Beschwerde gegen "Prachtregion.de":
Po-Werbung aus Thüringen beschäftigt Werberat
Ein Landkreis in Thüringen bewirbt auf Spielhosen von Bundesliga-Volleyballerinnen die heimische "Prachtregion". Nach Beschwerden schaltet sich der Deutsche Werberat ein - wie schon im Vorjahr.
Die umstrittene Po-Werbung aus Thüringen ruft wie schon im Vorjahr den Deutschen Werberat auf den Plan. Das Gremium forderte den Landkreis Schmalkalden-Meiningen zur Stellungnahme auf, nachdem Beschwerden bei den Werbewächtern eingegangen waren.
Was die Beschwerdeführer aufregt: Die Werbung auf den Spielhosen der Bundesliga-Volleyballerinnen des VfB Suhl Lotto Thüringen empfinden sie als herabwürdigend. Demnach suggeriere der Aufdruck "prachtregion.de" mehr noch als der Slogan "beste-lage.com" aus dem vergangenen Jahr, dass es sich bei der beworbenen "Prachtregion" um das Gesäß der Spielerinnen handelt. Das stelle nach Ansicht der Beschwerdeführer beim Deutschen Werberat eine Herabwürdigung dar, da die Spielerinnen auf ihre Körperlichkeit reduziert würden. Mit der Aktion wirbt der Landkreis Schmalkalden-Meiningen im Südwesten Thüringens für seine Region.
Im Volleyball ist Po-Werbung verbreitet
"Ich finde die Internetseite Prachtregion.de, um die es ja eigentlich geht, sehr gelungen – ebenso wie das witzige Wortspiel auf den Hosen. Die meisten Menschen haben das auch verstanden, das zeigen die Online-Umfragen bei verschiedenen Medienhäusern wie Antenne Thüringen oder Thüringen24", erklärte Landräting Peggy Greiser in einer Stellungnahme am Freitag. Auch zahlreiche positive Kommentare in den sozialen Netzwerke und die breite Berichterstattung in den Medien sowie im "Regionalmarketing"-Special von Werben & Verkaufen wertet der Landkreis darin als Erfolg.
Po-Werbung sei im Volleyball, aber auch in anderen Sportarten wie Boxen oder Handball seit vielen Jahren völlig normal, so Landrätin Peggy Greiser, früher selbst Volleyballerin. "Auch die Volleyballerinnen aus Dresden, Schwerin, Vilsbiburg oder Stuttgart, aber auch verschiedene Männermannschaften, werben mit doppeldeutigen Slogans auf dem Po."
Greiser findet nichts Anstößiges an der Werbung. "Durchtrainierte Sportler sind wie Models sexy Werbeikonen. Da guckt man als Frau und als Mann gerne hin. Und: Die Suhler Volleyballerinnen sind taffe Frauen und gestandene Leistungssportlerinnen, die entscheiden sehr selbstbestimmt, ob sie das gut finden oder nicht", sagte die Landrätin.
"Beste Lage" sorgt für Bekanntheit
Greiser setzt auf das Konzept aus dem vergangenen Jahr. Damals stand das Industriegebiet Thüringer Tor im Mittelpunkt, die Website dazu heißt "Beste Lage". Die Kampagne, von ihrem Vorgänger Peter Heimrich (SPD) initiiert, war "sehr erfolgreich", insgesamt verbuchte die Internetseite www.beste-lage.com rund 100.000 Zugriffe, nicht zuletzt dank der medialen Aufmerksamkeit, unter anderem durch eine Beschwerde beim Werberat, die allerdings folgenlos blieb. Darauf setzt der Landkreis auch in diesem Jahr.
Zu mehr Industrie in der Region führte das Sportsponsoring jedoch nicht: "Wir hatten zahlreiche Anfragen zu unserem Industriegebiet. Bei einer Großansiedlung muss jedoch alles genau passen. Das war bisher leider nicht der Fall", so Greiser. (dpa/fs/am)