Kreativität im TV:
Wo Kreativität im TV entsteht
Wo entstehen die neuen Trends im TV? Fast jeder Sender hat sogenannte Creative Labs, in denen Format-Ideen gesponnen werden
Die TV-Branche spürt einen gewissen Druck. Schuld daran sind TV-Streamer wie Amazon und Netflix, die Highend-Produkte anbieten – noch dazu ort- und zeitunabhängig. „Die Erwartung der jüngeren Zielgruppe hat sich grundlegend geändert“, sagt ZDF-Programmdirektor Norbert Himmler. Daher haben Sender wie ProSieben, Sat.1, RTL, RTL II, ARD und auch das Zweite sogenannte Creative-Labs eingerichtet, um neue kreative Ideen fürs Programm zu entwickeln.
Innovative Formate
Vor allem der Sender Vox hat sich hier in den letzten beiden Jahren einen Namen gemacht. "Auf dem weißen Blatt Papier steht zu Beginn oft nicht mehr als ein Einzeiler", sagt Marcel Amruschkewitz, Chef der Vox-Unit. Entstanden sind beim RTL-Schwestersender eine Reihe Ideen für ganz neue Genres im deutschen TV. Darunter die Musikshow "Sing meinen Song", "Die Höhle der Löwen" oder "Club der Roten Bänder". Beim ZDF entstand beispielsweise das Trödelformat "Bares für Rares", aktuell wohl die erfolgreichste Sendung im Nachmittagsprogramm. Die Marktanteile klettern hier immer wieder auf bis zu 25 Prozent. "Bares für Rares" ist innovativ und solide zugleich.
Der ARD dagegen gelang es mit Hilfe der Kreativ-Verantwortlichen am Vorabend langlaufende Serien zu etablieren, darunter "Alles Klara". "Der Aufbau der Fiktion war ein Kraftakt“, sagt ARD-Vorabend-Koordinator Frank Beckmann, der auch mit neuen Quizsendungen wie "Wer weiß denn sowas?" beim Publikum punkten kann.
Geschick ist gefragt
Während die Sendergruppe ProSiebenSat.1 sich weiterhin stark mit Material aus dem internationalen Markt eindeckt, setzt man bei RTL den Fokus stärker auf Eigenentwicklungen. Die Ressortleiterin Programmentwicklung RTL, Kirsten Petersen, entwickelt mit ihrem Team Shows, "in denen Kandidaten physisch herausgefordert werden, wie beispielsweise ‚Ninja Warrior‘ oder auch ‚Big Bounce‘, wo Kandidaten sehr viel Geschick auf dem Trampolin beweisen müssen."
Generell schaffen es von 100 neuen Ideen nur die allerwenigsten ins Programm. "Von 100 packen es maximal ein bis zwei", meint Vox-Kreativchef Amruschkewitz. Und von diesen wiederum auch nicht jede in eine zweite Staffel, so wie es beispielsweise dem RTL-II-Format "Curvy Supermodel", die RTL-Eigenentwicklungen "Magda macht das schon" und "Ninja Warrior" oder dem ProSieben-Reportage-Magazin "Uncovered" gelungen ist.