Trikotverkäufe:
So boomt der Onlinehandel während der EM in Frankreich
Der deutsche E-Commerce profitiert von der EM in Frankreich. Gewinner ist ein amerikanischer Onlinehändler.
Am 10. Juli stehen sich die beiden besten Fußballmannschaften Europas im Stade de France in Paris gegenüber. Noch ist ungewiss, wer die Teams im EM-Finale sein werden, im deutschen E-Commerce aber steht der Gewinner bereits fest: Es ist Amazon.
Metoda, ein Münchner Marktforschungsinstitut spezialisiert auf E-Commerce, hat vom 23. Mai bis zum 22. Juni die Verkaufszahlen von Originaltrikots, Fahnen und anderen Fanartikeln gemessen. Erfasst wurden 17 von 24 teilnehmenden Nationen. Einige Länder, wie etwa Irland, Albanien oder Ungarn, fehlen, weil das entsprechende Trikot zum Turnierstart nicht im Angebot von Amazon geführt wurde. Bei anderen Nationen bestand einfach keine Nachfrage.
Mit unter anderem einem Umsatz von rund 1,1 Millionen Euro nur für Trikots steht Amazon an der Spitze der Onlinehändler. Die mehr als 21.000 (6.810 Trikots in Kindergrößen) verkauften Jersey-Shirts haben im Durchschnitt einen Preis von 51,80 Euro. Denn je nach Nationalmannschaft variieren die Trikotpreise stark. Türkische Anhänger zahlen beispielsweise 89,99 Euro für ein EM-Trikot mit Halbmond und Stern. Das russische Trikot erlebt vor allem seit dem Ausscheiden der Nationalmannschaft einen schnellen Preisfall. Die meisten Größen sind bereits für unter 20 Euro zu haben.
Das Dress der DFB-Elf verzeichnet seit Beginn des Turniers hingegen stark ansteigendes Interesse und steht mit großem Abstand führend in der Gunst der deutschen Amazon-Kunden. Insgesamt 15.006 DFB-Trikots in der EM-Ausführung wurden im untersuchten Zeitraum verkauft und machten über 70 Prozent der gesamten Nachfrage aus. Vor allem zu den Spieltagen der deutschen Nationalmannschaft steigen die Verkaufszahlen im mindestens dreistelligen Bereich.
Auf dem zweiten Platz steht das österreichische Dress mit 1,803 verkauften Exemplaren. Seit dem Ausscheiden der ÖFB-Elf sinkt die Nachfragekurve stetig nach unten. Auf Rang drei schafft es die Türkei mit immerhin 1.016 verkauften Trikots. Es folgen Italien, Russland, Spanien und Belgien. Den Abschluss der Trikot-Tabelle bilden die Ukraine mit nur 37 verkauften Exemplaren und Rumänien, deren Trikot lediglich 20 Käufer gefunden hat.
In der Gewichtung nach Marken geht der Titel an Adidas. Der Sportartikel-Konzern aus Herzogenaurach hat sich diese Stellung nicht nur als Lieferant der deutschen Nationalmannschaft verdient. Adidas stattet sechs der erfassten 17 Teams aus. Auch die Teams aus Russland, Spanien und Belgien tragen Trikots mit den drei Streifen. Konkurrent Puma kommt auf fünf, Nike auf vier Teams.
Insgesamt wurden 16.507 Trikots aus Adidas-Produktion abgesetzt. Der Marktanteil des Herstellers beläuft sich auf 77,81 Prozent. Danach folgt Puma, die dank eines starken Österreichs sowie als Partner der italienischen Mannschaft bei 3.104 verkauften Trikots auf einen Marktanteil von 14,63 Prozent kommen. US-Hersteller Nike, der unter anderem die Türkei und Gastgeber Frankreich ankleidet, liegt bei 1.295 verkauften Trikots mit 6,10 Prozent Marktanteil auf dem dritten Platz. Doch die Weltmarken bekommen französische Konkurrenz: Island-Ausstatter Erreà muss für die Trikots des EM-Neulings bereits Sonderschichten schieben. Dank der Kooperation mit der isländischen Nationalmannschaft, die am 3. Juli im Viertelfinale gegen Frankreich steht, soll der Werbewert des norditalienischen Familienunternehmens laut "Manager Magazin" für die weltweite TV-Präsenz bei der EM bereits auf einen zweistelligen Millionenbetrag kommen.