Studie:
Vertrauensfrage: User fühlen sich im Social Web zunehmend unsicher
Es ist paradox: Obwohl User Facebook und anderen sozialen Plattformen misstrauen, bleiben die Werbespendings weiterhin hoch. Eine Studie von Media Impact zeigt, wie sich das Verhalten der User im Netz allmählich wandelt.
Das Vertrauen in Social Media ist futsch. Auch wenn noch viele Facebook, Instagram und Twitter nutzen, sind sich die meisten Deutschen bewusst, dass sie sich - vor allem, wenn es um ihre Daten geht - auf unsicherem Terrain bewegen. Jederzeit kann alles passieren.
Diese Stimmungsbild spiegelt die Studie "Digital Values 2.0 - Trust me, if you can!" von Media Impact wider. Dazu wurden Erwachsene von 16 bis 65 Jahren zu ihrer Online-Nutzung befragt. Den Stein des Unbehagens ins Rollen gesetzt hat Facebook mit Camebridge Analytica: Gemeinsam und heimlich haben sie User-Daten verwertet. Zum Schock aller? Nicht mal: Laut Studie haben 83 Prozent die große Mehrheit der Deutschen damit gerechnet, dass so ein Daten-Desaster mal passieren würde. Was bedeutet: Das Vertrauensverhältnis war schon vorher gestört.
Doch fühlen sich die Internet-Nutzer nicht überall bedroht. Den journalistisch aufbereitete Nachrichtenseiten und Email-Diensten vertrauen sie. Dort informieren sie sich gezielt über aktuelle Geschehenisse in der Welt. Der Studie zufolge hat jeder Dritte während der Nutzung auf diesen Portalen ein Gefühl der Sicherheit. Bei Social Media-Angeboten, vor allem Facebook, sind es nur 14 Prozent. Das hängt auch damit zusammen, dass 41 Prozent der befragten Online-Nutzer - oder aber jemand, den sie kennen - schon einmal auf Fake News reingefallen sind. Das erhöht die Einschätzung, weiten Teilen des Netzes nicht trauen zu können.
Fake-Profil zum Schutz vor Datenpannen
Das hat weitreichende Konsequenz für die Digitalwirtschaft. Jeder Zweite löscht regelmäßig seinen Browserverlauf oder Cookies. Manche User haben sich schon ein Fake-Profil verpasst, um sich vor weiteren Daten-Pannen zu schützen. So macht ein Fünftel der Befragten bewusst falsche Angaben zur Person, um die eigene Identität zu verschleiern. Oder aber sie meiden Social Media komplett, um ihre eigene Identität im Internet zu schützen. Ein Viertel derjenigen, die vom Datenskandal gehört haben, geben an, Facebook gar nicht mehr zu nutzen.
Die Nutzer sind sich bewusst, dass sie im Netz mit Unwahrheiten und Betrug konfrontiert werden können. Besonders fürchten sie das bei Social Media - 45 Prozent erwarten das bei Facebook. Das wirkt sich auf die Werberezeption aus: So scrollen 59 Prozent der Befragten über Werbung auf Facebook hinweg. Vor allem dann, wenn zu viel Werbung gezeigt wird. Natürlich hängt das auch mit der Facebook-Nutzung allgemein zusammen: Social Media werden von den meisten mehrmals täglich aufgerufen. Gut die Hälfte tut das aus Gewohnheit, ohne groß darüber nachzudenken. Meist ist die Nutzungsdauer auf wenige Minuten beschränkt, da nur wenige oder keine neuen Inhalte angezeigt werden. Noch störender wird Werbung auf Youtube emfpunden. Der User fühlt sich bei seiner Lust, ein Video anzugucken, gestört.
Dennoch: Auch wenn die Werbungtreibenden über Vertrauen und Brand Safety im Netz diskutieren, haben sie ihre Werbespendings von den sozialen Plattformen nicht abgezogen. Im Gegenteil: Laut der Umfrage „OMG Preview 2018“ wurde gar ein Zuwachs der Werbeeinkünfte von Facebook um zehn bis zwölf Prozent für das Jahr 2018 prognostiziert.