Dmexco 2016:
Vice-Chef Smith: Gegen Facebook hilft nur Snapchat
Triple-A-Promis in Köln: Mit WPP-CEO Martin Sorrell und Vice-Chef Shane Smith zeigten sich am ersten Dmexco-Tag zwei Superstars der internationalen Werbebranche. Ihr Panel lohnte sich. W&V-Redakteurin Frauke Schobelt war dabei.
Die Zukunft des Werbemarktes, der Niedergang der Medien, Brexit, US-Wahlen und natürlich der Jugendversteher Vice - WPP-CEO Martin Sorrell und Shane Smith, Gründer und CEO von Vice, arbeiteten sich in den knapp 45 Minuten, die ihnen die Dmexco in der Conference Hall zustand, durch einen Stapel Themen. Und deshalb reichte natürlich auch nicht die Zeit für Fragen aus dem Publikum, das Sorrell zuvor animiert hatte, ihm doch bitte eine E-Mail mit selbigen zu schreiben. Ob jemand das Angebot annahm, ist nicht bekannt. Zuviele Fragen hatte Sorrell selbst im Skript stehen.
"Das Hauptgeschäft treiben andere an"
Dabei ist der WPP-Boss nicht nur an Vice als Werbeplattform interessiert, die es meisterhaft verstehe, mit ihren Inhalten über viele Kanäle die Generation Y zu erreichen - sondern auch als Investor. 8,5 Prozent hält WPP an Vice, so Sorrell. "Peanuts" im Vergleich zu Partnern wie Disney, Time Warner, 20th Century Fox oder Investoren aus dem Silicon Valley. Daher habe die Vision von Smith Sorrell zunächst nicht überzeugt: "I want to revolutionize the attitude of youth to news in the internet". "I was no great believer", sagt Sorrell, mittlerweile eines Besseren belehrt. Konventionelle Medien wie die "New York Times", "BBC" oder "Guardian" hätten es dagegen noch nicht verstanden: "Millenials sind interessiert an News", so Sorrell. Und nun folgen sie eben Vice.
Sorrell und Smith sagen eine weitere Konsolidierung der traditionellen und unter "einem enormen Druck stehenden" Medien voraus. "Das Hauptgeschäft treiben andere an, etwa die Algorithmen von Facebook", so Smith. Mainstream Medien sollten sich mit digitalen Anbietern zusammenschließen, eine Multiplattform-Strategie fahren, so Smith. Sein Unternehmen produziert News und Bewegtbild unter anderem für HBO. "Das ermöglicht uns Nachrichten ohne Werbung auszustrahlen", bekennt der Vice-Gründer offen. Was ihm vom Werber Sorrell naturgemäß ein "Shame on you" einbringt.
Bedenkliche Dominanz von Google und Facebook
Aber auch die Konsolidierung in der digitalen Welt werde voranschreiten, so ihre Prognose. Dabei sei schon jetzt die Dominanz von großen Playern wie Facebook und Google, die bereits 75 Prozent des Marktes beherrschten, bedenklich. Ein neuer Player wie Snapchat sei daher absolut "notwendig", so Smith, als "Gegensatz zu Facebook"". Es gebe mehr als genug Raum für beide Netzwerke. Auch Sorrell fordert, die Macht der großen Player zu hinterfragen. Und für bessere Messmethoden und Transparenz zu sorgen. Anspielend auf die Kickback-Studie der ANA fragt Sorrell: "Warum untersucht eigentlich keiner die Facebook-Algorithmen?" Kunden sei eine Messung nicht möglich, Anbieter und Kontrolleur sollte jedoch nicht ein und dasselbe Unternehmen sein. Und Shane Smith fordert eine "Demokratisierung von Inhalten und Informationen".
Angesprochen auf die Präsidentschaftswahlen in den USA, zeichnet Shane Smith ein eher düsteres Stimmungsbild der Generation Y. Die Vice-Nutzer seien enttäuscht von beiden Kandidaten und dem politischen System, das vor dem Kollaps stehe. "Die Präsidentschaftswahl sei "great for news, but bad for the country", so Smith. Und er sagt voraus, dass in der jungen Zielgruppe viele nicht zur Wahl gehen werden - ähnlich wie beim Brexit-Votum.
Artikel rund um die Dmexco finden Sie auch hier.
W&V-Videoblogger Mirko Kaminski hat unterdessen den deutschen Vice-Chef Benjamin Ruth interviewt. Hier ist das Dmexco-Video:
Die Dmexco veröffentlichte ein Video-Interview mit den beiden:
Kennen Sie schon unseren neuen Data Marketing Newsletter? W&V stellt für Sie jede Woche die wichtigsten News und Trends rund um Big Data, datengestützte Marketingkommunikation und digitale Kreation zusammen. Hier geht’s zur Anmeldung.