Wie meinen Sie das?

Unternehmen, die Produkte herstellen, die den Charakter eines Unikates haben, also handwerkliche Arbeiten, die haben gute Chancen. Lokale Händler, die sich nicht ändern wollen und vergleichbare und austauschbare Sortimente anbieten, sind hochgradig gefährdet. Nicht ohne Grund ist der Marktanteil lokaler Händler auf unter 15 Prozent gesunken und geht weiter stark zurück.

Ist Standortmarketing ein probates Mittel, um der überbordenden Konkurrenz der internationalen Filialisten zu begegnen?

Inzwischen muss man leider sagen, dass die Innenstädte nur noch aufgrund attraktiver Filialisten überleben, die für viele Kunden häufig der einzige Grund für den Innenstadtbesuch sind. Eine vielfach unterschätzte Gefahr für die Innenstädte sind Shoppingcenter und vor allem Outletcenter. Da verkaufen die Lieferanten von Einzelhändlern die gleiche Ware zu viel niedrigeren Preisen. Solche Center haben ein großes Zerstörungspotenzial, sie machen den stationären Handel kaputt. Diese Ansiedlungen im Umfeld von Städten wirken wie ein Brandbeschleuniger.

In der Theorie wissen es alle: Ideal wäre für jeden Händler ein zusätzlicher Online-Auftritt, der mobil optimiert ist und das gesamte Sortiment abbildet. Doch wie sieht die Realität aus?

Laut aktueller Erhebungen des Handelsverbands Deutschland bieten nur ein Drittel der stationären Händler ihre Produkte gleichzeitig auch im Netz an. Rechnet man dann noch die ganzen Filialisten raus, fällt die Zahl noch viel geringer aus. Von dem Drittel sind wahrscheinlich nur die Hälfte lokale Einzelhändler mit angeschlossenem Online-Shop.

Die Realität ist sehr ernüchternd.

Ja, das stimmt. Die Voraussetzungen für den Online-Handel, nämlich ein elektronisches Kassensystem und ein elektronisches Warenwirtschaftssystem erfüllen gerade mal 24 Prozent der Händler – so auch eine aktuelle Erhebung in Bonn. Es ist also höchste Zeit, die digitale Allergie abzulegen.

Gibt es denn auch ein paar Erfolgsbeispiele?

Einer der wenigen deutschen Händler, die es verstanden haben, ihre Produkte erfolgreich auch im Netz anzubieten, ist Hornbach. Der Baumarkt-Konzern investiert derzeit rund 420 Millionen Euro in echte Digitalisierung. Auch der Buchhändler Thalia macht einen guten Teil seiner Umsätze im Netz, nämlich 22 Prozent. Und das in einem Segment, das stark durch Amazon dominiert wird. Herausragend ist allerdings das Modehaus Breuninger. Dort werden bereits rund 30 Prozent der Umsätze im Online-Handel gemacht.

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Autor: Lisa Priller-Gebhardt

Sie schreibt als Autorin überwiegend für W&V. Im Zentrum ihrer Berichterstattung steht die geschwätzigste aller Branchen, die der Medien. Nach der Ausbildung an der Burda Journalistenschule schrieb sie zunächst für Bunte und das Jugendmagazin der SZ, Jetzt. Am liebsten sind ihr Geschichten der Marke „heiß und fettig“.