Umfrage:
"Digital-Proletarierer aller Länder, vereinigt Euch!"
Wie können wir die digitale Zukunft menschlich gestalten? Und was müssen wir dafür tun? Das wollten wir von zahlreichen Digital-Experten wissen - und haben uns in der Branche umgehört. Mit spannenden Erkenntnissen. Lesen Sie Teil eins unserer großen Umfrage!
Wie können wir die digitale Zukunft menschlich gestalten? Und was müssen wir dafür tun? Das wollten wir von zahlreichen Digital-Experten wissen - und haben uns in der Branche umgehört. Mit spannenden Erkenntnissen: Den einen überkommen "angesichts der Entwicklung massive Störgefühle", andere finden, dass eigentlich alles immer besser wird. Lesen Sie Teil eins unserer großen Umfrage!
Sabine Bendiek, Vorsitzende der Geschäftsführung Microsoft Deutschland
"Menschen und Maschinen bringen ganz unterschiedliche Talente mit, gemeinsam können sie zum unschlagbaren Team werden. KI kann uns z.B. dabei helfen, Umweltrisiken besser zu kontrollieren, Ressourcen sinnvoller zu nutzen, die Zahl der Verkehrstoten zu senken und Krankheiten zu bekämpfen. Damit das gelingt, müssen wir sowohl die künstliche als auch die menschliche Intelligenz weiter stärken. Und wir brauchen eine Kultur der Transparenz und des Vertrauens, die möglichst viele Menschen ermutigt, die digitale Zukunft aktiv mit zu gestalten."
Michael Brandkamp, Geschäftsführer High-Tech Gründerfonds
"Die digitale Zukunft steht im Dienste der Menschheit, wenn neue Technologien zur Verbesserung unseres Lebens beitragen. Im Bereich Life Sciences sehen wir viele Innovationen, die Wissenschaftlern weltweit das Werkzeug für bessere Behandlungsmöglichkeiten und die Erforschung und Entwicklung neuer Medikamente zur Verfügung stellen. Wir investieren seit Jahren in innovative Life-Science-Startups – so tragen wir unseren Teil dazu bei, die Lebensqualität der Menschen mit Hilfe digitaler Technologien zu steigern und Antworten auf die medizinischen Herausforderungen der Zukunft zu finden."
Philipp Westermeyer, Gründer Online Marketing Rockstars
"Die Welt ist seit vielen Jahrhunderten immer besser und menschlicher geworden, wenn auch mit Rückschlägen und Dellen. Ich glaube das wird auch in der digitalen Zeit so bleiben. Wir brauchen dafür sicherlich mehr als zuvor starke wertevermittelnde Strukturen in der Gesellschaft (Schulen, Vereinen, Familien, Führungspersonen) und eine explizite Anpassung mit Blick auf diese Wertevermittlung z. B. in Schulen und Hochschulen."
Stefan Voss, Senior Manager Digital Transformation Accenture Interactive
"Künstliche Intelligenz wird niemanden ersetzen, sondern uns Menschen helfen, sich zu entwickeln, es wird eine Symbiose aus maschineller Effizienz und menschlicher Kreativität geben. Davon soll die Gesellschaft profitieren und für die Zukunft gerüstet sein. Mit Blick auf diese zukünftige Koexistenz mit intelligenten Maschinen sollten wir uns auf unsere Alleinstellungsmerkmale konzentrieren. Das wird dabei helfen, den Menschen wieder stärker in den Fokus technologischer Innovationen zu rücken.“
Peter Kabel, Professor Interaction und Service Design HAW Hamburg
Als Internet-Promoter der ersten Stunde überkommen mich angesichts der Entwicklung häufig ebenfalls massive Störgefühle. Wer jedoch nur im Dystopischen verweilt, kann nicht gleichzeitig die notwendigen Utopien für eine menschliche digitale Zukunft entwickeln. Daher überrede ich mich täglich selbst zum aktiven Optimismus.
