Interview mit Hans-Joachim Strauch:
"Olympia wird jetzt gnadenlos kommerzialisiert"
Es läuft gut für das ZDF-Werbefernsehen. Die perfekte Gelegenheit für Geschäftsführer Hans-Joachim Strauch, den Mediaagenturen, dem Olympia-Lizenzgeber IOC und den Programmatic-Giganten zu sagen, wie er über sie denkt. Ein Interview mit W&V-Reporterin Lisa-Priller Gebhardt und W&V-Chefredakteur Jochen Kalka.
In diesem Jahr übertragen ARD und ZDF noch einmal die Olympischen Spiele live. Dann ist erst einmal Schluss. Es sei denn, die beiden Sender kämen mit dem neuen Rechteinhaber Discovery doch noch ins Geschäft. Doch die Verhandlungen mit dem Ersten und dem Zweiten kommen nicht voran.
Klare Worte kommen vom Chef des ZDF Werbefernsehens, Hans-Joachim Strauch, im W&V-Interview auf die Frage, ob das Zweite mit dem neuen Lizenzinhaber einen Abschluss erzielen wird. "Ich hoffe nicht, denn Olympia wird jetzt gnadenlos kommerzialisiert. Der Rechteinhaber wollte das doppelte Geld haben, und Discovery muss jetzt zusehen, das zu kapitalisieren". Laut Strauch dürfte das schwierig werden. "Ich denke, diese Entscheidung wird dem Sport richtig schaden", so der ZDF-Vermarktungschef. "So ein kleiner Sender wie Eurosport wird sich die Rosinen rauspicken, und der Rest wird nicht stattfinden. Unsere Zuschauer sind ja nicht lauter Sportfreaks, sondern Menschen, die einschalten, weil sie sonst nur Schrott angeboten bekommen zu diesen Tageszeiten". Seiner Meinung nach müsse Discovery "auf die Schnauze fallen, damit wir beim nächsten Mal die Chance haben, wieder dranzukommen".
Strauch wettert auch gegen die Mediaagenturen, die um Olympia einen Bogen machen. "Die Agenturen empfehlen, da nicht reinzugehen, weil sie keine Kickbacks von uns bekommen. Das kostet die Agenturen ja Geld, weil wir nicht zahlen. Von unserer Konkurrenz dagegen bekommen sie schon Geld. Also haben sie ein Grundinteresse, uns überhaupt nicht zu empfehlen".
Strauch befindet sich derzeit in einer komfortablen Situation. Nach dem Ende der Vermarktungsallianz mit der ARD geht es dem ZDF Werbefernsehen so gut wie nie zuvor: "Jetzt haben wir bei den Werbeumsätzen rund 30 Prozent im Brutto plus, die ARD übrigens knapp 5 Prozent minus", freut sich der Vermarkter aus Mainz. "Wir sind das Beef", sagt er weiter und empfindet es als "Ritterschlag", dass die Konkurrenz aus IP Deutschland und SevenOne Media jetzt mit den beiden neuen Sendern für die ältere Zielgruppe, RTL Plus und Kabeleins Doku, seine Kunden abwerben will.
Dem Bestreben des Gattungs-Events, Screenforce Day, das ZDF wieder als Partner zu gewinnen, erteilt Strauch mehr oder weniger eine Absage. "Wir bekommen einen Platz im langweiligen Kino, weil alles kostenreduziert ist, und haben eine halbe Stunde Zeit für die Präsentation", so Strauch. "Sollen wir uns dem ausliefern? Ja, nö". Mit dem eingesparten Geld könne man viele andere Marketingmaßnahmen bezahlen.
Auch gegenüber dem neuen Buzz Programmatic Buying findet Strauch deutliche Worte: "Das ist nur Storytelling im Mediabereich".
Das ganze lesenswerte Interview finden sIe in der aktuellen W&V, 26-2016, ab Seite 52, Abo?