein Hammer ist, sieht jedes Problem aus wie ein Nagel", lautet ein Sprichwort, das auf viele SEO-Agenturen anzuwenden ist. Manche Agenturen haben irgendwann mal viele Techniker eingestellt, andere viele Text-Autoren und einige sogenannte Link-Builder - oder wie man heute sagt "Content Marketing Manager". Die einen werden dir immer technische Empfehlungen geben, die anderen auf SEO-Texte schwören und die letzten auf Linkbuilding, äh, Content Marketing. Sag selber: Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass du genau und nur diese Maßnahme benötigst?
Um es auf zwei Faustregeln herunter zu brechen: SEO-Maßnahmen sind erstens immer individuell und schon allein deshalb fast nie "billig". Zweitens sollte eine Agentur immer auch das Ziel haben, den Seitenbetreiber schlauer zu machen. Und, selbst wenn der Kunde es nicht immer hören will: Ein SEO wird fast immer auch über Layout, Seitenstruktur oder interne Verlinkung reden wollen. Denn das sind Faktoren, die Google im Jahr 2016 schon messen kann.
Mein Tipp: Bevor du eine Agentur buchst, rede nicht nur mit einem Vertriebs-Mitarbeiter sondern mit dem Berater, der nachher für dich zuständig ist. Nur, wenn du danach schlauer bist und ein gutes Gefühl hast, ist diese Agentur wahrscheinlich eine gute SEO-Agentur.
Eric Kubitz ist einer der "Digital Leader", eine feste Gruppe von Bloggern, die ihre Meinungen und Kommentare via LEAD digital verbreitet. Mehr zum Autor und den weiteren Mitgliedern der "Digital Leader" lesen Sie hier auf der Übersichtsseite.