Technologie wird selbstverständlich nicht mehr verschwinden, sondern sich immer schneller weiter entwickeln. Die Frage wird sein, ob dies nach den derzeit bereits bekannten Regeln des Silicon Valleys, oder den – noch weniger attraktiven - chinesischen Spielregeln geschehen wird, oder ob wir Europäer, im internationalen Wettbewerb der Systeme, einen dritten Weg erdenken können, bei dem die unaufhaltsame Entwicklung der Technologie auf Basis der über Jahrhunderte in den Europäischen Gesellschaften verhandelten humanistischen Werte und Balancen eingehegt wird.
Im Zeitalter der mechanischen industriellen Revolution ist dies Europa ja bereits einmal gelungen. Ein selbstzerstörerischer Technologieschub mündete durch sozial-/ökologischer Bewegungen in eine Balance, die zwar täglich neu verhandelt werden muss, aber gleichzeitig Vorbild für viele Regionen der Welt ist und insgesamt recht lebenswerte Bedingungen geschaffen hat. Insofern: "Digital-Proletarierer aller Länder, vereinigt Euch!"
Anja Hendel, Director Porsche Digital Lab
"Die Arbeit, so wie wir sie kennen, wird sich verändern. Roboter und Maschinen werden nicht nur Teil von Fabriken sein, sondern auch in der Wissensarbeit Seite an Seite mit uns Menschen arbeiten. Auf diesen erneuten Wandel der Arbeitswelt müssen wir uns vorbereiten – und dabei nicht nur in künstliche, sondern vor allem in menschliche Intelligenz investieren. Unternehmen müssen sich mehr und mehr mit einem Reskilling-Prozess auseinandersetzen und in digitale Bildung investieren. Kreativität, Empathie, Neugier und Vorstellungskraft sind zentrale Fähigkeiten für die Arbeitswelt der Zukunft."
Christian Geyer, CEO Nano Interactive GembH
Die Liebe! Ein Heiratsantrag via WhatsApp? Adserver, die schon Trauring-Banner auf den Weg schicken, bevor die (oder der) Liebste überhaupt „ja“ gesagt hat? Nicht sonderlich romantisch! Und vor allem bei kostenlosen Plattformen nicht sonderlich privat. Deshalb müssen wir künftig mehr denn je ein Bewusstsein dafür schaffen, welche Informationen wir im Gegenzug für die Nutzung preisgeben und die Akzeptanz von kostenpflichtigen weil sicheren Kanälen stärken.
Wolfgang Bscheid, Geschäftsführer Mediascale
"Alles, was wir den Maschinen momentan an Negativem unterstellen, liegt zutiefst in unseren menschlichen Motiven begründet. Keine künstliche Intelligenz dieser Welt hegt den Wunsch nach Weltherrschaft . Sie wüsste gar nicht, warum. Nicht der Algorithmus diskriminiert, sondern wir, die die Regeln verfassen und die Vorgaben setzen. Und auch im Marketing gibt es bisher nur eine zentrale Anforderung bzw. einen Hauptbefehl an die Maschine: Erziele maximale Effizienz! Wenn wir menschlicher sein wollen, müssen wir der Maschine andere Befehle erteilen und andere Werte in den Algorithmus mit einbringen."
Christian Rätsch, CEO Saatchi & Saatchi Deutschland:
Die Digitalisierung ermöglicht, dass Unternehmen und ihre Kunden nur einen Klick auseinander liegen. Die Verlockung ist groß, den Markt durch digitale Penetration zu erobern und sich Kunden automatisiert anzubieten. Doch das Risiko ist höher, die eigene Identität und damit das Bindungspotential der Marke zu verspielen. Gerade weil das Netz Vergleichbarkeit herstellt, wird Marke und der Mensch dahinter zum zentralen Kapital von Unternehmen. Dieses gilt es auszubauen und systematisch zu pflegen.
So verstanden ist digitale Marktbearbeitung ein effizienter Kommunikationsturbo. Am Ende wollen Menschen aber berührt werden und so gilt: Fakten führen zu Schlussfolgerungen, Emotionen zur Aktion.
Den 2. Teil unserer großen Umfrage gibt es ab dem 24. Juli in unserem Digital Special "Digital Inspiration".