Jack Dorsey auf der Dmexco:
Weltmacht WPP: Wie Martin Sorrell den Twitter-Chef grillt
Twitter-CEO Jack Dorsey erschien nicht persönlich auf der Dmexco. Das half nichts: Denn WPP-Chef Martin Sorrell nahm ihn via Live-Schalte in die Mangel. W&V-Redakteurin Frauke Schobelt war dabei.
Es hat schon etwas unfreiwillig Komisches, wenn Twitter-CEO Jack Dorsey über den neuen Video-Streaming-Deal seiner Plattform berichtet, der gestern startete - und sein eigener Videostream aus San Francisco immer wieder hakt und ausfällt. Dorsey war auf der Dmexco in der Congress Hall zur Plauderstunde mit WPP-Chef Martin Sorrell verabredet. Kurzfristig sagte er ab und wurde deshalb per Live-Video zugeschaltet, "nach einem Jahr Planung", wie der WPP-Chef nochmal betonte. Um ein Uhr morgens Ortszeit in San Francisco stellte sich Dorsey dennoch via Video den Fragen von Sorrell, der ihn teilweise ganz schön röstete.
Zum Beispiel mit der Frage, warum Twitter immer noch nicht profitabel sei, obwohl Werbenetzwerke wie WPP und andere Agenturen Millionen von Werbe-Dollar ihrer Kunden investierten, WPP alleine rund 150 Millionen Dollar im vergangenen Jahr. Oder wie er dazu stehe, dass Twitter vielleicht eine Präsidentschaft von Twitter-Enthusiast Donald Trump mit ermögliche und damit beweise, wie mächtig die Kommunikationsplattform sein kann - der geschäftliche Erfolg aber trotzdem ausbleibe. Die Fragen waren allerdings manchmal interessanter als die Antworten, denn Dorsey blieb bei vielem ziemlich vage. Oder man konnte ihn schlicht nicht verstehen.
TV- und Streamingrechte nicht bündeln sondern splitten
Viel Hoffnung setzt Dorsey auf die neuen Live-Video-Angebote. Gestern launchte Twitter eine neue Live-Video App, die es Nutzern ermöglicht, auch via Apple TV, die Amazon Fire TV Box und die Spielekonsole Xbox One Live-Videos zu konsumieren, ohne dafür die Twitter-Website besuchen zu müssen. Im Frühjahr hatte sich Twitter schon die Streaming-Rechte der NFL gesichert. Football-Fans können nun die zehn Donnerstagsspiele auf Twitter live verfolgen und kommentieren.
Auch die Spiele der National Basketball Association (NBA) und der Major League Baseball (MLB) werden über die Twitter-App gezeigt, ebenso Finanznachrichten von Cheddar und Bloomberg News oder Nachrichten von Twitter-Apps wie Vine und Periscope. Twitter wolle sich künftig noch mehr als Ort für Diskussionen bei großen Events etablieren und dies künftig mit Live-Übertragungen auf der selben Plattform verknüpfen. Dazu gehöre nicht nur Sport, sondern auch Entertainment oder Events wie die Präsidentschaftswahl. Deshalb plädiert Dorsey auch dafür, TV- und Streamingrechte nicht gebündelt zu verkaufen, sondern zu splitten. So könnten diese Events deutlich mehr Menschen erreichen.
Twitter investiere massiv in die technologische Weiterentwicklung der Plattform, so Dorsey. Für Nutzer soll die Bedienung so simpel wie möglich sein. Auch für Kunden will Twitter die Prozesse vereinfachen: "less time on the system and more on campaigns", so das Motto.
Martin Sorrell twittert ab 2017 - vielleicht
Vielleicht gehört auch künftig Martin Sorrell zu den CEOs, die sich auf Twitter zu Wort melden. Denn bisher schreibt er keine Tweets. Aber er bot dem Twitter-Chef einen Deal an: Wenn Dorsey zur Dmexco 2017 live erscheint, werde er anfangen zu twittern. Wie man das erfolgreich macht, kann er sich dann vielleicht bei Eon Musk, Tesla, oder Jeff Bezoz, Amazon abgucken. Für Jack Dorsey zwei CEOs mit vorbildlicher Twitter-Strategie.
Hier das Gespräch (ab 2:36)