Screenforce Day:
Deichkind, Wulff und sein Verhältnis zur Mailbox
W&V-Chefredakteur Jochen Kalka mit Eindrücken live vom Screenforce Day in Düsseldorf.
W&V-Chefredakteur Jochen Kalka mit Eindrücken live vom Screenforce Day in Düsseldorf.
Der Anfang war ja schon mal vielversprechend. Und mutig: "Wir wollen nur an dein Geld ran, war schon immer so, frag mal deine Eltern", tönte es laut durch den Saal im Düsseldorfer Maritim, zur Eröffnung des Screenforce Day. Irgendwie wirkte es ehrlich, dieses Opening mit dem Song von Deichkind, ehrlich, souverän und selbstironisch zugleich. Vor rund 1400 Gästen aus Unternehmen und Mediaagenturen, geladen von den TV-Vermarktern der Screenforce.
Doch die eigentliche Eröffnung, die kam von Ex-Bundespräsident Christian Wulff. Auch ihm gelang es, ehrlich, souverän und selbstironisch rüberzukommen. Erst betonte er die Relevanz der Medien als Säule für die Demokratie. "Wir müssen uns Medien etwas kosten lassen", appellierte er auch an die Werbekunden. Auf Schlagworte wie "Lügenpresse" ging er ein, ein Begriff, den er aufs Äußerste verurteile, denn er komme von Leuten, die wollten, dass Medien das schreiben sollten, was sie meinten, nicht das, was andere meinen würden.
Am Ende gab Wulff in seinem Eröffnungsplädoyer den Medien acht Punkte mit auf den Weg. Darunter, dass die Menschen wieder mal was Positives sehen wollten. Dass "wir mehr Fairness als Gehässigkeit" brauchen würden. Auf die Wichtigkeit und Wertigkeit von Qualität ging er ein, auf die Verantwortung von Medien. Auf Vielfalt, die Medien bräuchten, aber auch: "Die Medien brauchen souveränen Umgang mit Kritik".
Im Anschluss an seine Rede nahm sich RTL-Moderator Wolfram Kons noch Zeit, mit Wulff auf der Bühne zu plaudern. "Jetzt kann ich alles sagen, was ich will", sagte Wulff, "Gut, das konnte ich auch vorher. Aber jetzt ist es mir egal, was darüber gesagt wird." Das sorgte schon für tosenden Applaus.
Kons lockte aus Wulff heraus, dass er nach wie vor gerne Briefe schreibe. "Ich schreibe auch Mails", sagte er, "und SMS. Manchmal spreche ich auch auf eine Mailbox." Spätestens jetzt war es ihm gelungen, das Publikum auf seine Seite zu bringen. Er selbst, bekannte er etwas später, habe keine Mailbox eingerichtet. Aber auf andere Mailboxen spreche er nach wie vor. Der Name Kai Diekmann fiel aber nicht mehr.