Internetnutzer weltweit:
Jede:r dritte hat via Social Media eingekauft
Weniger Reibungsverlust, mehr Impulskäufe - Social Commerce ist der nächste große Trend. Aber: In sozialen Netzwerken befinden sich User eigentlich gar nicht in Shopping-Laune. Eigentlich.
Mit einer Steigerung von 14,6 Prozent und einem Gesamtumsatz von mehr als 83 Milliarden Euro (bevh) zählt der Onlinehandel zu den klaren Gewinnern des vergangenen Jahres. Darüber hinaus hat sich die digitale Transformation in vielen Bereichen rasant beschleunigt und unsere Zeit vor diversen Displays weiter erhöht. Ein Trend, der dabei vor allem bei jüngeren Zielgruppen immer mehr Zuspruch findet, ist Social Commerce - die Möglichkeit, direkt über Social-Media-Plattformen einzukaufen. Verbraucher:innen nutzen soziale Netzwerke und Empfehlungen von Influencer:innen schon länger als Shopping-Inspiration, aber die aktuelle Entwicklung lässt darauf schließen, dass wir hierbei noch ganz am Anfang stehen. Welche Rolle wird Social Commerce also zukünftig spielen?
Der Vorteil: Beim Social Commerce müssen Kund:innen die Social-Plattformen nicht mehr verlassen und sind über Kommentare oder Kaufempfehlungen aktiv beteiligt. Im vergangenen Jahr hat bereits jede:r dritte Internetnutzer:in weltweit mindestens einmal via Social Media eingekauft. Die sozialen Plattformen haben den Trend erkannt und testen verschiedenste Modelle, die sie ständig erweitern und optimieren. Integriert werden können beispielsweise ganze Storefronts: Zu sehen unter anderem bei Facebook Shops oder Snapchat, das in diesem Rahmen zusätzlich AR-Filter zum virtuellen Anprobieren von Kleidung anbietet. Bei Pinterest können Shopify-Händler ihre Produkte direkt mit den Inhalten verknüpfen, Youtube nutzt dafür Shoppable Ads.
Enorme Datenmenge
Die Plattformen profitieren dabei nicht nur durch die hohe und ständig weiter ansteigende Zahl von täglichen Social-Media-Nutzer:innen, sondern ebenso von der enormen Datenmenge. Auch hierbei liegt vor allem in Europa und Nordamerika noch beachtliches Entwicklungspotenzial. Noch interaktiver wird es beim Shopping via Livestream. "Live Commerce" nimmt ebenfalls immer weiter zu und verbindet unterhaltsame Videoinhalte mit der Möglichkeit, die gezeigten Produkte direkt zu erwerben. Ein besonderes Augenmerk liegt hierbei aktuell vor allem auf TikTok, das erste Kooperationen beispielsweise mit Walmart umsetzt. Aber auch Amazon bietet das Echtzeit-Einkaufen bereits an.
Mit der bevorstehenden Expansion von Social Commerce wird diese spezielle Art des Shoppings höchstwahrscheinlich Marktanteile des existierenden e-Commerce übernehmen, der als Prozentsatz des gesamten Einzelhandelsumsatzes ebenfalls weiterwachsen wird. Weniger wahrscheinlich ist dagegen, dass dem Offline-Handel dadurch direkt Anteile entzogen werden. Vielmehr beseitigt Social Commerce einige Reibungsverluste im e-Commerce-Prozess, da sich die Konsument:innen nicht erst zur Webseite eines Händlers durchklicken müssen. So rücken die Momente näher aneinander, an denen Konsument:innen ein Produkt entdecken und letztendlich kaufen.
Marketing-Manager:innen müssen beachten, dass Social-Media-Nutzer:innen verschiedene Motivationen verfolgen und sich im Gegensatz zu e-Commerce-Käufer:innen nicht unbedingt aktiv in einer Shopping-Laune befinden. Innerhalb von sozialen Netzwerken kommt es daher eher zu Impuls- oder Zufallskäufen. Der einfache Grund dafür ist, dass Konsument:innen Social-Media-Kanäle typischerweise nicht für Produkt- oder Einkaufsrecherchen nutzen. Die Ausnahme bilden Menschen, die in ihrem Netzwerk direkt um Ratschläge oder Empfehlungen bitten. Zu den bislang wichtigsten Produktkategorien für Social Commerce zählen Mode, Beauty-Produkte, Kosmetik, Haushaltswaren und Dekorationsartikel. Aber auch viele andere Rubriken könnten zukünftig auf den Social-Media-Plattformen durchstarten. Da die Entwicklung des gesamten Phänomens hierzulande noch am Anfang steht, sind die Trends noch nicht vollends ausgebildet.
Sicher ist jedoch, dass Social Commerce für Einzelhändler und Marken in den kommenden Jahren ein erheblicher Wachstumsfaktor sein wird. Social-Media-Seiten können ihre Geschäftsmodelle weiter diversifizieren und Marken haben die Möglichkeit, Kund:innen noch direkter und in einigen Fällen zu geringeren Kosten zu akquirieren.
Der Autor: Greg Sterling, VP Market Insights bei Uberall