Influencer Marketing Academy:
"Berühmt sein ist nicht immer das Ziel eines Influencers"
In Berlin eröffnet Deutschlands erste Influencer Marketing Academy. W&V hat mit den Machern über Möchtegern-Influencer und das Stalking-Problem gesprochen.
Das Angebot der Influencer Marketing Academy (IMA) (W&V berichtete) richtet sich an Agenturen, Unternehmen und deren Marketingmitarbeiter sowie an alle, die selbst Influencer sind oder werden möchten. Im Programm hat sie Kurse wie "So setzt Deine Firma Influencer Marketing sinnvoll ein" oder "Wie Du als Influencer Geld verdienst & Dich bekannt machst".
Wir sprachen mit Co-Initiator Sascha Schulz, der die Akademie mit der Bloggerin Tara Wittwer eröffnet hat.
Herr Schulz, was qualifiziert Sie und Ihre Dozenten dazu, Kurse im Influencer-Marketing anzubieten? Selbst ein Influencer zu sein, dürfte doch allein nicht ausreichen, oder?
Die IMA ist Teil von Ecomex. Uns gibt es seit 2004, wir sind eine Dekra- und ISO-zertifizierte Akademie. Unser Team bildet seit vielen Jahren Fach- und Führungskräfte in den Bereichen Online Marketing und E-Commerce aus. Influencer Marketing als Ganzes betrachtet ist eine Schnittmenge aus Online Marketing, Journalismus, Fotografie, Film und PR. Zudem sind viele Influencer neben- oder hauptberuflich gewerblich tätig. Unsere Referenten und Coaches kennen sich mit all dem bestens aus.
Ihre Partnerin Tara Wittwer sagt über sich selbst, sie verfüge über keinerlei Disziplin, öffnet nicht die Haustür und rastet schnell aus. Sind das Skills eines guten Influencers?
Tara Wittwer ist ein exzellenter Coach und eine sehr praxisnahe Dozentin, hat Auszeichnungen für Ihre nunmehr sechsjährige Blogger-Tätigkeit erhalten und schreibt für große Internet-Konzerne. Ich kenne Frau Wittwer nicht privat – das mit der Haustür ist mir also noch gar nicht aufgefallen. Da die wenigsten Fans durch die Tür kommen oder anrufen, stört uns dieser Teil ihres persönlichen Storytellings keineswegs.
Ich belege ein Seminar bei Ihnen und schon werde ich berühmter Influencer. Ist es wirklich so einfach?
Sie belegen das Seminar, machen von Anfang an alles richtig – erhalten also beispielsweise keine Abmahnungen –, lernen die Vielzahl sinnvoller Apps, Tools und Plattformen kennen, die Ihnen bei der Content-Erstellung, Vermarktung und Erfolgskontrolle helfen, können Ihr Adressbuch mit sinnvollen Kontakten füllen – und dann kommt es auf Ihr Talent und Ihre Selbstdisziplin an, ob Sie mit Ihren Inhalten tatsächlich Ihre Zielgruppe erreichen.
Mal im Ernst: "Berühmt sein" ist doch gar nicht immer das Hauptziel eines Influencers. Es gibt rund 200 Social-Media-Plattformen, auf denen Influencer publizieren können. Mit einzigartigen Inhalten fesselnd zu sein, einen begehrten Impulsgeber, Entertainer, Informanten, Tester, Inspirator oder Kommentator darzustellen, das ist doch das, was entscheidet.
Influencer sind auch nicht immer Stars. Gute Influencer besitzen das Vertrauen ihrer Zielgruppe. Auch deshalb setzen wir uns für ethisch korrektes Verhalten, für klare Spielregeln in der Branche ein, also zum Beispiel die direkt erkennbare Kennzeichnung von Werbung.
Wird es am Ende darauf hinauslaufen, dass Sie Kurse vor 17-jährigen Schulabbrechern abhalten, die auf Youtube schnell das große Geld verdienen wollen?
Das wäre doch gar nicht so schlimm. Es gibt in allen Alters- und Bildungsgruppen Talente – auch Senioren sind in unseren Seminarzentrum herzlich willkommen. Vermutlich wird es aber bei den 22- bis 28-Jährigen bleiben, die ein Leben in Unabhängigkeit und Selbstbestimmung anstreben und professionell umsetzen können.
Richten Sie sich an die blutigen Anfänger oder an fortgeschrittene Blogger und Unternehmen?
Die Influencer Marketing Academy richtet sich an alle Influencer, die gerne etwas mehr wollen. Auch an absolute Anfänger mit einer konkreten Projektidee. Und natürlich an Marketer in Unternehmen, die auf Basis fairer und regelgerechter Kooperationsmodelle neue Chancen in der Online-PR nutzen möchten.
Sie bieten auch einen Anti-Stalking-Kurs für Influencerinnen an. Wie groß ist das Stalking-Problem wirklich?
Stalking ist dank sozialer Medien und der häufigen Selbstinszenierung von Influencerinnen ein Massenphänomen. Es gibt hierzu keine offizielle Statistik. In unseren Anti-Stalking-Coachings mit Sandra Cegla geht es im ersten Schritt um Prävention. Als Kriminalkommissarin a.D. kennt sie sowohl die Szene als auch die eingeschränkte Reaktionsfreudigkeit der Polizei zu diesem Thema.
Es gibt eine sehr hohe Dunkelziffer, Experten gehen von 600.000 Fällen pro Jahr aus. Die Gefahr ist omnipräsent: Die Grenze zwischen Recherche und tatsächlicher Belästigung kann schnell überwunden werden, zumal Kontaktdaten von Influencerinnen meist öffentlich bekannt sind.
Mehr spannende Artikel zum Thema Influencer Marketing lesen Sie in unserem Dossier Dos und Dont's im Influencer Marketing.