Keynote von Imran Khan :
Snapchat auf der Dmexco: "Wir sind kein Social-Media-Unternehmen"
Auftritt eines Popstars: Imran Khan, Strategiechef von Snapchat, lockte mit seinem Storytelling-Vortrag die Massen. Dabei räumte er auch mit einigen Irrtümern über die Plattform auf.
Dass Imran Khan und sein Arbeitgeber Snapchat auf der Dmexco eine Art Popstar-Status genießen, konnte man nicht nur an der proppevollen Congress Hall erkennen und den vielen Besuchern, die es sich sogar auf dem Boden zwischen den Stuhlreihen bequem machten. Sondern auch an dem Selfie, dass ein Fan - und mit ihm der ganze Saal - zum Schluss auf der Bühne mit dem CSO von Snapchat schießen durfte. Das erinnerte ein wenig an die WM und den Ronaldo-Flitzer.
Für den Strategiechef von Snapchat war es der erste Besuch auf der Dmexco. Sein Vortrag "Storytelling in the age of Snapchat" lockte auf Anhieb die Massen. Und Khan nutzte die Aufmerksamkeit, um die Werbemöglichkeiten seiner Plattform anzupreisen, die Vice-Chef Shane Smith zuvor als wichtiges Gegengewicht zu Facebook gelobt hatte.
Zu Beginn räumte Khan allerdings mit einigen Irrtümern auf. Snapchat sei in erster Linie eine "Camera-Company" und kein Social-Media-Unternehmen. "Und es ist nicht nur eine Plattform für junge Leute", so Khan. Die Hälfte der Nutzer in den USA sei über 25 Jahre alt.
Als "Camera Company" ermögliche Snapchat "visuelle Kommunikation". Das wichtigste Tool sei die Kamera, die User auffordert, selber kreativ zu werden, Fotos und Videos zu erstellen und mit diversen Filtern zu versehen. 60 Prozent der mittlerweile über 150 Millionen täglich aktiven User weltweit würden auf Snapchat Content kreieren und teilen, entweder "one-to-one" oder "one-to-many". Die Zahl der täglichen Video-Aufrufe soll bei weit über 10 Milliarden liegen. Und je mehr Inhalte, desto mehr Besuche auf Snapchat und desto mehr Zeit, die User dem Instant-Messaging-Dienst widmen. Laut Khan seien das weltweit im Schnitt bereits 25 bis 30 Minuten pro Nutzer, jeden Tag.
Neben der Möglichkeit, dort ganz persönlich "my story" in einer Art temporären Tagebuch zu erzählen, biete Snapchat ein Gemeinschaftserlebnis, an dem auch Marken teilhaben können. Bei der "Live Story" wird ein Event mit dem Content der User verknüpft, so dass etwa das Oktoberfest oder die Olympiade oder auch eine Stadt wie London aus "tausend Perspektiven" miterlebt werden können. "Ein Tor bei der WM sah man so aus vielen verschiedenen Winkeln", begeistert sich Khan. Allerdings habe etwas gefehlt: Eine einordnende Kommentierung der gezeigten Inhalte. "A strong editorial voice was missing", so Khan. Die erzählt, was da gerade auf dem Platz passiert. Da Kommentare im normalen Newsfeed schnell untergehen, entwickelte Snapchat "Discover". Eine Plattform, die bereits Medien wie "Cosmopolitan" und Marken nutzen, um Content und sogar eigene, für Snapchat entwickelte Video-Shows zu zeigen. Als Ergänzung zum User-Content. Und der Nutzer habe die Wahl, welche Inhalte er nutzt.
Snapchat habe sich zu einer "Storytelling-Plattform mit einem großen Engagement" entwickelt. Und biete so auch Marken inzwischen die Möglichkeit, den Usern ganz nah zu kommen. Etwa mit gesponserten Filtern, Linsen und Mobile Ads.
Beispiele: Ein Filter von Burberry verwandelt User-Fotos von Regenwetter in Sonnenschein. Gatorade ließ mit einem speziellen Superbowl-Filter User die traditionelle Finaldusche selbst "erleben". Mit Taco-Bell verwandelten sich Nutzer in Tacos, inklusive Grinsegesicht. Auch Mobile Games, die Installation von Apps und lange Videos seien möglich und bereits erfolgreich eingesetzt. Besonders wichtig dabei: "Sound matters", so Khan. Ohne Sound seien Videos nur "moving banners".
Snapchat zeigt, wohin die Reise für mobile Werbung geht. Und bedenkt man, dass Mobile in vielen Werbemarktprognosen eine mehr als glänzende Zukunft vorausgesagt wird, ist der Popstar-Staus auf der Dmexco umso verständlicher.
Hier das Video der Dmexco:
Artikel rund um die Dmexco finden Sie auch hier. Video-Interviews gibt in unserem Dmexco-Video-Channel. Der Veranstalter streamt außerdem auf Youtube.