Influencer Marketing:
Fünf Influencer-Agenturen über den Hype um Musically
Collabary, Influry, Media-Part, Reachhero und Whylder: Wie finden die Bosse der Influencer-Marketing-Agenturen eigentlich die App Musically?
Die Schlagzahl, mit der neue Apps auf dem Radar auftauchen, hat sich in den letzten Jahren vervielfacht. Hat der Hype um Facebook unsere Welt noch in ihren Grundfesten erschüttert, lockte der Höhenflug von Snapchat vergangenes Jahr nur noch verhaltene Reaktionen hervor. Grenzenlose Begeisterung? Davon kann keine Rede sein. Stattdessen wartet man lieber erst mal ab, was die Konkurrenz draus macht. So ist das auch bei Musically. Noch. Schließlich muss man als ordentlicher Markenmanager inzwischen eine ganze Reihe Kanäle füttern.
Dabei steckt in Musically durchaus Potenzial. Im August 2014 in Schanghai gegründet, versammelt sich in der App mittlerweile die weltweit größte Musikvideo-Community: 133 Millionen User, genannt „Muser“, hat sie. Und jeden Monat kommen 13 Millionen neue dazu.
So funktioniert Musically
Über die Plattform können Nutzer 15 Sekunden lange Selfie-Musikvideos aufnehmen, bearbeiten und teilen; ihren Followern werden diese als Loop ausgespielt. Selbst singen muss auf Musically niemand. Alles hier ist Playback. Die Pop-Schnipsel kommen besonders bei weiblichen Teenagern gut an: Drei Viertel der User sind Mädchen – eine interessante Zielgruppe für viele Unternehmen. Aktuell gibt es zwar noch keine Paid-Advertising-Möglichkeit auf Musically, werben kann man auf der Plattform aber trotzdem: mit Influencermarketing und Sponsored Posts.
Was sagen die, die ganz nah dran sind? Wir haben bei fünf Influencer-Agenturen nachgefragt, wie Musically angenommen wird und für wen sich das Investment in eine Kampagne lohnt.
Marken zeigen langsam Interesse
Das Interesse an Musically ist da. André Mörker, Geschäftsführer von Media-Part, etwa hat Anfragen von Marken aus veschiedensten Branchen bekommen, von der Musikindustrie bis zu Spieleanbietern. Auch der Managing Lead von Collabary, Stefano Balestra, bestätigt erste Gespräche.
Musically ist den meisten Unternehmen noch nicht greifbar genug.
Die Agentur Whylder hat schon Konzepte für Inhalte bei und mit Musically erarbeitet, "um mehr Reichweite zu generieren", sagt Geschäftsführer Oguz Yilmaz. Das Interesse sei aber noch sehr verhalten: "Es ist den meisten Unternehmen neben den bestehenden Plattformen noch nicht greifbar genug." Auch Christian Chyzyk, Geschäftsführer und Gründer von Reachhero, bestätigt das: "Die Zahl der Anfragen bewegt sich – verglichen zu anderen Plattformen – aktuell eher noch im unteren Segment."
Buchen kann man Influencer auf Musically bereits über vier der befragten Agenturen: Media-Part, Whylder, Reachhero und Influry. Collabary eruiert die Möglichkeiten gerade.
Für wen ist Musically interessant?
"Neben 'klassischen' Brand-Awareness-Kampagnen ist Musically aktuell besonders interessant für Marken, die einen Fokus auf Video setzen", sagt Levin Vostell, CEO von Influry. Musically ist für ihn "ein großartiges Tool, um kreativen Content zu gestalten und zu veröffentlichen". Kontakte, die auf Musically erreicht werden, bezeichnet Vorstell als "mobile-affin und content verwöhnt".
Naheliegend sei Musically für Marken aus der Musik- und Filmbranche, so Stefano Balestra von Collabary. Ansonsten passe es auch gut zu Fashion, Beauty, Entertainment, Food & Beverage und "insbesondere zu Brands mit einer jungen Zielgruppe." André Mörker sieht das ähnlich. Der Geschäftsführer von Media-Part findet, dass Musically eigentlich für alle Branchen spannend ist.
Marken, die zurück ins Relevant Set der jungen Zielgruppe wollen, sollten sich Musically genauer anschauen, rät Oguz Yilmaz von Whylder: "Am sinnigsten wären wohl Marken mit Produkten, die man sofort im Video erkennt." Da die App extrem schnell sei und Videos sehr kurz, müsse die Einbindung an die Sehgewohnheiten der Nutzer angepasst werden, zum Beispiel in Sketchform, die man in ähnlicher Form von Vine kennt und die bei Musically, neben Musikvideos, extrem beliebt ist.
Dass sich Videoformate am besten für Unternehmen eignen, die physische Produkte anbieten, sagt auch Christian Chyzyk von Reachhero. Und: "Der Einsatz von Musically ist auch für Plattenlabels sehr spannend, da durch den "Hashtag-Contest"-Ansatz ein Song durch die Muser schnell viral verbreitet werden kann." Sobald Produkte aber erklärt werden müssten, empfehle er eher Plattformen wie Youtube oder Facebook.
Musically oder Snapchat?
André Mörker glaubt, dass die Gen Z sowohl auf Musically als auch auf Snapchat vertreten ist. Mit einem Unterschied: "Musically ist zumindest aktuell noch die Platform die deutlich weniger ältere Menschen nutzen als Snapchat." Stefano Balestro sieht den Unterschied in einem weiteren Punkt. Seiner Meinung nach steht die Kommunikation zwischen Freunden bei Snapchat stärker im Vordergrund. Es käme eher darauf an, in welchem Modus man die Gen Z erreichen möchte: konsumieren oder kommunizieren.
Auch für Vostell ist Snapchat aus dem Influencer Marketing nicht mehr wegzudenken. Die junge Generation lasse sich aber auch mit tollem Content auf Musically begeistern.
"Wenn es um reine Aufmerksamkeitskampagnen ohne direkt messbare Conversion geht, bieten sich dafür beide Plattformen an", sagt Oguz Yilmaz. Aber: Man sollte auch Instagram nicht außen vor lassen. "Die Facebook-Tochter ist für die Generation Z weiterhin eine extrem wichtige Plattform, die durch Verlinkungen und Analytics mittlerweile mehr Möglichkeiten zur Erfolgsmessung bietet als Snapchat und Musically."
Letztlich schließt sich der Einsatz beider Plattformen nicht aus. "Eine Kombination im Zuge einer Kampagne könnte sogar eher befruchten und dabei wechselseitig das Engagement nach oben treiben", sagt Christian Chyzyk.
Mehr zum Thema Influencer Marketing auf Musically und ein Fallbeispiel von Kit Kat finden Sie in der aktuellen Ausgabe der W&V.