E-Commerce:
Amazon-Kunden kaufen mit schlechtem Gewissen
Die Kritik in der Öffentlichkeit wegen zu viel billiger China-Ware, schlechten Arbeitsbedingungen und Steuervermeidungsstrategien nagt am Image von Amazon. Jüngere Kunden kaufen mit schlechtem Gewissen.
Schlechte Nachrichten für Amazon: Eine Studie des kanadischen Marktforschers Advanis im Auftrag von Sitecore unter mehr als 2.000 US-Verbrauchern zeigt, dass 40 Prozent der Befragten die Zahl ihrer Einkäufe bei Amazon reduzieren wollen. 30 Prozent haben sogar Schuldgefühle, wenn sie bei dem E-Commerce-Riesen einkaufen. Besonders kritisch im Umgang mit Amazon zeigen sich die Gen Z und die Millennials. Hier beschleicht 43 bzw. 37 Prozent der Kunden im Amazon-Shop ein schlechtes Gefühl beim Klick auf den Kaufen-Button. Hingegen kaufen 86 Prozent der Babyboomer völlig bedenkenlos bei Amazon ein.
Als wichtigste Kriterien gegen den Kauf bei Amazon nennen die Umfrageteilnehmer minderwertige Waren, bessere Bedingungen bei anderen Händlern und den Wunsch, andere Einzelhändler zu unterstützen. Amazon zähle zwar zu den Covid-19-Profiteuren, resümiert Paige O'Neill, Chief Marketing Officer von Sitecore. Doch das Blatt wende sich. Gerade die jüngere Generation hege den Wunsch, sich von dem E-Commerce-Riesen abzukehren. Um von der Amazon-Ermüdung zu profitieren, müssten jetzt Marken und Einzelhändler starke digitale Handelserlebnisse bieten.
Gerade erst meldete der Guardian, dass Amazon in Europa bei einem Umsatz von 44 Milliarden Euro im vergangenen Jahr keinen Cent an Körperschaftssteuern zahlte. Stattdessen meldete die Tochter in Luxemburg, die die Geschäfte für UK, Frankreich, Deutschland, Italien, die Niederlande, Polen, Spanien und Schweden bündelt, einen Verlust von 1,2 Milliarden Euro. Damit zahlt das Unternehmen nicht nur keine Steuern. Es bekommt auch eine Steuergutschrift von 56 Millionen Euro, die mit künftigen Steuerforderungen verrechnet werden können.